Pakt des Bosen
was er hinaus wollte.
âIch habe versucht, mehr über den Zeugen herauszufinden. Seine Schwachpunkte. Und dann habe ich versucht, ihn unglaubwürdig aussehen zu lassen.â
âGenau das wird Russman auch mit dir tunâ, hatte Clifford leise geantwortet. Jan schüttelte den Kopf. Sie hatten einfach noch zuwenig Beweise, um einen möglichen Gegenschlag parieren zu können. Auf der anderen Seite konnten sie auch nicht länger warten, da es nur eine Frage der Zeit war, bis die nächsten Anschläge verübt wurden.
11
Berlin, 05. September, 19.00 Uhr
Da es sich bei dem Treffen zwischen Bundeskanzler Gerling und dem Vizepräsidenten der USA um eine inoffizielle Zusammenkunft handelte, fand die Begegnung nicht im Kanzleramt statt, sondern im Schloss Bellevue. Der Kanzler hatte Bundespräsident Menzel vorab darüber informiert, warum er dieses Treffen wollte. Menzel hatte geschockt reagiert, aber in die Pläne Gerlings eingewilligt. Als Besprechungsraum für den Kanzler und den Vizepräsidenten war der Salon IV im Obergeschoss ausgewählt worden. Da der Gesprächspartner Pattersons ein anderes Staatsoberhaupt war, warteten seine Personenschützer in einem der drei Gartenräume im Erdgeschoss auf das Ende der Besprechung. So war sichergestellt, dass sie nicht sofort in das Besprechungszimmer stürmten, sollte es dort lauter zugehen. Und das würde es, da war sich Jan ziemlich sicher. Er hatte dem Vizepräsidenten noch nie persönlich getroffen. Sein AuÃenminister dagegen hatte schon einmal das zweifelhafte Vergnügen einer Begegnung gehabt. Jan erinnerte sich genau an das, was ihm Jörn nach dem Treffen berichtet hatte.
âEr ist arrogant. Sehr arrogant. Er hält sich für sehr klug und eloquent, dabei ist er nichts weiter als ein Bauer. Er ist ein Hardliner, der von Europa nicht allzu viel hält. Für ihn gibt es eigentlich nur Amerika. Er hört sehr auf den Verteidigungsminister, der ein noch üblerer Geselle ist.â
Von Präsident Clifford wusste Jan, dass Vizepräsident George Patterson nicht die Wahl des Präsidenten gewesen war. Er war ein Kompromiss gewesen, um die Stimmen aus dem Süden zu erhalten.
Kurz nach neunzehn Uhr öffnete sich die Tür und Bundespräsident Menzel betrat gemeinsam mit Vizepräsident Patterson den Raum. Die Etikette wollte es, dass der Präsident den Kanzler vorstellte. Nach dem Austausch einiger belangloser Floskeln entschuldigte sich Menzel und lieà die beiden alleine. Während der Plauderei hatte Gerling Gelegenheit, Patterson zu mustern. Er war groà und kräftig gebaut, hatte volles graues Haar und buschige Augenbrauen. Sein Gesicht ähnelte dem einer Bulldogge und seine Augen lagen tief in den Höhlen. Der Kanzler forderte Patterson auf, Platz zu nehmen. Der Vizepräsident setzte sich auf das Ledersofa und Gerling nahm ihm gegenüber auf dem zum Sofa passenden Stuhl Platz. Patterson sah sich in dem Raum um.
âNettes Zimmerâ, brummte er. âNettes Schloss.â Dann blickte er den Kanzler direkt an. âIch vermute, Sie haben einen guten Grund für dieses... sagen wir mal, ungewöhnliche Treffen?â, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen.
âAllerdingsâ, antwortete Gerling, der äuÃerlich vollkommen ruhig wirkte. Aber sein Herz schlug so heftig, dass er meinte, Patterson müsste es hören. âIch weiÃ, was Sie und Ihre Freunde in der Golfregion planen, und ich weiÃ, dass die Anschläge in Berlin, Paris, Madrid und London zu Ihrem Plan gehörten.â
âWas, zum Teufel...â, brauste Patterson auf.
âHalten Sie die Klappe und hören Sie mir ganz genau zu!â, fuhr der Kanzler den Vizepräsidenten an. Pattersons Kinnlade fiel nach unten und er starrte Gerling fassungslos an.
âDer Sprengstoff für die Anschläge kam aus Kroatien und wurde über einen Mittelsmann namens Ãzgür Karabey, einem bekannten türkischen Waffenhändler, an die Drahtzieher verkauft. Die DNS der angeblichen Terroristen, die an den Anschlagsorten sichergestellt wurde, deutete auf eine Verbindung zum Terrornetzwerk der Al-Qaida hin. Das war ja auch so geplant. Dass die DNS von bereits toten Terroristen stammte, die tiefgekühlt auf ihren Einsatz warteten, sollte natürlich nie herauskommen.â Gerling, der den Vizepräsidenten keinen Moment aus den Augen lieÃ, sah, wie diesem alle Farbe aus
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