Pakt des Bosen
möchteâ, entgegnete Gerling.
Simon schwieg eine Weile. Dann drückte er seine Zigarette aus und sah den Kanzler an. âAber warum das Treffen mit Al Farag? Was hast du dir davon versprochen?â, hakte er nach.
âWir hatten Indizien, die darauf hinwiesen, dass nicht die Al-Qaida hinter den Anschlägen steckte. Dann kam dieser Anruf...â Gerling zuckte mit den Schultern. âIch hielt das Treffen für eine gute Idee. Für die einzige Option, die wir hatten.â
âHattest du Angst davor, ihn zu treffen?â
Der Kanzler dachte einen Augenblick über die Frage nach.
âVor dem ersten Treffen hatte ich Angst, jaâ, bestätigte er. âIch habe mein Testament gemacht. Das bedeutet wohl, dass ich mit der Möglichkeit gerechnet habe, dass es auch schief gehen kann. Die Informationen, die ich beim ersten Treffen erhielt, erwiesen sich als richtig, sodass ich vor dem zweiten Treffen keine Angst mehr hatte.â
âUnd du glaubst immer noch, dass Al Farag dir helfen wollte oder will?â
âNatürlich. Ich sagte doch schon, er gab mir Informationen, die sich als wahr entpuppten und die uns ein groÃes Stück weiterbrachten.â
âUnd warum sollte einer der meistgesuchten Terroristen, der nachweislich den Westen hasst und Tausende umgebracht hat, plötzlich den Menschen helfen, die er am meisten verabscheut?â
âWeil er oder besser seine Organisation für Anschläge verantwortlich gemacht wurde, die er gar nicht verübt hatâ, meinte Gerling und merkte selbst, wie merkwürdig das klang.
Simon lachte leise.
âJan, nie im Leben würde der uns helfen. Nie im Leben! Der hat etwas ganz anderes vor. Und entschuldige, wenn ich das so sage, aber mit deiner Leichtgläubigkeit hast du ihm wahrscheinlich auch noch geholfen bei dem, was er vorhat. Was immer das auch sein mag.â
âJetzt redest du wie meine Berater. Die haben mir auch von dem Treffen abgeraten.â
âUnd sie hatten Recht. Al Farag und seine Leute sind Fanatiker, Jan. Die schnallen Kindern Sprengstoffgürtel um den Oberkörper und schicken sie in den Tod. Hauptsache, es trifft möglichst viele Menschen aus dem Westen. Die verhandeln nicht und schon gar nicht helfen sie uns. Du bist schlicht und ergreifend verarscht worden.â
âAber warum?â
âIch fürchte, das werden wir in Kürze erfahrenâ, antwortete Simon.
Afghanistan, 21. September, 03.07 Uhr
Die Delta-Einheiten hatten die Absturzstelle erreicht und waren nun dabei, sich einen Ãberblick zu verschaffen. Wie erwartet war der Bundeskanzler nicht mehr da. Sie verständigten über ein digitales, abhörsicheres Funkgerät die Einsatzzentrale, dann machten sie sich auf die Suche nach Gerling. Eine kleine Einheit machte sich zu Fuà auf den Weg, der Rest bestieg die zwei Kampfhubschrauber, um aus der Luft die Suche aufzunehmen. Die Drohne war noch anderthalb Stunden entfernt.
Afghanistan, 21. September, 03.15 Uhr
Gerling spürte die Müdigkeit in jeder Faser seines Körpers. Die Kälte hatte den Rest Energie herausgesogen. Er sehnte sich nach einer Tasse heiÃen Kaffee. Und er dachte immer wieder an Katja. Er fragte sich, wie es ihr wohl ginge, ob sie an ihn dachte...
Der Schuss traf ihn an der Brust. Mit einem Schlag wurde die Luft aus seinen Lungen gepresst und er fiel nach hinten. Ohne die schusssichere Weste wäre er jetzt tot.
Simon reagierte sofort. Er eröffnete das Feuer, rannte Haken schlagend zu dem am Boden liegenden Kanzler und zerrte ihn hinter einen Felsbrocken. Er konnte sehen, dass Jacobs ebenfalls in Deckung ging.
âBist du verletzt?â, rief Simon dem benommenen Kanzler zu. Der schüttelte den Kopf.
âNein. Die Weste hat mich gerettetâ, krächzte er.
âSchnapp dir die MP und schieà auf alles, was sich bewegtâ, befahl Simon. âDie sind irgendwo da vorneâ, sagte er und deutete auf den Ausgang des Canyons. Gerling nickte, allerdings sah er niemanden, der sich bewegte.
âWo ist Jacobs?â, fragte er.
Simon nickte in Richtung des nächsten Felsbrockens.
âHat sich dahinter in Deckung gebracht.â
âVielleicht sollten wir ihm auch eine Waffe geben. Drei Schützen sind besser als zweiâ, schlug Gerling vor. Simon dachte kurz nach.
âGib mir Feuerschutzâ, sagte er dann und machte sich auf allen Vieren davon. Gerling feuerte blind in die Richtung,
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