Pakt des Bosen
wichtig, dass er die richtigen Worte fand, da die Auslieferung Karabeys von entscheidender Bedeutung war. âKennen Sie Ãzgür Karabey?â, fragte de Fries. Der türkische Ministerpräsident schnaufte.
âNatürlich kenne ich ihnâ, antwortete er. âEr ist Abschaum. Eine Schande für unser Land. Warum fragen Sie? Hat er etwas mit der ganzen Sache zu tun?â
âHerr Präsident. Uns liegen eindeutige Hinweise vor, dass Karabey tatsächlich in die Anschläge verwickelt ist. Alles deutet darauf hin, dass er den Sprengstoff besorgt hatâ, erklärte de Fries.
âIch verstehe. Was kann ich also für Sie tun?â
âWir bitten darum, dass Sie Karabey festnehmen lassen und an uns ausliefernâ, sagte de Fries und hielt den Atem an.
Das Schweigen am anderen Ende der Leitung schien ewig zu dauern. âIch versteheâ, wiederholte der türkische Staatschef. âWarum können Sie Karabey nicht in der Türkei verhören?â, wollte er dann wissen. Diese Frage hatte de Fries vorhergesehen und sich eine entsprechende Antwort überlegt.
âWir haben hier einige Vorbereitungen getroffen. Darüber hinaus möchten wir Karabey mit anderen Personen, die wir festgenommen haben, konfrontieren. Es wäre sehr umständlich und auch riskant, diese Personen alle in die Türkei zu bringenâ, erklärte er und wartete auf die Antwort.
Erneut dauerte das Schweigen sehr lang. Der Schlafmangel und die enorme Anspannung der letzten Tage führten dazu, dass de Fries einen diplomatischen Fehler beging.
âWir wären zu einer entsprechenden Gegenleistung bereitâ, sagte er vorschnell.
âUnd was für eine Gegenleistung wäre das?â
âWir wären bereit, unsere Einstellung bezüglich eines EU-Beitritts der Türkei zu überdenkenâ, antwortete de Fries. Das Schweigen, das nun folgte, dauerte fast zwei Minuten. De Fries wurde klar, dass er einen Fehler begangen hatte und ihm brach der Schweià aus.
âHerr AuÃenminister. Die Türkei ist ein stolzes Land. Wir sind stolz auf unsere Geschichte und wir sind stolz auf das, was wir geschafft haben. Es ist richtig, dass wir uns schon seit vielen Jahren einen Beitritt in die EU wünschen. Wir sind der festen Ãberzeugung, eine Bereicherung für die EU zu sein. Ihr Angebot ist ein Produkt des enormen Stresses, unter dem Sie seit Tagen stehen. Ich werde so tun, als hätte es dieses Angebot niemals gegeben. Wenn es zu einem Beitritt der Türkei in die EU kommen sollte, dann nur, weil alle Mitgliedsstaaten dies wünschen, und nicht, weil ich einen Deal gemacht habe. Spätestens in zwei Tagen wird Karabey an Ihr Land ausgeliefert werden. Natürlich unverletzt. AuÃer er leistet bei der Verhaftung Widerstand. Ich hoffe sehr, Sie erhalten alle Informationen, die Sie brauchen.â
Berlin, 21. September, 07.45 Uhr
Als sein Handy vibrierte, verlieà Werner Rosenthal Katjas Krankenzimmer leise. De Fries informierte ihn kurz über das Gespräch mit dem türkischen Ministerpräsidenten, dann betrat Rosenthal wieder das Zimmer. Während er telefoniert hatte, war Katja aufgewacht. Nun blickte sie ihn mit unergründlichem Blick an. Rosenthal lächelte, setzte sich zu ihr an das Bett und nahm ihre Hand.
âWie geht es dir?â, fragte er leise.
âBesser. Hab viel geschlafen.â Sie warf einen Blick auf den Tropf, der neben ihrem Bett stand. âEin bisschen haben die Ãrzte wohl nachgeholfenâ, fügte sie noch an. Langsam richtete sie sich auf. âGibt es etwas Neues von Jan?â
âEr ist wohlauf und in Sicherheit. Morgen kommt er nach Hauseâ, antwortete Rosenthal. Er spürte, wie Katja seine Hand drückte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
âEr ist ein solcher Idiot!â, entfuhr es ihr. Rosenthal erschrak ob der Heftigkeit, mit der Katja das sagte, und runzelte nachdenklich die Stirn.
âIch kann ja verstehen, dass du dir Sorgen machst...â, begann er, aber Katja lieà ihn nicht ausreden.
âIch kann so nicht mehr weitermachenâ, rief sie erregt und begann zu weinen. âIch kann mich nicht jedes Mal, wenn Jan ins Büro fährt, fragen, ob ich ihn wiedersehe oder ob er wieder irgendetwas Verrücktes macht. Verstehst du? Wir bekommen ein Baby! Wie soll das denn weitergehen? Warum riskiert er immer so viel?â Katja war kaum zu bremsen.
âDu hast Recht,
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