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Palast der Stürme

Palast der Stürme

Titel: Palast der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyssa Deane
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Mann eine ernste Miene aufsetzte, hatte sie den Verdacht, dass er Pferd und Kutsche mit Absicht so lenkte und insgeheim über sie lachte.
    »Miss …? Das ist doch die richtige Anrede, oder?«, fragte er mit einem Blick auf ihre Hand.
    »Ja«, bestätigte sie. »Miss Roxane Sheffield. Und Sie, Sir?«
    »Captain Collier Harrison«, stellte er sich ihr vor und streckte ihr über seinen Schoß hinweg die Hand entgegen. Sie schüttelte sie mit festem Griff und ließ sie schnell wieder los. »Das ist ein ungewöhnlicher Name«, stellte er fest.
    »Was? Sheffield?«
    »Nein, Roxane.«
    Sie verzog leicht das Gesicht und sah auf die Straße hinaus. »Wie man mir gesagt hat, stammt er aus dem Persischen. Mein Vater hat ihn ausgesucht. Wenn ich ihn sehe, werde ich ihn fragen, was er bedeutet. So wie ich meinen Vater kenne, hatte er einen Grund dafür. Wahrscheinlich handelt es sich um irgendeinen privaten Scherz.«
    »Ist Ihr Vater ein Spaßvogel?«, fragte der Captain.
    »Früher war er das, soviel ich weiß«, erwiderte Roxane. »Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen … Seit ich ein kleines Mädchen war«, erklärte sie steif.
    »Dann wird er zweifellos sehr glücklich sein, Sie wiederzusehen.«
    Ein freudloses Lächeln huschte über Roxanes Gesicht. »Vielleicht.«
    »Mit Sicherheit«, meinte der Captain.
    »Wir werden sehen.«
    Da die Einladung von ihm gekommen war, wäre es auch seine Sache, dafür zu sorgen, dass es ein freudiges Wiedersehen werden würde, dachte Roxane. Max Sheffield hatte einiges wiedergutzumachen … Vorausgesetzt, es lag ihr überhaupt noch etwas an der Vergangenheit, fügte sie in Gedanken hastig hinzu. Captain Harrison schwieg – offensichtlich hatte ihn ihre Antwort erstaunt. Nun, sie hatte keine Lust, einem Fremden etwas über ihr persönliches Verhältnis zu dem Mann zu erzählen, der ihr Vater gewesen war – und es immer noch war.
    »Ich nehme an, Sie waren vorher noch nie in Indien?«
    »Noch nie«, bestätigte Roxane. Sie zuckte zusammen, als der Einspänner in der belebten Straße Fahrt aufnahm, scheinbar ohne Rücksicht auf die vielen Hindernisse. Sie warf einen verstohlenen Blick auf den Engländer neben sich. Er hielt die Zügel locker in den Händen, seine Schultern waren leicht nach vorn gebeugt, seine Ellbogen lagen auf den Knien, und trotzdem war der Blick aus seinen rauchblauen Augen konzentriert nach vorn auf die Straße gerichtet. Es gelang ihm hervorragend, durch seine entspannte Körperhaltung den Eindruck von Nonchalance, ja vielleicht sogar Sorglosigkeit zu vermitteln, wie Roxane fand. Doch seine Augen verrieten, dass jede seiner Bewegungen sorgfältig überlegt war. Sie atmete tief durch die Nase aus und wandte den Blick ab. Dann griff sie rasch nach ihrem Hut, der sich von ihrem zerzausten dunkelbraunen Haar gelöst hatte, und presste ihn mitsamt den langen pastellfarbenen Seidenbändern fest auf ihren Schoß.
    »Sie werden feststellen, dass sich Indien sehr von England unterscheidet«, meinte er mit einem raschen Seitenblick.
    »Vermutlich«, stimmte sie ihm zu.
    »Woher kommen Sie?«
    »Aus England.«
    Er stieß ein lautes, herzliches Lachen aus.
    »Von wo genau?«
    »Aus London. Ich habe dort mit meiner Mutter gelebt, bis sie verstorben ist.«
    »Das tut mir leid«, warf er ein. »Das habe ich nicht gewusst.«
    »Woher sollten Sie auch? Es ist schon drei Jahre her, und ich bin nicht mehr schwarz gekleidet. Sie war lange Zeit krank, und es war eine Gnade Gottes, als sie dann friedlich im Schlaf von uns gehen konnte.«
    Der Mann nickte langsam, so als würde ihn ihre Antwort auf gewisse Weise befriedigen. »Und nun besuchen Sie also Ihren Vater. Warum hat er Sie nicht eher hierhergeholt? Weil ihre Mutter zu krank für diese Reise war?«
    Roxane schwieg einen Moment lang, und als sie antwortete, war sie überrascht, wie leicht ihr eine Lüge über die Lippen kam. »Ja, genau das war der Grund.«
    »Ich verstehe«, sagte er, aber sie hatte das Gefühl, dass ihn ihre Antwort nicht überzeugt hatte. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als er sich ihr zuwandte und ihr einen prüfenden Blick zuwarf, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete. Sein Blick war forschend, aber nicht neugierig gewesen und hatte ein gewisses Maß an zurückhaltendem, höflichem Interesse gezeigt.
    Roxane musterte ihn mit einem Seitenblick unter gesenkten Lidern und betrachtete sein Kinn, seine Körperhaltung und seine Augen. Er sah aus, als besäße er einen gesunden

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