Pain - Bitter sollst du buessen
beiden Frauen wurde Sperma gefunden. Laut Labor handelt es sich um dieselbe Blutgruppe. Das Gleiche gilt für die Haarproben.«
»Das überrascht mich nicht.«
»Und es ist die gleiche Vorgehensweise. Beide Frauen waren Nutten, sie wurden auf die gleiche Weise stranguliert, mit einer Schlinge, die mit irgendwelchen scharfzackigen Perlen oder so versehen sein muss, und beide wurden hinterher in Positur gebracht. Der Täter hat keine Angst davor, Fingerabdrücke zu hinterlassen, und wir wissen nun auch warum: Wir können sie nicht identifizieren, weil er offenbar nicht registriert ist. Er ist also noch nicht straffällig geworden, war nicht beim Militär und hat keinen Job, für den man seine Fingerabdrücke abgeben muss.« Bentz schob Montoya die Akte zu. »Außerdem wurden in beiden Fällen noch andere Haare gefunden. Synthetische. Rote.«
»Von einer Perücke?«
»Ja, aber nichts dergleichen wurde in den Apartments gefunden. Und nach den Worten der Leute, die die Opfer kannten, hat keine von beiden je eine rote Perücke getragen, auch dann nicht, wenn sie ihre Nummern geschoben haben.«
»Das heißt, sie haben zum Zeitpunkt ihres Todes eine rote Perücke getragen, und der Mörder hat sie danach wieder an sich genommen.«
Bentz nickte. »Als ob er wollte, dass seine Opfer aussahen wie Rothaarige.«
»Heiliger Strohsack! Wie Dr. Sam.«
»Kann sein.«
Montoya sog den Atem ein. »Trotzdem ist es ein ziemlich großer Gedankensprung.«
»Ich weiß.« Bentz fragte sich, ob er nach dem letzten Strohhalm griff, aber er konnte die ausgestochenen Augen und das rote Haar nicht einfach so abtun. »Wir überprüfen die Hersteller und die hiesigen Läden, die Perücken verkaufen, und ich gehe die verschiedensten Fälle durch, um festzustellen, ob dort eine rote Perücke eine Rolle spielte.«
»Das ist nicht viel, aber besser als gar nichts«, sagte Montoya und kratzte nachdenklich mit dem Brieföffner an seinem Bart. »Ich habe den Exmann von Cherie Bellechamps überprüft – Henry. Der hatte eine Lebensversicherung für sie abgeschlossen, die er auch nach der Scheidung nicht gekündigt hat. Jetzt hat er knapp fünfzigtausend Dollar abgesahnt.«
»Wo war er, als das zweite Opfer getötet wurde?«
»Im Bett. Zu Hause.«
»Allein?«
»Nein. Er hat eine Freundin, die schwört, die ganze Nacht über mit ihm zusammen gewesen zu sein. Aber sie hat ein Strafregister. Nichts Großes. Ladendiebstahl, Trunkenheit am Steuer, Drogenbesitz – Kokain. Seit sie mit Henry Bellechamps liiert ist, also seit ein paar Jahren, ist sie anscheinend clean. Übrigens, er nennt sich nicht Henry, er besteht auf der französischen Aussprache, Henri.«
»Wie schön für ihn«, knurrte Bentz.
»Selbst wenn er ein Alibi hat, kommt er als Täter infrage. Womöglich hat er jemanden engagiert, der seine Ex umgebracht und dafür Geld kassiert hat.«
»Und was ist dann mit dem zweiten Opfer? Soll es uns ablenken? Oder war das ein Trittbrettfahrer?« Bentz glaubte nicht daran.
Montoyas Rufmelder piepste. Er ließ den Brieföffner auf den Aktenstapel auf Bentz’ Schreibtisch fallen und zog seinen Rufmelder aus einer Tasche seiner schwarzen Freizeithose. Er warf einen raschen Blick auf das Display, dann sagte er: »Ich bin nicht restlos davon überzeugt, dass er seine Ex nicht umgelegt hat, aber ich sehe keinen Zusammenhang mit dem Mord an dieser Gillette. – Ich muss diesen Anruf annehmen. War sonst noch was?«
»Es gibt da ein kleines Problem«, sagte Bentz und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Im ersten Fall wurde die Frau vor ihrem Tod vergewaltigt, aber was Rosa betrifft, sieht es ganz so aus, als wäre sie schon vorher tot gewesen.«
»Sieht ganz so aus?«
»Der Leichenbeschauer ist nicht sicher …«
»Wieso nicht?«
»Mein Tipp ist: Der Kerl hat’s getan, während die Frau starb. Das macht ihn an, das Töten.«
Montoya kniff die dunklen Augen zusammen. »Scheiße.« Er schob seinen Rufmelder zurück in die Hosentasche. »Zeit für ein Sonderkommando, wie?«
Bentz nickte. »Das habe ich schon mit Jaskiel geklärt, und sie hat alles Notwendige eingeleitet.«
Montoya runzelte die Stirn. »Also haben wir’s mit dem FBI zu tun.«
»Ja. Mit den Jungs von hier.« Bentz zwang sich zu einem Lächeln, das keineswegs von Herzen kam. »Jetzt geht die Party richtig los.«
Er saß an dem zerkratzten Tisch und lauschte durchs offene Fenster den Geräuschen der Nacht. Ochsenfrösche quakten, Fische platschten auf den See, Insekten
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