Paganinis Fluch - Kepler, L: Paganinis Fluch - Paganinikontraktet
größer als zwei Zentimeter.
Joona drückt die Klinke herunter, öffnet vorsichtig die Tür und wird von lauter, kreischender Musik empfangen, die wie eine elektronisch bearbeitete Version von Jimi Hendrix’ »Machine Gun« klingt. Die Musik übertönt alle anderen Geräusche, die kreischenden Gitarrentöne haben einen träumerischen, wogenden Rhythmus.
Joona schließt die Tür hinter sich und eilt im Laufschritt durch einen Raum voller Gerümpel, Bücher- und Zeitungsstapel reichen bis zur Decke. Es ist fast dunkel, aber Joona ahnt, dass die Haufen in dem Raum ein System aus Gängen bilden, ein Labyrinth, das zu neuen Türen führt.
Er eilt durch diese Passage, tritt in bleiches Licht und geht weiter geradeaus, bis der Gang sich teilt und er sich für rechts entscheidet, dann aber rasch wieder kehrtmacht.
Er glaubt, etwas gesehen zu haben, eine hastige Bewegung, einen Schatten,der sofort wieder aus dem Augenwinkel verschwand.
Er ist sich nicht sicher.
Joona geht weiter, bleibt an einer Ecke jedoch stehen und versucht, etwas zu sehen. Eine nackte Glühbirne baumelt an ihrem Kabel von der Decke herab.
Durch die Musik hindurch hört Joona plötzlich einen Schrei, einen Menschen, der hinter schalldämpfenden Wänden brüllt. Er bleibt stehen, geht ein Stück zurück und blickt in einen engen Gang, in dem ein Stapel Illustrierte seitlich umgekippt ist und auf dem Fußboden verstreut liegt.
Joona spürt die Kopfschmerzen, er hätte etwas essen sollen, ein paar Stücke dunkle Schokolade würden schon reichen. Er steigt über die heruntergefallenen Zeitschriften und erreicht eine Wendeltreppe, die zum unteren Stockwerk hinabführt. Es riecht nach süßlichem Rauch. Er hält sich am Geländer fest und versucht, möglichst schnell hinunterzuschleichen, hört aber, dass die Metalltreppe trotzdem Geräusche macht. Auf der untersten Stufe bleibt er vor einem schwarzen Samtvorhang stehen und legt seine Hand auf die Pistole im Halfter.
Hier ist die Musik leiser.
Durch einen Spalt im Vorhang dringt zusammen mit dem schweren Geruch von Hasch und Schweiß rotes Licht zu ihm hinaus. Joona versucht, etwas zu sehen, aber sein Blickfeld ist begrenzt. In einer Ecke steht ein Plastikclown mit einer roten Glühbirne als Nase. Joona zögert zwei Sekunden und betritt den Raum durch den schwarzen Samtvorhang. Sein Puls geht schneller, die Kopfschmerzen werden stärker. Er schaut sich um. Auf dem glatten Betonboden liegen eine doppelläufige Schrotflinte und ein offener Karton mit Flintenlaufgeschossen – schwere, solide Bleikugeln, die große Fleischwunden hinterlassen. Auf einem Bürostuhl sitzt ein nackter Mann. Er raucht mit geschlossenen Augen. Es ist nicht Daniel Marklund. Eine blonde Frau mit entblößten Brüsten lehnt halb aufgerichtet an der Wand, um die Hüfte hat sie eine Militärdecke geschlungen. Sie begegnet Joonas Blick, wirft ihm eine Kusshand zu und trinkt unbeeindruckt einen Schluck Bier aus einer Büchse.
Durch die einzige Türöffnung schallt ihm ein neuerlicher Schrei entgegen.
Joona lässt die beiden nicht aus den Augen, als er die Schrotflinte nimmt, die Mündung auf den Boden richtet und so auf den Lauf tritt, dass dieser einen Knick bekommt.
Die Frau stellt ihre Bierbüchse ab und kratzt sich geistesabwesend unter den Achseln.
Joona legt vorsichtig das Gewehr ab, durchquert an der Frau auf der Matratze vorbei den Raum und gelangt in einen Gang mit einer niedrigen Decke aus Kaninchendraht vor gelber Glaswolle. Der schwere Rauch einer Zigarre hängt in der Luft. Eine helle Lampe ist auf ihn gerichtet und er versucht, das Licht mit einer Hand abzuschirmen. Am Ende des Gangs hängen breite Plastiklamellen. Joona ist geblendet und kann nicht richtig sehen, was dort vorgeht. Er erahnt Bewegungen und hört eine eingeschüchterte, hallende Stimme. Plötzlich schreit in seiner Nähe jemand laut auf. Es ist ein tiefer, kehliger Laut, gefolgt von schnellen keuchenden Atemzügen. Joona schleicht schnell weiter, lässt die Lampe hinter sich und kann plötzlich in das Zimmer hinter den dicken Plastiklamellen sehen.
Der Raum ist verraucht, träge Schleier bewegen sich durch die stehende Luft.
Eine kleine, muskulöse Frau in einer schwarzen Jeans und einem braunen T-Shirt steht vor einem Mann in Unterhose und Strümpfen. Das Gesicht der Frau wird von einer Kapuze verdeckt. Der Schädel des Mannes ist kahl rasiert und auf seine Stirn sind die Worte »Weiße Macht« tätowiert. Er hat sich in die Zunge gebissen. Blut
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