Pakt des Bosen
Gerlings, erneut nach Afghanistan zu reisen. Der Graf, der sich schon während der Diskussion vor einigen Stunden im Kanzleramt zurückgehalten hatte, lieà die anderen nach wie vor im Unklaren darüber, ob er die Absichten des Kanzlers guthieà oder ablehnte. Ihn beschäftigte etwas anderes. Stumm schüttelte er den Kopf.
âDas ergibt so noch keinen Sinnâ, murmelte er.
âWas meinen Sie damit?â, wollte Martin wissen.
âWenn wir davon ausgehen, dass das, was der Kanzler herausgefunden hat, stimmt, dann planen die Verschwörer im WeiÃen Haus einen Militärschlag gegen verschiedene Länder in der Golfregion. Lassen wir einmal die Machbarkeit einer solchen Aktion auÃen vor. Die Stimmung der amerikanischen Bevölkerung hat sich in den letzten Monaten dramatisch verändert. Die meisten Amerikaner und eine Mehrheit im Senat halten inzwischen den Irakkrieg für einen Fehler und die Stimmen, die einen Abzug der Truppen fordern, werden immer lauter. Mit einem Präsidenten wie Clifford wird es diese Militäraktion nicht geben. Sollte Clifford aus dem Amt entfernt werden und der neue Präsident als erste Amtshandlung diesen Militärschlag anordnen wollen...â
Der Graf beugte sich vor und sah den Kanzler an.
âDer Kongress müsste dieser Aktion zustimmen. Nach heutigem Stand der Dinge würde er dies nie tun.â Der Graf sprach jetzt schneller. âEs sei denn...â
âEs sei denn, irgendetwas würde geschehen, dass es dem Kon gress unmöglich machen würde, diesen Militärschlag abzulehnenâ, beendete Gerling den Satz.
âOh mein Gott...â, hauchte der Graf. âWir lagen total daneben. Bislang gingen wir davon aus, dass die nächsten Anschläge wiederum in Europa verübt werden...â
âSie werden in den Staaten verübtâ, flüsterte der Kanzler.
âJa, genauâ, bestätigte der Graf.
âIch denke, es wird kein Anschlag auf irgendeine Einrichtung seinâ, sagte da Bauer. Gerling und der Graf sahen Bauer fragend an. Der erklärte: âWenn wir bedenken, was wir bislang wissen, ist eines klar: Jeder weiteren massiven Reaktion der Verschwörer steht eine Person im Weg: Der Präsident der Vereinigten Staaten. Was müsste passieren, damit die amerikanische Bevölkerung und der Kongress ohne Zögern alle Sanktionen oder Militäraktionen uneingeschränkt unterstützen?â
âMein Gott!â, entfuhr es dem Kanzler. âDie wollen den Präsidenten töten!â
Bauer nickte. âDas denke ich auch.â
Washington, DC, 05. September, 15.45 Uhr
Der Sicherheitsberater des Präsidenten rannte fast von seinem Büro im Westflügel des WeiÃen Hauses in Richtung Oval Office. Unter seinem Arm klemmte ein Notebook. Da er sein Erscheinen beim Präsidenten schon telefonisch angekündigt hatte, klopfte er nur kurz an und betrat dann das Büro von Clifford.
âEs gibt Neuigkeiten von der NSAâ, berichtete Ryan und setzte sich unaufgefordert auf eines der Sofas. Clifford nahm ihm gegenüber Platz.
âErzählâ, befahl er knapp.
âWie Sie wissen, habe ich absolut loyale Mitarbeiter in fast allen Abteilungen der NSA. Marten O`Neil ist einer von ihnen. Er arbeitet in der Abteilung Europa und überwacht die von Echolon aufgefangenen Telefongespräche. Vor etwas mehr als zwei Stunden erhielt er eine Warnmeldung und öffnete die entsprechende Audiodatei. Sie enthielt den Mitschnitt eines Gespräches zwischen Vizepräsident Patterson und dem Verteidigungsminister.â Ryan öffnete sein Notebook und spielte dem Präsidenten die Audioaufzeichnung vor.
âDa geht aber einem der Arsch auf Grundeisâ, bemerkte Clifford trocken.
âDas denke ich auchâ, fuhr Ryan fort. âNachdem O`Neil den Anruf abgehört hatte, verständigte er sofort seinen Sektionschef. Der befahl ihm, sofort eine Kopie der Aufzeichnung zu senden und dann das Original zu vernichten.â Ryan machte eine bedeutungsschwere Pause und sah Clifford an.
Der runzelte die Stirn. âDas ist bestimmt nicht die normale Vorgehensweiseâ, bemerkte er.
âNatürlich nichtâ, bestätigte Ryan. âUnmittelbar nachdem Sparks, so heiÃt der Sektionschef, den Mitschnitt erhielt, rief er den Verteidigungsminister an. Natürlich benutzte er dabei sein abhörsicheres Telefon, von dem er annimmt, es sei immer noch
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