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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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bringen und alle erdenklichen Mittel und Wege nutzen müsse, um an ihr oberstes Ziel zu gelangen. Wenn seine Anrufe als John ihr auch ein bisschen Angst gemacht hatten, verstand sie doch, dass er es aus Liebe zu ihr getan hatte, damit Sam die Flucht ergriff und das Feld räumte und Melanie zur Moderatorin von ›Mitternachtsbeichte‹ aufsteigen konnte.
    Allerdings war es nicht dazu gekommen. Sam war auf ihrem Posten geblieben, und die Hörerzahlen der Sendung waren, größtenteils dank Melanies Bemühungen, gestiegen. Dr. Sams Stern strahlte heller denn je, so sehr, dass die Tonangebenden bei WSLJ von Sam verlangten, die Sendung an allen sieben Tagen zu moderieren. Und Melanie ging leer aus.
    Scheiße.
    Es war nicht nur unfair, es war dumm. Melanie konnte Sams Job mit geschlossenen Augen bewältigen. Sie war jünger, klüger und bereit, alles zu tun, was ihr und der Sendung förderlich war.
    Heftig schwitzend marschierte sie den heißen Gehsteig entlang und überquerte verkehrswidrig die Straße, um zum Parkhaus zu gelangen. Auf dem Weg zu ihrem Auto achtete sie nicht auf den Schmutz und die Ölflecke auf dem Betonboden. Im Inneren des Kleinwagens war es heiß wie in einem Backofen, doch Melanie bemerkte es kaum. Sie kurbelte das Seitenfenster herab und stieß wütend den Atem aus. Sie brauchte Rat, handfesten Rat von jemandem, dem sie, ihre Karriere und ihre Bedürfnisse wichtig waren.
    Es gab nur einen Menschen, auf den das zutraf.
    Sie griff nach ihrem Handy und gab die Kurzwahl ihres Freundes ein. Sie würde ihm ihr Herz ausschütten, ihm erklären, was beim Sender vor sich ging, und vielleicht gelang es ihm, sie zu beruhigen. Sie könnten sich treffen und ihre neu gewonnene Freiheit feiern.
    Vielleicht, wenn sie Glück hatte, ging er sogar mit ihr ins Bett. In dieser Hinsicht war er in letzter Zeit ein bisschen lasch gewesen. Sie vermutete, dass es an seinem Kokskonsum lag, aber an diesem Abend war er vielleicht bereit für ein Schäferstündchen.
    Sie wartete darauf, dass er sich meldete, spielte mit ihrem Schlüssel und betrachtete die Imitation eines mit ihrem Namen bedruckten Louisiana-Kennzeichens. Ihr Freund hatte es ihr geschenkt, und zwar nachdem sie ihm einmal, zu Beginn ihrer Beziehung, ihren Wagen geliehen hatte. Sie strich über die erhabenen Buchstaben, und dann ging er endlich ran.
    »Hallo?«
    Seine Stimme war wie Balsam. »Gott, bin ich froh, dass ich dich erreiche!« Sie kämpfte gegen die Tränen der Enttäuschung und fuhr fort: »Ich hatte einen höllischen Tag – und eben habe ich gekündigt.«
    »Warum?«
    » WSLJ will die Sendung erweitern. ›Mitternachtsbeichte‹ soll jede verdammte Nacht ausgestrahlt werden, aber ich darf nicht moderieren. O nein, entweder Dr. Sam oder keiner.« Sie lehnte sich im Fahrersitz zurück. »Es ist zum Kotzen.«
    »Dann hast du es richtig gemacht.«
    »Ich hoffe es. Ich rufe jetzt gleich bei WNAB an.«
    »Warte noch ein bisschen damit. Ich hole dich ab, und wir gehen aus. Was hältst du davon?«
    »Ich bin heute bestimmt keine angenehme Gesellschaft.«
    »Das glaube ich nicht.« Er lachte. »Ich habe genau das Richtige, um dich aus deiner miesen Laune zu reißen.«
    »Und was?«
    »Eine Überraschung.« Seine Stimme war dunkel. Sexy.
    Sie war aufgeregt. Seine dunkle Seite sprach sie an. »Wird sie mir gefallen?«
    »Sagen wir es mal so: Es wird eine Nacht, die du für den Rest deines Lebens nicht vergessen wirst. Das verspreche ich dir.«
     
    Father John stand vor der Statue Andrew Jacksons und schaltete sein Handy aus. Er lächelte. Die Dinge entwickelten sich perfekt … beinahe, als hätte Gott seine Finger im Spiel.
    Durch seine Ray-Ban-Sonnenbrille beobachtete er einen Pantomimen, der die Fußgänger am Eingang zum Park unterhielt. Er hatte beobachtet, wie Melanie aus dem WSLJ -Gebäude stapfte, hatte ihren Anruf erwartet und fest damit gerechnet, dass sie ihn sehen wollte. Aber das wollte sie ja ständig. Trotz ihres frechen, unabhängigen Auftretens war sie im Grunde schwach und bedürftig, ein allein stehendes Mädchen, das sich seiner Familie in Philadelphia entfremdet hatte. Eine leichte Beute.
    Geistesabwesend betrachtete er die St.-Louis-Kathedrale. Die weißen Mauern blendeten ihn beinahe im grellen Sonnenschein, die hohen Türme und dunklen Kreuze ragten in den strahlend blauen Himmel hinein. Drinnen hielten sich die Frommen auf. Oder die Neugierigen.
    Melanie Davis war mehr als entgegenkommend gewesen, dachte er und schlenderte zu einem der

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