Pakt des Bosen
Worten erklärte der Kanzler dem Präsidenten, warum sie zu diesem Schluss gekommen waren. Clifford hörte stumm zu und hörbar betroffen dankte er ihm für diese Informationen. Sie verabredeten sich für ein späteres Telefongespräch. Sofort wählte Gerling die Nummer des Leiters seiner Personenschutzgruppe, Gregor Böhme.
âJa, Herr Bundeskanzlerâ, kam es knapp aus dem Hörer.
âWo ist Frau Bachmann?â, fragte Gerling.
âEinen Moment, bitte.â Gerling hörte, wie Böhme etwas sagte. Vermutlich sprach er in ein Funksprechgerät oder ähnliches.
âHerr Bundeskanzler, Frau Bachmann ist nach wie vor in der Wohnung von Sylvia Krüger.â Sylvia war eine alte Freundin von ihr. Gerling erinnerte sich, dass Katja ihm erzählt hatte, sie wolle sie heute besuchen. Er war darüber keineswegs beruhigt gewesen.
âSchicken Sie sofort jemanden in die Wohnung. Ich will wissen, ob alles in Ordnung istâ, befahl er.
âGibt es irgendetwas, das ich wissen müsste?â
âEs gibt ernstzunehmende Drohungen gegen Frau Bachmann und michâ, antwortete der Kanzler.
âAlles klar. Ich melde mich umgehend bei Ihnenâ, sagte Böhme und unterbrach die Verbindung.
Wenige Augenblicke später klingelte eines der Telefone.
âJa.â
âBöhme hier. Herr Bundeskanzler, die Wohnung von Frau Krüger ist leer. Wir haben Alarm ausgelöst und suchen jetzt nach Frau Bachmann. Ich halte Sie auf dem Laufenden. Ihren Personenschutz habe ich ebenfalls alarmiert und auf jetzt zehn Mann erhöht. Polizei und Personenschutz haben in diesem Augenblick das Kanzleramt abgeriegelt.â Gerling wurde schlecht.
âGregor?â
âJa, Herr Bundeskanzler?â
âFinden Sie Katja.â
âIch verspreche es.â
Berlin, 05. September, 22.35 Uhr
Gerling war kurz davor durchzudrehen. Er verlor fast den Verstand, so sehr sorgte er sich um Katja. Unfähig, sich zu konzentrieren, lief er in seinem Büro auf und ab und starrte immer wieder zum Telefon, als könnte er es mit reiner Willenskraft zum Läuten bringen. Als es dann endlich klingelte, hatte er Angst, das Gespräch anzunehmen, da er befürchtete, zu erfahren, dass Katja etwas zugestoÃen war. Er zwang sich dazu den Hörer abzunehmen.
âJa?â
âHerr Bundeskanzler, Böhme hier. Wir haben Frau Bachmann gefunden. Sie und Frau Krüger waren in einer anderen Wohnung im sechsten Stock des Hauses. Da wohnt eine Freundin von Frau Krüger, die Kosmetikerin ist. Die Damen haben bei lauter Musik diverse Artikel ausprobiert. Deshalb hat Frau Bachmann wohl das Handyklingeln nicht gehört. Sie ist wohlauf, möchte aber wissen, warum wir das ganze Haus auf den Kopf gestellt haben. Sie ist, offen gestanden, etwas beunruhigt.â
âSagen Sie ihr, ich werde ihr heute Abend alles erklärenâ, erwiderte Gerling, dem vor Erleichterung Tränen übers Gesicht liefen.
âAlles klar, Herr Bundeskanzler.â
âUnd Gregor?â
âJa, Herr Bundeskanzler?â
âDanke.â
Berlin, 05. September, 22.50 Uhr
Nachdem Gerling sich vergewissert hatte, dass es Katja gut ging, sie sicher zu Hause angekommen war und der Personenschutz das Haus innen und auÃen bewachte, rief er den amerikanischen Präsidenten an. Er informierte ihn über den verstärkten Personenschutz und erklärte ihm ausführlicher, warum er und seine Berater der festen Ãberzeugung waren, dass der Präsident in Lebensgefahr schwebte.
Clifford wiederum bestätigte Gerlings Befürchtungen. In einer kurzfristig anberaumten Besprechung im Oval Office hatten Clifford und seine engsten Berater die jüngsten Erkenntnisse um die Informationen aus dem Kanzleramt ergänzt und kamen zu dem gleichen Schluss wie Gerling und sein Stab: Das Leben des amerikanischen Präsidenten war in akuter Gefahr.
âWas weiÃt du über das Projekt Gladio?â, wollte Clifford von Gerling wissen.
Der dachte kurz nach. âGladio... kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich kann es jetzt aber nicht einordnen. Warum fragst du?â
Die nächsten zehn Minuten erklärte Präsident Clifford dem Kanzler, was sich hinter dem Begriff verbarg. Die Informationen schockierten Jan.
âGezielte Terrorakte im eigenen Land, verübt von Staatsdienern, um diese Anschläge dann bekannten Terrorgruppen anzulasten? Das ist doch Wahnsinn. Ich meine, wir
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