Palast der Dunklen Sonnen
blutige Keule lag noch immer oben auf dem Fleischhaufen. Ihm fiel einfach keine gute Erklärung ein. »Ich füttere den Rancor. Was soll ich sonst machen?«
Der Gamorreaner starrte die Leiche an, dann die frischen Fleischreste aus der Küche. Er grunzte. »Brauchen Hilfe?«
»Nein«, sagte Malakili. »Nein, alles prima.« Er warf einen bedeutsamen Blick auf den dämmerigen Rancorkäfig und dann auf die Last des Wächters. »Willst du ihn hier auch abladen?«
»Nein! Beweismittel von Verbrechen!«
Der Gamorreaner watschelte weiter und summte dabei vor sich hin, vom Leben nicht weiter gefordert und froh, daß er seinen langweiligen Job so gut erfüllte, wie es ihm möglich war.
An diesem Tag schmeckte dem Rancor sein Mittagessen noch besser als gewöhnlich.
Lady Valarians Transporter sollte direkt nach Tagesanbruch eintreffen, bevor Jabba und seine Gefolgsleute die Lethargie abschütteln konnten, die von den wilden Parties kam, die die ganze Nacht dauerten.
Soweit es Malakili sagen konnte, hatte niemand Gonars Verschwinden erwähnt, aber andere Aufdringliche hatten zur Fütterungszeit und während der Dressur den Platz des jungen Mannes eingenommen; jedem von ihnen flößte die Bestie Ehrfurcht ein, jeder von ihnen wollte ein Stück ihrer Macht teilen, indem er sich einfach in ihrer Nähe aufhielt.
Malakili betrat den Rancorkäfig und vergewisserte sich, daß die Schlösser am Außentor auch alle durchtrennt waren, damit die Flucht leicht sein würde, sobald Valarians Schiff eintraf.
Er sah auf seinen Chronometer, kontrollierte die Zeit, zählte rückwärts. Noch weniger als eine Stunde. Sein Herz klopfte.
Der Rancor war angespannt und bewegte sich unruhig in seinem Käfig hin und her. Er wußte, daß etwas nicht stimmte, und gab jedesmal, wenn Malakili draußen vor der Gittertür in Sicht kam, fragende, schnaubende Laute von sich.
»Nicht mehr lange, mein Liebling«, sagte Malakili. »Dann haben wir beide uns von diesem Palast befreit.«
Von oben waren nur bleierne Stille und schlaftrunkene Geräusche zu hören, als Jabba und die anderen schliefen; sogar das dürftig bekleidete, dralle neue Mädchen, das an der Plattform angekettet war, schlief.
Dann hörte Malakili verstohlene Schritte wie die einer huschenden Spinne; die paar Leute, die wach geblieben waren, schmiedeten ihre eigenen Pläne gegen Jabba. Es wurde an einem Gitterrost gerüttelt. Noch mehr Schritte. Malakili verfluchte die Störung.
Er blickte erneut auf den Chronometer, und zu seinem Entsetzen rührte sich Jabba; jemand sprach, dann wachten die Gefolgsleute auf. Ein Besucher war erschienen. Nicht jetzt!
Malakili zischte und marschierte in dem feuchten Korridor auf und ab. Jabba durfte jetzt einfach nicht aufwachen. Vielleicht würde er ja die Angelegenheit schnell erledigen und sich entscheiden, noch eine Stunde oder so zu schlafen.
Jabbas dröhnende Stimme ertönte. Es klang nach einem Streit. Ein Aufschrei - die Falltür öffnete sich, und zwei Körper stürzten in die Rancorgrube.
Malakili stöhnte und drückte die Fäuste gegeneinander. »Warum ausgerechnet jetzt?« Er sah wieder auf den Chronometer. Das Rettungsschiff würde jeden Augenblick eintreffen.
Ein paar von Gonars Nachfolgern quetschten sich an Malakili vorbei, um den neuen Opfern in der Grube beim Sterben zuzusehen. Er konnte sich an keinen ihrer Namen erinnern. Sie waren ihm auch egal. Er flüsterte eine Botschaft, von der er wußte, daß der Rancor sie nicht hören konnte. »Schluck sie einfach runter. Beeil dich, mein Liebling!«
Er sah einen jungen Menschen, einen dünnen blonden Mann -kein Grund zur Besorgnis -, und einen der dummen gamorreanischen Wächter. Malakili zuckte zusammen, als er sah, daß der Wächter noch immer seine gefährliche Vibroaxt hatte, die den Rancor verletzen konnte - aber der Gamorreaner schien zu verängstigt zu sein, um an seine Waffe zu denken.
Der schweineähnliche Rohling wandte sich zur Flucht, aber der Rancor war in einer Sekunde über ihm und stopfte ihn sich in einem Stück in den Rachen. Er kaute einmal, dann schluckte er schlürfend die noch immer zuckenden Beine hinunter. Jetzt kam der Mensch an die Reihe.
Malakili blickte auf den Chronometer. Lady Valarians Frachter war mittlerweile im Anflug, schwebte in geringer Höhe über den Sand, bewegte sich verstohlen auf den geheimen Treffpunkt zu. »Mach schon!« flüsterte er.
Die Zuschauer im Thronsaal jubelten und brüllten. Jabbas dröhnendes Lachen hallte bis in die Grube.
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