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Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet

Titel: Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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zuwendet, durch die Tür läuft und hinter einer Verkaufstheke in Deckung geht. Mira folgt ihm und sucht den Gang zu ihrer Rechten nach Bewegungen ab. Der Kollege presst sich an einen Verkaufsstand mit Käselaibern in der Größe von Autoreifen. Er atmet schnell und steht in Funkkontakt mit der Einsatzleitung. Der rot leuchtende Punkt seines Laserzielgeräts zittert auf dem Fußboden vor seinen Füßen. Mira bewegt sich zur Theke rechts von ihm und versucht, etwas zu sehen. Durch die Glasscheiben an der Decke zwanzig Meter über ihr fällt gräuliches Licht herein. Sie hebt erneut ihre Glock und sieht über dem Korn blank geputzte Flächen aus rostfreiem Stahl. In einer gläsernen Vitrine liegt ein großes abgehangenes Rinderfilet. Etwas bewegt sich zitternd zwischen den Spiegelbildern in den Glasscheiben. Sie erahnt eine schlanke Gestalt mit gesprenkelten Flügeln. Ein Todesengel, denkt sie genau in dem Moment, in dem man auf den dunklen Wänden der Markthalle den Widerschein des Mündungsfeuers einer schallgedämpften Schnellfeuerwaffe sieht.
    Stewe Billgren steht geduckt hinter dem zivilen Polizeifahrzeug mit gepanzerten Türen und Fenstern. Er hat seine Sig Sauer gezogen, die auf der Motorhaube aufliegt, während er den Blick zwischen den beiden Seiteneingängen der Markthalle hin und her schweifen lässt. Sirenen nähern sich aus mehreren Richtungen. Polizisten mit schwerer Ausrüstung sammeln sich auf dem Platz vor dem Haupteingang. Auf einmal hört man durch die Wände den kurzen peitschenden Knall einer Pistole. Stewe zuckt zusammen, betet zu Gott, dass ihm nichts zustoßen möge, und denkt, dass er weglaufen und seinen Job als Polizist aufgeben sollte.

79
    Wenn es passiert
    Joona Linna erwacht in seiner Wohnung in der Wallingatan. Er öffnet die Augen und blickt in den hellen Frühsommerhimmel hinaus. Er zieht nie die Vorhänge zu, bevorzugt das natürliche Licht.
    Es ist früher Morgen.
    Als er sich im Bett herumdreht, um weiterzuschlafen, klingelt das Telefon.
    Noch ehe er sich aufsetzt und an den Apparat geht, ist ihm klar, worum es geht. Er greift nach dem Telefon, lauscht dem gestressten Bericht über die Entwicklung des Einsatzes, öffnet den Safe und holt seine Pistole heraus, eine silbrig glänzende Smith & Wesson. Der Tatverdächtige befindet sich in der Östermalm-Markthalle, und die Polizei hat soeben ohne durchdachte Strategie das Gebäude gestürmt.
    Seitdem der Alarm ausgelöst wurde und der Täter in der Markthalle verschwand, sind erst sechs Minuten vergangen. Die Einsatzleitung versucht, das Vorgehen der Polizei zu koordinieren, das erweiterte Einsatzgebiet abzusperren und die einzelnen Gruppen zu verschieben, ohne die Bewachung von Penelope Fernandez zu vernachlässigen.
    Eine neue Einsatzgruppe benutzt den Eingang an der Nybrogatan. Sie wenden sich nach links, am Süßwarenladen und den Tischen der Fischrestaurants mit den Stühlen darauf, an Kühlthekenmit Hummern und Steinbutt auf zerstoßenem Eis vorbei. Man hört die schnellen Schritte der Beamten auf dem Fußboden, während sie geduckt weitereilen, sich verteilen und hinter Pfeilern in Deckung gehen. Während sie neue Anweisungen abwarten, hören sie vor sich in der Dunkelheit jemanden jammern, ein Kollege liegt hinter einer Fleischertheke schwer verletzt in seinem Blut.
    Über den rußigen Scheiben an der Decke nimmt der Sommerhimmel allmählich Gestalt an. Miras Herz rast. Soeben sind zwei dumpfe Schüsse abgefeuert worden, gefolgt von vier schnellen Pistolenschüssen und zwei weiteren dumpfen Schüssen. Ein Polizist ist still, ein zweiter ist verletzt und ruft, dass er im Bauch getroffen wurde und Hilfe braucht.
    »Hört mich denn keiner?«, wimmert er.
    Mira beobachtet das Spiegelbild in der Glasscheibe, die Gestalt, die sich hinter einem Stand mit herabhängenden Fasanen und geräuchertem Rentierfleisch bewegt. Sie zeigt ihrem Kollegen an, dass schräg vor ihnen jemand ist. Er ruft die Einsatzzentrale und erkundigt sich leise, ob dort bekannt ist, dass sich ein Polizist im Mittelgang aufhält. Mira wischt sich den Schweiß von der Hand, nimmt erneut ihre Pistole und verfolgt die seltsamen Bewegungen mit den Augen. Sie nähert sich vorsichtig, zusammengekauert, presst sich seitlich gegen eine Gemüsetheke. Die Glock zittert in ihrer Hand, sie lässt sie herabsinken, atmet tief durch und nähert sich der Ecke. Ihr Kollege gibt ihr ein Zeichen. Er koordiniert einen Einsatz mit drei anderen Beamten, die von der Nybrogatan

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