Pakt des Bosen
abhörsicher.â Ryan grinste listig. âEr informierte Russman über das abgehörte Gespräch und die beiden vereinbarten sofort eine Dringlichkeitssitzung mit Patterson.â Ryan sah den Präsidenten ernst an. âWas wissen Sie über das Projekt Gladio?â
Clifford zuckte zusammen.
âWarum fragen Sie das?â, wollte er wissen.
âIch frage Sie, weil ich glaube, dass allen Versicherungen zum Trotz diese Organisation immer noch aktiv istâ, antwortete Ryan.
âMein Gott. Wenn das wahr ist...â, flüsterte der Präsident.
Clifford wusste eine ganze Menge über das Projekt. Gladio war der Name einer Geheimorganisation von NATO, CIA und des britischen MI6 während des Kalten Krieges. Besonders in Italien, aber auch in fast allen anderen westeuropäischen Ländern, wurden Agenten ausgebildet, die im Falle einer Besetzung des jeweiligen Landes durch Truppen des Warschauer Paktes Guerillaoperationen und Sabotage durchführen sollten.
Zu diesem Zweck wurden europaweit geheime, illegale Waffendepots angelegt. Die Mitglieder von Gladio wurden unter anderem aus militärischen Spezialeinheiten, Geheimdienstkreisen und Rechtsextremisten rekrutiert, letztere teilweise mit bekanntem kriminellem, in der BRD auch nationalsozialistischem Hintergrund. Die Existenz der Untergrund-Armeen wurde vor der Bevölkerung und den Parlamenten geheimgehalten und war jeweils nur einem kleinen Kreis von Regierungsmitgliedern bekannt. In den einzelnen Ländern wurden die Anwerbung und Führung der Agenten meist von Unterabteilungen der jeweiligen nationalen Geheimdienste übernommen, in der BRD von einer eigenen Dienststelle des Bundesnachrichtendienstes. Die militärische Befehlsgewalt hatte die geheime Kommandostelle Allied Clandestine Committee der NATO in Brüssel. Der Aufbau von Gladio begann in den 50er Jahren, die Einheiten wurden vermutlich nach Bekanntwerden der Operation und dem Zerfall der Sowjetunion 1990 aufgelöst, mangels präziser offizieller Stellungnahmen gilt dies aber nicht als gesichert. Eine Verstrickung von Gladio-Mitgliedern in den Bombenanschlag auf das Münchener Oktoberfest 1980 war nicht bewiesen, wurde aber nach neueren Ergebnissen durch die damaligen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft nahegelegt. Heinz Lembke, der Hauptzeuge, der während der Ermittlungen verstarb, war Eigentümer von 33 illegalen Waffen- und Sprengstoffdepots, deren Entdeckung 1980 ein breites Medienecho fand. Sie enthielten unter anderem automatische Waffen, 14.000 Schuss Munition, 50 Panzerfäuste, 156 kg Sprengstoff und 258 Handgranaten. Mitglieder der tatverdächtigen rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann hatten ausgesagt, dass Lembke sie mit Waffen und Sprengstoff versorgt habe. Lembke wurde am 1. November 1981, einen Tag vor seiner geplanten Vernehmung durch einen Staatsanwalt zum Oktoberfest-Attentat, erhängt in seiner Einzel-Gefängniszelle aufgefunden. Er hatte zuvor angekündigt, umfangreiche Erklärungen über seine Hintermänner abzugeben. Die Ermittlungen in dieser Richtung verliefen nach seinem Tod im Sand. Bis heute gilt somit offiziell die These von der Einzeltäterschaft eines Mannes namens Gundolf Köhler, der bei der Explosion der Bombe getötet worden war.
Berlin, 05. September, 22.15 Uhr
Bundeskanzler Gerling griff in die Innentasche seines Sakkos, holte sein Handy heraus und wollte gerade die Geheimnummer des amerikanischen Präsidenten wählen, als die Stimme seiner persönlichen Sekretärin aus dem Lautsprecher ertönte.
âHerr Bundeskanzler, das WeiÃe Haus für Sie auf Leitung drei.â Jan blickte erstaunt sein Handy an, legte es beiseite und griff dann zum Telefon.
âGerlingâ, meldete er sich.
âJan, Bill hier. Kannst du reden?â, fragte Präsident Clifford.
âIch bin alleine.â
âTu mir bitte einen Gefallen und bring deine Freundin in Sicherheitâ, sagte Clifford mit dringender Stimme.
âWas zum Teufel...â, holte Gerling aus, aber Clifford unterbrach ihn. âJan. Hör mir zu. Du und deine Freundin, ihr seid beide in gröÃter Gefahr. Sorge zuerst dafür, dass sie in Sicherheit gebracht wird und lass uns später in Ruhe telefonieren, ok?â
âAlles klar. Aber bevor wir auflegen, muss ich dir auch etwas sagen. Meine Berater und ich sind davon überzeugt, dass man versuchen wird, dich umzubringen.â
Mit wenigen
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