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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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den alten Schäferhund hinter den Ohren. Plötzlich erstarrte er. Seine Augen waren auf die Katze gerichtet. Die Muskeln zitterten. Charon war über den Rasen herangeschlichen. Als er den Hund bemerkte, blieb er am Stamm einer immergrünen Eiche wie angewurzelt stehen. Sein schwarzes Fell stellte sich auf, und er starrte den Eindringling aus großen Augen böse an.
    »Komm bloß nicht auf die Idee …«, warnte Ty. Der Hund winselte leise, blieb aber, wo er war. Charon hingegen huschte flink in den Schutz der Hecke.
    Ty streichelte den großen Kopf des Schäferhundes. »Du solltest dich lieber von deiner besten Seite zeigen, sonst wirft die Dame dich von ihrem Grundstück.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass es mich irgendwie beeinflusst, wenn er sich von seiner besten Seite zeigt?«, fragte Sam und staunte selbst darüber, dass sie mit diesem Fremden flirtete. Aber es tat gut. »Der Hund darf so ziemlich alles tun, was er will«, sagte sie. »Sie dagegen müssen offen und ehrlich zu mir sein.«
    »Immer«, versicherte er rasch. Beinahe zu rasch.
    Er stand so dicht vor ihr, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. In seinen Augenwinkeln entdeckte sie Krähenfüße, über einer Braue hatte er eine kleine Narbe. Seine Haut war straff und gebräunt, und er wirkte zäh, als könnte er durchaus auf sich und auf jeden anderen aufpassen.
    Dummerweise klopfte ihr Herz ein bisschen schneller. Obwohl sie so unbeschwert mit ihm plauderte, war er ein Fremder – ein Mann, der nach außen hin ruhig wirkte, unter dieser Fassade jedoch äußerst rastlos zu sein schien.
    Sie rief sich ins Gedächtnis, dass irgendwo in den Straßen von New Orleans ein Mann lauerte, der sie terrorisieren wollte, der ihren Namen, ihre Adresse und ihren Arbeitsplatz kannte. Ein Mann, der ihr jedoch unbekannt war. Und den sie folglich nicht erkennen würde.
    Woher also wollte sie wissen, dass dieser Mann, dieser Unbekannte, der eine Viertelmeile von ihr entfernt lebte, nicht John war?
    »Edie hat auch erwähnt, dass Sie Dr. Sam sind«, gestand er nun. »Ich fasse zusammen: Samantha Leeds, eine schöne Frau, großartige Köchin und Radiopsychologin.«
    Ihre Nerven spannten sich an. »Und? Brauchen Sie psychologische Hilfe?«
    »Hängt davon ab, wen Sie fragen.« Sein verflixtes Lächeln wurde respektlos. »Rufen Sie bloß nicht meine Schwester an. Sie würde mich für den Rest meines Lebens in eine Therapie stecken.« Er verschränkte die Arme vor der Brust, was die Nähte seines T-Shirts arg strapazierte. »Dann hätten Sie ausgesorgt.«
    »Ich bezweifle, dass Sie eine Therapie nötig haben.«
    »Ist das Ihre professionelle Meinung?« Er spielte mit ihr. Flirtete schon wieder.
    »Ich kenne Sie nicht gut genug, um Sie wirklich einschätzen zu können. Aber falls Sie gern Rorschach-Bilder ansehen oder über Ihre Mutter reden wollen, die Sie nicht geliebt hat, sollten wir besser einen Termin absprechen.«
    »Ich dachte, Sie praktizieren nur im Radio.«
    »Das stimmt auch. Im Augenblick zumindest. Vielleicht sollten Sie meine Sendung mal einschalten.«
    »Ich habe sie schon mal gehört.«
    Sein Schatten fiel über ihren Kopf, und ihr Herz machte einen kleinen Satz. »Haben Sie auch schon mal angerufen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    »Und wie gefällt Ihnen die Sendung?« Sie konnte nicht verhindern, dass sie seine Antwort fürchtete.
    Ty kratzte die Bartstoppeln, die sich dunkel an seinem Kinn zu zeigen begannen. »Tja, ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich denke, Sie werden von vielen einsamen Menschen angerufen, die einfach nur reden wollen. Und manche möchten vielleicht eine Viertelstunde lang berühmt sein.«
    »Berühmt oder berüchtigt?«
    »Sagen Sie’s mir.« Er schaute sie erneut durch seine dunkle Brille hindurch an, griff nach einem Plastikstuhl, rückte ihn zurecht und setzte sich. Dann fixierte er sie weiter. Der Wind hatte sich gelegt, die Sonne brannte nun stärker, und das Wasser warf die grellen Strahlen zurück. »Sie scheinen jedenfalls ziemlich authentisch zu sein.«
    »Und Sie?«, gab sie zurück. »Wie authentisch sind Sie?«
    »So authentisch wie möglich«, antwortete er. Ein Schnellboot, einen Wasserskifahrer im Schlepptau, raste dröhnend vorüber und verursachte eine breite, schäumende Gischtwelle. Als der Junge auf den Skiern stürzte, hallte Lachen zu ihnen herüber. Der Fahrer des Bootes wendete rasch, um den Jungen, der auf dem Wasser trieb, an Bord zu

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