Palast der blauen Delphine
Lyktos.
Die Stadt, die bei der Palastanlage von Phaistos entdeckt wurde und bislang nur zum kleinsten Teil archäologisch erforscht ist, erhielt den Namen Chalara (der minoische Namensursprung ist ungewiß).
Ähnlich bin ich mit Personennamen verfahren, soweit sie nicht explizit durch den Mythos überliefert sind. Vieles ist erstaunlich genau berichtet (unter anderem die Namen der vierzehn attischen Geiseln); bei anderem bleibt der Mythos eher ungenau.
Diese »dunklen Flecken« habe ich während meiner mehr als fünfjährigen Forschungs- und Schreibarbeit mit meiner Phantasie zu erhellen versucht. Ich gehe dabei wesentlich weiter als die »offizielle« Saga, die, wie es sich für eine patriarchalische Überlieferung gehört, die alten, weiblichen Anfänge vornehm verschweigt und vor allem die männlichen Helden und ihre heroischen Taten in den Vordergrund rückt.
Dies bezieht sich besonders auf das Erste Buch, das den Weg des »Minotaurus« Asterios – des ersten männlichen Priesters der Göttin, der die kultische Stiermaske trug -, durch die vier Elemente erzählt.
Bei der Beschreibung der Kulte und Zeremonien habe ich auf meine Forschungen über matriarchalische Kulturen zurückgegriffen, mit denen ich vor mehr als fünfzehn Jahren begonnen habe. Selbst auf diesem fesselndem Gebiet bleiben wissenschaftliche Dokumentationen und Forschungsberichte bislang oft erstaunlich dürr und unlebendig.
Wo es mir nötig erschien, habe ich mich durch die Kraft der Imagination ins alte Kreta zurückversetzt und versucht, als »Augenzeugin« einen Kult, der die Freude des Lebens an sich selbst zelebriert, auch uns modernen Menschen in einfühlsamen, lebendigen Bildern nahezubringen.
VI
»Das mythologische Bewußtsein besitzt die Wahrheit«, sagt Hermann Weidelener, Philosoph und einer der großen spirituellen Lehrer des Abendlandes. »Die linke Seite ist, mythologisch gesehen, die Seite des Herzens und die Seite der Vergangenheit. Damit die weibliche Seite des Menschen. Das mythologische Bewußtsein lächelt und gibt uns nur eines zu erkennen: daß wir stets auf uns selbst zuwandern. Es sagt uns, daß die ganze Lebenswanderung eine Wanderung zu sich selbst ist.«
VII
Joseph Campbell, als er in einem Interview gefragt wurde, ob er in seiner Forschung über Mythen von einer Suche nach dem Sinn des Lebens gesprochen habe:
»Nein, nein, nein«, sagte er. »Ich spreche von einer Suche nach der Erfahrung des Lebendigseins.«
Verlagsgruppe Random House
Vollständige Taschenbuchneuausgabe 10/2007
Copyright © 2007 by Diana Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Erstausgabe 1996 erschienen bei Piper Verlag GmbH, München
eISBN : 978-3-641-01718-7
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