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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Meine Telefonnummer hast du ja.« Er knallte den Hörer auf die Gabel und ging in sein Wohnzimmer hinüber. Eine Stunde zuvor hatte er Sam zum Studio gebracht, und in einer Stunde würde sie auf Sendung gehen.
    Er schaltete das Radio ein und hörte noch das Ende von Gator Browns Sendung. Heißer Jazz tönte aus den Lautsprechern, die Art von Musik, die Ty eher aufregte als beruhigte. Aber in dieser Nacht war er ohnehin nervös. Angespannt. Er spürte, dass ein Sturm heraufzog. Er sah auf seine Uhr. Navarrone und er hatten sich treffen wollen, um Informationen auszutauschen. Doch Navarrone war noch nicht gekommen. Nicht, dass sich Ty seinetwegen Sorgen machte. Navarrone war ein Geschöpf der Dunkelheit, nachdem er jahrelang beim CIA gearbeitet hatte, fühlte er sich sicherer in der Tarnung der Nacht.
    Ty pfiff nach seinem Hund und ging nach draußen. Der Wind frischte auf, die Strahlender Engel schaukelte am Anleger. Der Mond verbarg sich hinter Wolken, und es war drückend. Schwül. Ty hatte das Gefühl, von einer zweiten feuchten Haut überzogen zu sein.
    Während Sasquatch im Gebüsch herumschnüffelte, dachte Ty an John, der irgendwo in der Stadt lauerte. Wartete. Bereit zuzuschlagen.
    Wo steckst du, du Scheißkerl? Und was zum Teufel treibst du heute Nacht?
     
    Estelle Faraday saß in der Dunkelheit am Pool. Das Wasser leuchtete aquamarinblau, dank einer einzigen flachen Lichtquelle unter Wasser. Ein hoher beschlagener Glaskrug mit Cosmopolitan stand auf dem Tisch, und in einer Hand hielt Estelle ein Stielglas mit einem Rest der rosafarbenen Flüssigkeit, die sie neuerdings als ihr Lieblingsgetränk bezeichnete. Es schmeckte bitterer als gewöhnlich, verdorben, aber es war ihr gleich. Was konnte an Wodka schon falsch sein? Sie schlürfte ihren Drink und versuchte, die Dämonen aus ihrem Kopf zu vertreiben.
    Aber sie waren noch immer dort, erbarmungslos, schrien und hieben mit ihren Klauen auf sie ein.
    Sie hatte befürchtet, dass es so weit kommen würde, hatte gebetet, dass ihre Sorgen unnötig sein mögen, aber sie wusste, dass es nicht so war. Ty Wheelers drängende Nachrichten auf ihrem Anrufbeantworter hatten sie davon überzeugt. Er würde nicht aufgeben. Das hatte sie bereits vermutet, als er in Houston aufgekreuzt war. Trotzdem hatte sie ihm gedroht, in der närrischen Hoffnung, dass er die Sache ruhen lassen würde.
    Stattdessen hatte er sie durchschaut.
    Aber er war ja nicht der Erste.
    Oh, sie war so naiv gewesen. Während sich die Nacht herabsenkte, erinnerte sie sich an ihre Tochter – klug, hübsch und mit einem Hang zur falschen Sorte von Jungen … Nicht nur zur falschen Sorte, sondern zu Jungen, mit denen sie niemals hätte zusammenkommen dürfen.
    Und von einem war sie schwanger geworden. Das schien sich in dieser Familie zu vererben, schien ein verdammter Genfehler zu sein, den sie an ihre Tochter weitergegeben hatte.
    Tränen der Scham und der Reue traten Estelle in die Augen. Sie schlürfte den bitteren Drink, und als das Glas leer war, füllte sie es noch einmal und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Niemand war zu Hause. Sie war allein. Wieder einmal. Selbst die Hausangestellte hatte sich freigenommen, um mit ihren Kindern und Enkeln zusammen zu sein.
    Lieber Gott, wie hatte es bloß dazu kommen können, dass sie nun so einsam war? Als sie noch jünger gewesen war, hatte ihr die ganze Welt offen gestanden. Sie hatte gut ausgesehen, hatte Geld und eine strahlende Zukunft vor sich gehabt. Aber sie war eigensinnig gewesen und hatte ihren versnobten Eltern zeigen wollen, dass sie ihre eigenen Entscheidungen traf.
    Sie hatte Wally nie geliebt. Das wusste sie jetzt. Sie hatte es wahrscheinlich auch damals schon gewusst, doch er war ein attraktiver, witziger Junge gewesen, aus der Unterschicht. Er hatte weder Yale noch Harvard oder auch nur Stanford besucht, hatte nicht einmal Abendkurse am College seiner Heimatstadt belegt. Er war roh und wild gewesen und hatte seine Zeit hauptsächlich mit Basteln an Motorrädern verbracht. Aber zu Anfang hatte er sie gut behandelt, und in Estelles Leben war Güte so selten gewesen wie ein Wolkenbruch in der Wüste.
    Estelle hatte Wally anziehend gefunden. Ihre Eltern waren entsetzt gewesen. Natürlich hatte sie nie vorgehabt, ihn zu heiraten, aber die Umstände hatten sie gezwungen, ihre Pläne zu ändern.
    »Lass dich nicht von Jungen küssen, Estelle«, hatte ihre Mutter sie gewarnt, als sie zur Highschool ging. »Das ist Teufelswerk. Vergiss

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