Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
Menschen und Autos. Sie hält einen Plastikbecher mit Wasser in der Hand, aber als sie seine Augen sieht, wirft sie den Becher fort und läuft zu ihm.
»Er entkommt uns wieder«, sagt er zu sich selbst. »Er darf uns einfach nicht noch einmal entkommen.«
Joona schaut sich um, denkt daran, dass er eben, als er aus der Botschaft herauslief, Penelope Fernandez am Zaun zur japanischen Botschaft vorbeigehen sah, sie hatte eine Decke um die Schultern gelegt und bog in die Gärdesgatan ein.
»Hol ein Gewehr«, ruft Joona Saga zu und läuft los.
Er folgt dem Zaun, biegt rechts ab, hält Ausschau, sieht aber weder Penelope noch den Killer.
Eine Frau lässt ihre schlanken Dalmatiner auf der Grasfläche hinter dem Italienischen Kulturinstitut frei herumlaufen.
Hinter ihm ruft Saga etwas, aber er versteht sie nicht, sein Herz schlägt zu schnell, in seinem Kopf rauscht es. Er wird noch einmal schneller, läuft auf ein kleines Waldstück zu und hört plötzlich einen Pistolenschuss. Er stolpert in einen Graben hinunter, eilt eine Böschung hinauf und rennt zwischen die Bäume.
Weitere Pistolenschüsse werden abgefeuert, es knallt kurz und schneidend.
Joona wirft sich durch dichtes Unterholz und gelangt auf das sonnenbeschienene Brachland hinaus. Dreihundert Meter vor sich sieht er Penelope unter einer Birke, sie bewegt sich langsam. Ein Mann sitzt mit hängendem Kopf an den Stamm gelehnt. Penelope hockt vor ihm, aber plötzlich passiert etwas. Sie wird erst nachvorn gerissen und fällt danach nach hinten. Der Mann richtet eine Pistole auf sie. Im Laufen hebt Joona seine Waffe und zielt auf ihn, aber er ist viel zu weit weg. Er bleibt stehen und hält seine Pistole mit beiden Händen, als der Killer Penelope zweimal in die Brust schießt. Sie wird zurückgeworfen und bleibt auf dem Rücken liegen. Der Mörder ist erschöpft, richtet aber trotzdem erneut die Waffe auf sie. Joona feuert einen Schuss ab, trifft aber nicht. Er läuft weiter und sieht Penelope mit den Beinen strampeln, um fortzukommen. Der Killer schaut zu Joona hinüber, wendet sich dann jedoch erneut Penelope zu. Er sieht ihr in die Augen und zielt mit der Pistole auf ihr Gesicht. Ein Schuss wird abgefeuert. Joona hört hinter sich einen lauten Knall. Neben seinem rechten Ohr pfeift es, und in derselben Sekunde spritzt eine Kaskade von Blut aus dem Rücken des Killers. Das Blut schlägt gegen den weißen Stamm der Birke. Das Vollmantelgeschoss hat Brustbein und Herz des Mannes durchschlagen. Joona läuft weiter, zielt immer noch auf ihn. Es fällt ein zweiter Schuss, und Joona sieht den bereits toten Mann kurz zucken, als die Kugel nur einen Zentimeter über der ersten Eintrittswunde in seiner Brust einschlägt. Joona lässt die Pistole sinken, dreht sich um und sieht Saga Bauer mit einem Präzisionsgewehr im Anschlag am Waldsaum stehen. Ihre Haare schimmern in den Sonnenstrahlen, die durchs Laub fallen, und ihr Gesicht bleibt konzentriert, als sie das Gewehr senkt.
Penelope steht auf und bewegt sich hustend ins Sonnenlicht. Sie starrt den toten Mann an. Joona geht zu dem Profikiller, tritt die Pistole fort und tastet am Hals nach dem Puls, um ganz sicher zu sein, dass der Mann tot ist.
Penelope knöpft ihre Schutzweste auf und lässt sie ins Gras fallen. Joona geht zu ihr. Sie macht einen Schritt auf ihn zu und sieht aus, als könnte sie jeden Moment ohnmächtig werden. Er legt die Arme um sie und spürt ihre Erschöpfung, als ihre Wange an seiner Brust ruht.
87
Die falsche Fährte
Der Mann mit dem weggesprengten Gesicht aus der Herrentoilette der deutschen Botschaft starb nur eine Stunde nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus. Er wurde als Dieter Gramma identifiziert, Sekretär des Kulturattachés. Bei der äußeren Besichtigung fand Chefpathologe Nils Åhlén an seinen Kleidern Reste von Klebeband und Male und Wunden an Handgelenken und Hals, die darauf hindeuteten, dass er zum Zeitpunkt der Explosion gefesselt war.
Nach einer ersten Untersuchung des Tatorts und einer Analyse der Aufnahmen der Überwachungskameras ließ sich der Tathergang einigermaßen exakt rekonstruieren.
Nachdem er in sein Büro in der ersten Etage der Botschaft gekommen war, schaltete Dieter Gramma seinen Computer ein und rief seine Mails ab. Er beantwortete keine Nachricht, markierte jedoch drei von ihnen. Anschließend ging er in die Teeküche, stellte die Espressomaschine an und begab sich zur Herrentoilette. Er wollte gerade die Tür zu einer Kabine öffnen, als er
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