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Päpste pupsen nicht (German Edition)

Päpste pupsen nicht (German Edition)

Titel: Päpste pupsen nicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Smoltczyk
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hat einfach kein Wort gesagt, sondern nur geradeaus geschaut. Bestimmt eine Minute lang. Dann sagte sie: »Stammen Adam und Eva eigentlich auch vom Affen ab?«
    Ich weiß bis heute nicht, wie sie darauf kam. Aber ich weiß, dass Frau Tiedemann ganz rote Ohren bekam und Eloise schnell auf einen freien Stuhl bugsierte. Und ich wusste in diesem Moment, dass Eloise meine beste Freundin werden würde.
    Eigentlich müsste ich jetzt weitererzählen, was uns im Schulbus auf der Tiberbrücke passiert ist. Das kommt schon noch. Aber zuerst muss ich von Eloise reden, denn ohne sie hätte ich diese Geschichte nicht durchgestanden. Glaube ich jedenfalls.
    Damals brauchte ich wie gesagt dringend eine beste Freundin. Du bist einfach völlig allein, wenn du mitten im Schuljahr in eine Klasse kommst, wo sich alle schon von der Krabbel-und-Windel-Gruppe kennen. In so eine Klasse zu kommen, ist, als würde man bei der Reise nach Jerusalem immer die Letzte ohne Stuhl sein. Die Musik hört auf, alle sitzen und du stehst als Einzige rum. So ungefähr war mein erstes halbes Jahr. Bis Eloise kam.
    Beste Freundinnen fallen vom Himmel. Man weiß im ersten Moment, ob es die Richtige ist. Sie hat lustige Ohren oder riecht gut oder sagt komische Sätze und man möchte dann immer nur diese Ohren anschauen oder an ihr riechen oder auch komische Sätze sagen. Ich habe Eloise jedenfalls gleich nach ihrer Telefonnummer gefragt. Und am nächsten Nachmittag habe ich alle Sachen, die ich liebe, in eine Reisetasche gepackt. Meinen Kuschelhund Billy, die aufgeschnittene Muschel, die Papa mir mitgebracht hat, das Foto von meinem Cousin und das von meiner bis-dahin-besten Freundin aus Berlin und den anderen Kindern von der Lietzensee-Schule, meine Blockflöte und den geheimen Brief, den ich mal im Schulbus gefunden habe.
    Dann habe ich Mama gefragt, ob sie mich zu Eloise bringt. »Das geht nicht«, hat Mama gesagt. »Eloises Eltern wohnen nicht in Italien.«
    »Wieso das nicht?«
    »Sie wohnen im Vatikan und da kann man nicht einfach reingehen«, hat Mama gesagt. Aber dann hat sie doch angerufen und wir sind losgelaufen.
    Eloise stand mit ihrer Mutter an einem Tor in einer hohen Mauer. Es sah aus wie ein Burgtor, mit echten Wachen in Uniformen wie aus dem Harry-Potter-Film, den ich erst nicht sehen durfte. »Ich muss wohl draußen bleiben«, sagte Mama, und es hörte sich an, als würde sie eines dieser Schilder am Supermarkt vorlesen.
    »Okay, dann tschüs«, sagte ich. Eloise hatte ihr Kinderzimmer gleich hinter der Mauer, wo die Wachen wohnen. Ich ging rein, packte meine Tasche aus und erzählte zu jedem Ding eine Geschichte. Zu Billy, zur Muschel, zu dem Brief. Dann wusste sie, dass wir jetzt beste Freundinnen waren.
    Eloise sagte, es sei blöd, im Vatikan zu wohnen. Die Leute hier hätten keine Familien, würden immer so fromm tun und einem unterm Kinn kraulen.
    »Das kenn ich«, sagte ich.
    Dann erzählte sie von Geheimgängen und verbotenen Bibliotheken und dass es einen Turm mit meterdicken Mauern gebe, in dem der Schatz des Papstes aufbewahrt wird. Das habe ich ihr erst nicht geglaubt.
    In der Schule saßen wir von nun an nebeneinander.
    Wenn wir im Fernsehen sahen, dass der Papst eine Reise machte, dann wusste Eloise immer ganz genau, wo ihr Vater gerade war. Denn der muss immer auf der linken Seite des Papstmobils laufen. Damit niemand dem Papst einen Kuss gibt oder eine Torte wirft. Eloises Vater hat dann einen Knopf im Ohr, schaut sehr streng und blickt wie ein Leuchtturm in alle Richtungen. Aber nur Eloise und ich wissen, was er unter seiner Uniform trägt. Nämlich ein kleines Stoffkamel, das Eloise ihm als Glücksbringer mitgegeben hat. Selbst der Papst weiß nichts davon und das will einiges heißen.
    Aber warum erzähle ich das? Eigentlich nur, um klarzumachen, dass Eloise genau die richtige Freundin ist, wenn es darum geht, einem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Und mit nichts anderem hatten wir es, in einem harmlosen Schulbus sitzend, zu tun.
    Da passierte nämlich gerade etwas, was nicht passieren dürfte.
    Die Stare über der Engelsburg bewegten sich anders als sonst. Sie hatten sich zusammengeballt wie immer, aber plötzlich beulte sich die Wolke aus, wurde immer spitzer, bis nur noch ein einziger Vogel vorne flog. Dann zog ein anderer nach oben, ein dritter zur Seite und zwei weitere blieben ein wenig zurück, bis der ganze Schwarm die Form eines – ja: »Ein Gesicht …«, flüsterte mir Eloise ins Ohr, ganz dicht, sodass es im

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