Pakt des Bosen
Jan riskiert oft sehr viel. Manchmal macht er auch uns wahnsinnig. Wahnsinnig vor Sorge. Und manchmal könnten wir ihn ungespitzt in den Boden rammen. Aber er tut das nicht, um sich zu profilieren. Er tut das, weil er das Richtige machen will. Ich kann deine Gefühle sehr gut nachvollziehen. Jan ist wie ein Sohn für mich. Ich habe keine Kinder, aber das, was ich für ihn empfinde, muss Vaterliebe sehr nahe kommen. Ich kann verstehen, dass du so nicht weitermachen kannst. Auch ich sorge mich sehr um Jan. Er geht hohe Risiken ein und wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um. Bislang hatte er immer Glück. Aber darauf kann er sich nicht verlassen. Ich verspreche dir, dass ich mit ihm reden werde.â
Dankbar lächelte Katja Werner Rosenthal an. Der drückte noch einmal ihre Hand, dann machte er sich auf den Weg zurück ins Kanzleramt.
Afghanistan, 21. September, 10.20 Uhr
Gerling erreichte den amerikanischen Präsidenten in der Air Force One. Clifford war auf dem Rückweg nach Washington. Der Kanzler konnte spüren, wie erleichtert sein Freund darüber war, dass er den Absturz überlebt hatte und nun wieder in Sicherheit war. Gerling schilderte dem Präsidenten mit wenigen Worten, was er erlebt hatte, dann kam er zur Sache.
âEs waren keine Taliban, die mich abgeschossen haben. Es waren amerikanische Söldner.â
âWas zum Teufel...?â, rief Clifford erregt.
Jan unterbrach ihn. âWas sagt dir Dark Water?â
âOh mein Gottâ, hauchte Clifford. âJetzt ergibt das alles wirklich Sinn.â
26
Berlin, 21. September, 09.55 Uhr
Der Anruf aus der Türkei erreichte AuÃenminister de Fries schneller als erwartet.
âWir haben ihnâ, war die schlichte Nachricht. De Fries erhielt noch die Flugnummer und die Ankunftszeit, dann war das Gespräch beendet. Jetzt konnte er sich um die Details des âBesuchesâ von Karabey kümmern. Er griff zum Telefon und rief den Grafen an.
Air Force One, 21. September, 11.13 Uhr
âWas sagen die Medien?â, wollte Clifford von seinem Pressesprecher wissen. Der studierte kurz seine Notizen, dann blickte er auf.
âDie Post wundert sich über die fast zeitgleichen Rücktritte der Direktoren der CIA und der NSA. Allerdings begrüÃen sie es, dass die CIA eine neue Führung bekommt. Ãber die âKrankheitâ von Patterson gibt es die wildesten Spekulationen. Tenor aller Berichte ist, dass ein Rücktritt unmittelbar bevorsteht. Dass Russman nicht mehr im Amt ist, scheint noch nicht nach auÃen gedrungen zu sein.â
Clifford nickte. Das waren gute Nachrichten. Er bat seinen Pressesprecher, den Besprechungsraum zu verlassen.Nun war Clifford mit seinem Stabschef und dem Nationalen Sicherheitsberater alleine.
âBundeskanzler Gerling rief mich vorhin an. Er hat mir mitgeteilt, dass sein Hubschrauber nicht von den Taliban abgeschossen wurde, sondern von amerikanischen Söldnern im Dienste von Dark Water.â
Stabschef Laymann erbleichte. Ryan schüttelte fassungslos den Kopf. âHat er dafür Beweise?â, wollte Laymann wissen.
âBesser als das. Er hat einen Zeugenâ, antwortete der Präsident und erklärte, was er damit meinte. Als er seine Ausführungen beendet hatte, herrschte einen Augenblick betretenes Schweigen.
âOkay, nehmen wir mal an, dass es sich bei dem Abschuss des Hubschraubers wirklich nicht um ein Versehen gehandelt hat, dann bedeutet das, irgendjemand hat die Ermordung des Bundeskanzlers in Auftrag gegeben. Die Frage ist, wer hat ein Interesse daran, Gerling zu töten?â, wollte dann Ryan wissen.
âJeder, der den Friedensprozess stoppen willâ, schlug Laymann vor.
âDer Tod des Kanzlers wäre tragischâ, entgegnete Ryan. âEr würde den angelaufenen Prozess aber nicht mehr aufhaltenâ
âDenkt gröÃer. Globalerâ, sagte Clifford leise.
Irritiert sahen die beiden den Präsidenten an.
âStellt euch vor, ihr seid die anderen. Stellt euch vor, ihr seid die, die diese Verschwörung inszeniert haben. Ihr seid in der Lage, den Vizepräsidenten, den Verteidigungsminister, die Direktoren der CIA und der NSA und, nicht zu vergessen, hochrangige Politiker der Israelis für euer Vorhaben zu gewinnen. Ihr habt in Europa durch die Anschläge Tausende von Menschen umgebracht. Ihr wart bereit, in Köln eine Million Menschen zu töten. Warum das alles? Was gibt es, das
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