Palast der Dunklen Sonnen
Haut schien zwischen den Wüstenfelsen zu verschwinden.
Malakili schaute dem davonrasenden Ungeheuer ein paar Sekunden lang begeistert und erfreut zu, dann sprang er in den Sandgleiter, startete den stotternden Motor und schwebte hinter seinem Liebling her.
Der Rancor sprang auf einen blasenbedeckten, aus dem Boden hervortretenden Lavafelsen. Er legte den Kopf in den Nacken, brüllte den Himmel an und hob die gewaltigen Krallen, dann sprang er wieder herunter und suchte sich auf der schrägen, unebenen Klippe einen Weg.
Über ihnen, auf den Türmen von Jabbas Palast, blitzten Alarmlichter auf. Malakili hörte in der Ferne das Geschrei der aufgescheuchten Wächter, aber in diesem Augenblick war ihm das egal. Er würde mit dem Rancor zurückkommen. Er würde ihnen zeigen, daß alles in Ordnung war.
Einmal kam er dem Rancor mit dem summenden Sandgleiter zu nahe, und sofort schlug das Monster reflexartig mit den knochigen Krallen nach ihm, als wäre Malakili ein lästiges Insekt. Aber der Hüter überholte es und schwebte vor ihm her, so daß es ihn erkennen konnte. Die Bestie blieb ein Stück zurück, ließ den Kopf hängen, als wäre ihr peinlich, was sie versucht hatte, und trabte dann weiter in die offene Wüste.
Sie trottete über den heißen, rissigen Boden und sprang in Ekstase über sich erhebende Felsen. Dabei entfernte sie sich weit von Jabbas Palast, aber sie befand sich nicht auf der Flucht - sie genoß einfach nur ihre Freiheit.
Malakilis Brust schwoll vor Stolz an, obwohl er sich seiner gefühlsmäßigen Schwäche schämte. Tränen hinterließen kühle Bahnen auf seinen Wangen. Das war vermutlich einer der bemerkenswertesten Tage seines Lebens.
Der Rancor rannte auf eine rotbraune, spitze Felsreihe zu, die ein Beweis für Tatooines bewegte geologische Vergangenheit war. Vor ihnen erstreckten sich zerklüftete Berge, die von zahlreichen, an rasierklingenbewehrte Kiefer erinnernden Canyons durchzogen wurden, felsigen schmalen Spalten, die längst vergessene, reißende Wassermassen vor langer Zeit ins Land gegraben hatten. Als der Rancor den Schatten und die zerklüfteten, stufenähnlichen Felsen sah, die zum Klettern einluden, verdoppelte er seine Geschwindigkeit und hielt auf die schattigen Canyons zu.
Malakili schob den Geschwindigkeitshebel des Sandgleiters vor - aber statt für zusätzliche Schnelligkeit zu sorgen, bockte und hustete das kleine Gefährt wie ein kranker Mann, der Blut ausspuckt. Das Gewicht des Hüters drückte den Sandgleiter in die Tiefe. Er umklammerte das Steuer, und seine Hände waren plötzlich rutschig vom Schweiß.
Hinter ihm in der Ferne erhob sich Jabbas Palast, eine düstere Zitadelle, die sie im Auge behielt wie ein strenger Vater seine ungehorsamen Kinder.
Der Rancor wußte von all dem nichts; er stürmte in einen nahen Canyon und verschwand in den Schatten.
»Warte!« rief Malakili mit brüchiger Stimme, als hätte die Wüstensonne jedes Leben aus ihr wie Feuchtigkeit verdunsten lassen. Er kämpfte mit dem Sandgleiter, der dem pudrigen Sand und den scharfen Felskanten gefährlich nahe kam. Doch irgendwie schaffte es das Gefährt bockend und stotternd bis zur felsigen Wand eines Hügelkamms. Malakili konzentrierte sich so sehr darauf, den Gleiter in der Luft zu halten, daß er nicht mehr wußte, in welchem der vielen Seitencanyons der Rancor verschwunden war.
Malakili stöhnte, als der Gleiter schließlich auf den Boden stürzte und ihn in ein Geröllfeld warf. Er erhob sich von den spitzen Steinen und blickte zu dem willkommenen Schatten eines Seitencanyons hin. Die Wüstenhitze der Zwillingssonnen knallte auf ihn nieder. Er bewegte sich mühsam über den zerklüfteten Boden und ließ den Sandgleiter hinter sich zurück. Schließlich gelangte er in den staubigen Windfang der Canyonöffnung, trat auf flachen Lehmboden und begab sich in die dunklen Schatten. Das knirschende Geräusch bröckelnder Felsen begleitete jeden Schritt. Davon abgesehen erfüllte eine unglaubliche Stille die Welt.
Er wußte nicht, was er tun sollte. Er konnte nicht den ganzen Weg zu Jabbas Palast zu Fuß zurücklegen, auch wenn er es im Zwielicht der Nacht vielleicht versuchen würde. Trotz der Gefahr, in der er sich selbst befand, galt Malakilis Hauptsorge jetzt dem Problem, den Rancor wiederzufinden. Wenn er das Monster verloren hatte, würde Jabba ihn einer langen Reihe einfallsreicher und unaussprechlich schmerzhafter Folterprozeduren unterziehen. Es würde besser sein, sich einfach
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