Palast der Dunklen Sonnen
Rancor stand auf und sah zu, wie er die Fleischberge heranschaffte; er fuhr mit der dicken Zunge, deren Farbe eine gewisse Ähnlichkeit mit Purpurrot hatte, über die dichten Zahnreihen. Nachdem Malakili sein in weißes Papier eingepacktes Sandwich von dem Fleischstapel genommen hatte, schob er ihn dem Rancor hin. Das Monster wühlte mit einer gekrümmten Kralle in dem Mittagsangebot herum und entschied sich für eine gebogene Dewbackrippe, an der knorpelige Fleischbrocken hingen.
Malakili wickelte sein Sandwich aus und hockte sich auf eine bankgroße Rancorzehe. Über ihm kaute das Monster sabbernd und schlürfend auf der langen Rippe herum. Malakilis schwarzes Kopftuch schützte ihn vor dem herabtropfenden, mit rohem Fleisch durchsetzten Sabber aus dem Rachen des Rancors, der ihn benäßte und ihm den nackten Rücken hinunterlief.
Während er gedankenverloren auf dem köstlichen Sandwich herumkaute, überdachte er seine Möglichkeiten - und die Zukunft.
Es war von Anfang an klar gewesen, daß Jabbas Hauptziel darin bestand, den Rancor so lange mit neuen Herausforderungen zu konfrontieren, bis ihn ein größerer Gegner tötete. Jabba war das Monster völlig egal, und das gleiche galt auch für alle anderen. Selbst Gonar mit den schmierigen Haaren hatte entsetzliche Angst vor dem Rancor und hielt sich nur deshalb in seiner Nähe auf, weil es ihm Ansehen und Macht brachte. Die anderen Zuschauer, die im Verlies herumhingen, hatten auch keine Beziehung zu der Bestie - das galt für den haarigen Whipid-Wächter, der seine Stoßzähne gegen die Käfiggitter drückte und die animalische Kraft des Rancors betrachtete, als würde sie in ihm eine Erinnerung an seinen Heimatplaneten wecken, wie auch für Lorindan, den rüsselnasigen Spion, dessen einziges Motiv darin bestand, Informationen zu finden, die er an jemanden anderen verkaufen konnte.
Nein. Malakili war auf Tatooine ganz allein. Er allein liebte das Monster, und es war seine Aufgabe, dafür zu sorgen, daß sein Liebling beschützt wurde. Er würde eine Möglichkeit finden, dem Rancor zur Flucht zu verhelfen - und ihm gleich mit dazu.
Malakili kaute weiter auf seinem Sandwich herum und schluckte, obwohl sein Hals ganz trocken war, als in seinen Gedanken die ersten Pläne Gestalt annahmen. Jabba war ein mächtiger Verbrecherlord, ja, aber er war nicht die einzige Macht auf Tatooine. Jabba hatte viele Feinde, und Malakili verfügte über viele Informationen.
Vielleicht fand er eine Möglichkeit, für seinen Liebling die Freiheit zu erkaufen.
In der Höhle des Monsters
In der Nähe des Zentrums der schmierigen Stadt Mos Eisley setzte ein zerbeultes Frachtraumschiff Staub an. Nachdem die Glücklicher Despot einmal zu oft gelandet war, konnte sie keine einzige Sicherheitsprüfung mehr überstehen, und so stand der Koloß verlassen an dieser Stelle, bis eine Gruppe fehlgeleiteter arconaischer Investoren entschied, ihn in ein Luxushotel zu verwandeln, beflügelt von der Hoffnung, von dem ausgedehnten Tourismus auf Tatooine zu profitieren.
Kurz nachdem die Unternehmer Bankrott angemeldet hatten, übernahm eine neue Unterweltgröße den Hotel- und Kasinobetrieb des Glücklichen Despoten, eine von ganz unten aufgestiegene Rivalin Jabbas mit großen Träumen, bescheidenem Kapital und einem niederträchtigen Wesenszug, der noch ausgeprägter als ihr klaffender, mit zu vielen Zähnen gefüllter Mund war.
Lady Valarian, die sich in ihrem luxuriösen Büro aufhielt, lehnte sich in ihrem gebogenen Sessel zurück und entspannte sich. Sie sah so freundlich aus, wie es für eine pferdegesichtige, hauerbewehrte, fellbewachsene Whipidin möglich war. Als sie ihre sanften Laute von sich gab, hatte es den Anschein, als wolle sie schnurren - aber für Malakili hörte es sich wie ein überfressener Gundark an, der mit seinen Körperflüssigkeiten gurgelte.
»Ich weiß, daß du aus Jabbas Palast kommst«, sagte Lady Valarian mit einem Knurren, das tief aus ihrem Hals kam. Ihre pflockähnlichen Hauer schoben sich aus ihrem Unterkiefer nach vorn, als sie sich näher zu ihm heranbeugte. Sie klimperte mit den langen Wimpern.
Malakili bekam einen Hauch ihres schweren Parfüms mit, das den moschusartigen, strengen Geruch des Whipidenfells überdecken sollte; er fand, daß es ein schlimmerer Gestank als alles war, womit er je in den Käfigen des Zirkus Horrificus konfrontiert worden war.
»Ja, ich komme aus Jabbas Palast«, sagte Malakili und strich über sein schwarzes Kopftuch, »aber
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