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Pain - Bitter sollst du buessen

Pain - Bitter sollst du buessen

Titel: Pain - Bitter sollst du buessen Kostenlos Bücher Online Lesen
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einmal Vater ist, dann ist man es sein Leben lang. Du wirst es verstehen, wenn du endlich mal eigene Kinder hast.«
    »Bestimmt.« Jetzt kommt die Arie, dass ich nicht jünger werde, dass Cousine Doreen zwei Kinder hat, die schon zur Schule gehen, und dass das dritte unterwegs ist.
    »Weißt du, Samantha, nur weil du schon einmal verheiratet warst, darfst du die Institution Ehe nicht grundsätzlich ablehnen. Deine Mutter und ich waren vierunddreißig Jahre lang verheiratet, und auch wir hatten unsere Höhen und Tiefen, aber es hat sich gelohnt, glaub mir.«
    »Das freut mich, Dad«, sagte sie, obwohl sie ihm manchmal nicht so recht glaubte. »Du weißt, dass ich dich lieb habe.«
    »Ich habe dich auch lieb, Süße.«
    »Triffst du dich noch mit der Witwe von gegenüber?«
    »Helen? Nein … Nun ja, was heißt treffen? Wir spielen nur manchmal Golf oder Bridge zusammen.«
    »Glaub mir, sie sieht mehr darin.«
    »Ist das deine professionelle Meinung?«, fragte er, und Sam hörte das Lächeln in seiner Stimme. Für den Augenblick hatte er die Sorgen, die er sich um seine Tochter machte, vergessen.
    »Aber sicher. Ich schicke dir die Rechnung.«
    Er lachte. »Keine Gratisberatung für deinen alten Herrn?«
    »Kommt gar nicht in die Tüte. Du, Dad, ich muss jetzt los, aber ich rufe dich wieder an. Bald.«
    »Mach das. Und, Samantha, bitte sieh dich vor, ja?«
    »Ich versprech’s dir.«
    »Braves Mädchen.« Er beendete das Gespräch, und Sam legte den Hörer zurück auf die Gabel.
    Sie warf einen Blick aus dem Fenster auf den Anleger, wo die Strahlender Engel mit gestrichenen Segeln vor dem blauen Himmel auf den Wellen schaukelte. Sam schüttelte den Kopf und massierte sich den verspannten Nacken. Ganz gleich, was sie tat, ganz gleich, wie erfolgreich sie war, ihr Vater betrachtete sie doch immer als seine kleine Tochter. Und er würde nie die Hoffnung aufgeben, dass Peter eines Tages wieder auftauchen würde. Für Sam hingegen war ihr Bruder längst tot, ob es nun tatsächlich zutraf oder nicht.
     
    Irgendwann nach Mittag tauchte Ty auf der Veranda auf. Mit einer schweren Werkzeugkiste und einer Flasche Wein. »Für Ihre Unannehmlichkeiten«, sagte er und reichte ihr die Flasche. Wieder trug er eine Sonnenbrille und eine abgeschnittene Jeans, und wieder trottete der Hund hinter ihm her. »Ich hatte gestern noch zu tun, und dann wurde es dunkel, deshalb bin ich nicht mehr gekommen … Wenn ich Ihre Telefonnummer wüsste, hätte ich anrufen können.«
    »Kein Problem«, versicherte sie, obwohl das nicht stimmte. Der Mann hatte etwas Beunruhigendes an sich, etwas Sinnliches und, sie spürte es deutlich, etwas Gefährliches. Oder litt sie bereits unter Verfolgungswahn? Hatte der mürrische Detective sie mit seinen Warnungen davon überzeugt, dass sie niemandem trauen durfte?
    Als Ty ums Haus herumging und den äußeren Weg zum See einschlug, stellte Samantha die Flasche Riesling in den Kühlschrank und bemerkte flüchtig ihr Spiegelbild in dem Kristallspiegel über der antiken Anrichte. Ihre Wangen hatten sich gerötet, und ein bisschen Lippenstift hätte ihr gut getan, doch sie weigerte sich, so tief zu sinken und sich für den Kerl zurechtzumachen. Er war ein Nachbar, der Schwierigkeiten mit seinem Boot hatte. Sonst nichts.
    Am Anleger holte sie ihn ein. Er arbeitete bereits am Motor. Die Finger um einen Schraubenschlüssel gelegt, die Muskeln angespannt, versuchte er, eine alte Mutter zu lösen. »Das Werkzeug hätte ich Ihnen leihen können. Ich besitze auch ein paar Dinge – Zangen, Schraubenschlüssel, einen Hammer …«
    »Mag sein, aber ich war immerhin sicher, dass dies hier die richtige Größe ist. Das Werkzeug gehört zum Boot.« Über die Schulter hinweg schenkte er ihr ein müdes Lächeln. »Gestern, als ich nach einem Leck suchte, habe ich das Werkzeug herausgenommen. Hab es auf dem Anleger liegen lassen und eine Probefahrt gemacht.« Als rechnete er fest mit einem Kommentar, fügte er rasch hinzu: »Ich weiß, das war nicht besonders klug von mir. Aber ich habe nicht gedacht, dass ich den Motor brauchen würde.« Als er mit einiger Anstrengung einen Bolzen losmachte, verzog er das Gesicht. »Sie brauchen es nicht auszusprechen. Ich weiß, ich bin ein Idiot.«
    »Ein simpler Fehler«, sagte sie.
    »Ein simpler Mann«, murmelte er, doch sie glaubte ihm nicht eine Sekunde lang. Ihrer Meinung nach war an Ty Wheeler nichts simpel, rein gar nichts.
    Der Hund sprang geschmeidig vom Anleger ins Boot, suchte sich

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