Packeis
Jagd gehe. Das verlängert den Flug nur um wenige Minuten. Es klingt ja so, als wäre es ziemlich gutes Zeug, das du durcharbeiten sollst.«
»Ja, das Material ist wirklich erstaunlich«, bestätigte Barrett.
»Tris hat Recht. Das Thema ist ziemlich geheimnisvoll, und die Autorin verallgemeinert stellenweise sehr. Und es besteht ein Unterschied zwischen in der Natur vorkommenden Phänomenen und dem, was wir in Gang zu setzen versuchen. Aber sie schreibt sehr kundig und informiert über dieses sogenannte Gegenmittel. Sie klingt, als hätte sie mit Kovacs persönlich darüber gesprochen.«
»Guter Mann. Ich vermute, das heißt, dass du dem Projekt erhalten bleibst.«
»Nein.« Barrett schüttelte den Kopf. »Es gibt hier nichts, das mich dazu bringen könnte, meine Meinung zu ändern. Selbst wenn wir uns mit dieser Frau unterhalten würden, lässt sich nicht sagen, wie viel sie tatsächlich weiß oder wie viel reine Theorie ist. Dieser Wahnsinn kann nicht weitergehen. Die einzige Möglichkeit, ein Desaster zu vermeiden, ist, an die Öffentlichkeit zu gehen.«
»Was meinst du damit?«
»Ich habe einen Freund in der Wissenschaftsredaktion der
Seattle Times
. Den rufe ich an, sobald wir gelandet sind, und erzähle ihm die ganze Geschichte.«
»Hey, Spider, du kannst den Leuten die Einzelheiten dieser Geschichte nicht verraten«, sagte Doyle und schüttelte heftig den Kopf. »Bist du ganz sicher, dass du damit an die Öffentlichkeit gehen willst? Du könntest in größte Schwierigkeiten geraten.«
»Das Risiko muss ich eingehen.«
»Das wird Tris und dem ganzen Projekt den Todesstoß versetzen. Er ist immerhin dein Partner.«
»Darüber habe ich gründlich nachgedacht. Auf lange Sicht wird es für ihn das Beste sein.«
»Also ich weiß nicht so recht.«
»
Ich
aber. Am Ende wird er mir noch dafür danken, dass ich diesen verrückten Plan vereitelt habe.«
»Warum wartest du nicht? Er sagte, er würde sich zurückhalten, bis jemand mit Kovacs’ Enkelin gesprochen hat.«
»Ich arbeite schon lange mit Tris zusammen und kenne ihn. Er hat es nur gesagt, um mich zu beruhigen«, meinte Barrett lächelnd. »Die Welt muss erfahren, was wir ausbrüten, und unglücklicherweise bin ich derjenige, der alles ausplaudern wird.«
»Ach, Mist.«
»Was ist, Mickey? Du meintest doch, ich sei der Schwermütige in unserer Truppe.«
»Wie lange kennen wir uns schon, Spider?«
»Seit unserer Zeit am MIT. Du hast damals in der Cafeteria gearbeitet. Wie könnte ich das vergessen?«
»Ich hab’s nicht vergessen. Du warst der Einzige unter diesen neunmalklugen College-Kids, der mich nicht wie den letzten Dreck behandelt hat. Du warst mein Freund.«
»Du hast dich dafür bestens revanchiert. Du kanntest in Cambridge immer die Bars, wo man die besten Girls treffen konnte.«
»Die kenne ich immer noch«, sagte Doyle grinsend.
»Du hast deinen Weg gemacht, Mickey. Nicht jeder kann Pilot werden.«
»Ich bin doch nur ein ganz kleines Licht, verglichen mit dem Großen Mann.«
»Tris? Ich vermute, er ist überlebensgroß. Ich bin wie ein Architekt, der nur ein einziges Haus baut. Er ist dagegen wie der Entwickler, der Tausende dieser Häuser verkauft. Seine Visionen waren es, die uns reich gemacht haben.«
»Glaubst du eigentlich an diesen Anarchiekram, von dem er ständig redet?«
»An einiges schon. Auf dieser Welt ist vieles aus dem Gleichgewicht geraten, und ich würde gerne die Eliten aufrütteln, aber im Grunde interessierte mich die wissenschaftliche Herausforderung viel mehr. Nun hat sich das zerschlagen, und ich muss die Dinge in Ordnung bringen.«
»Und ich kann dir als guter Freund nur den Rat geben, dass das keine gute Idee ist.«
»Ich weiß diese Freundschaft zu schätzen, aber ich muss darauf erwidern, dass es mir leid tut, aber ich kann nicht anders.«
Doyle schwieg einige Sekunden lang, dann meinte er: »Mir tut es auch leid.« Tiefe Traurigkeit lag in seiner Stimme.
Nachdem dieses Thema offensichtlich abgehandelt war, widmete Barrett seine Aufmerksamkeit wieder der Mappe und blickte nur gelegentlich aus dem Cockpitfenster. Sie überflogen dichte Wälder, als Doyle plötzlich die Ohren spitzte.
»Verdammt! Was ist das?«
Barrett schaute von seiner Lektüre hoch. »Außer dem Motor höre ich nichts.«
»Irgendetwas stimmt nicht«, sagte Doyle stirnrunzelnd. Das Flugzeug sackte einige Meter ab. »Verdammt, wir werden langsamer. Halt dich fest. Ich muss die Kiste runterbringen.«
»Du willst landen?«
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