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Pallieter

Pallieter

Titel: Pallieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Timmermans
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zweite Strophe anfangen wollte, rief Charlot erfreut: »Vetter, der Herr Pastor wartet auf dich, und er sagt, er hat keine Zeit, sagt er.«
    »Sag ihm, er soll auf meine Mühle kommen.«
    »Was, meinst du denn, der Herr Pastor mit seiner guten Soutane soll extra in deine Mühle kommen, um sich schmierig zu machen?«
    »Charlot, besser ein Sack Mehl auf einer schwarzen Soutane als ein Fliegenschiß auf deiner Seele!«
    Aber siehe, da kam der Pastor vom Beginenhof. Es war ein kleiner, alter Mann mit gütigen Gesichtszügen und einem eirunden Kopf, von weißen Haaren umrahmt. Er bot ihm eine Prise an.
    »Was meint Ihr von der Sonne, Pallieter?«
    »Daß sie der Rahm des Lebens is!«
    »Sie reibt mir die Kehle trocken.«
    »Und so findet der Mensch doch immer wieder einen Grund, um sich selber wohlzutun. Kommt, wir wollen was trinken.« Sie gingen in die Frühjahrsstube, wo Pallieter einen Krug Bier und eine beschimmelte Flasche Wein auftischte. Der Pastor trank den roten Wein und Pallieter das braune Bier. Die Sonne spielte in dem Bier und in dem Wein und legte warme, helle Lichter hinein.
    »Apropos, Pallieter,« sagte der Pastor, »Charlot hat dir wahrscheinlich schon von den zwei Eierbroten gesagt?«
    »Und wenn sie hätt sterben müssen, so war sie wieder lebendig geworden, um es sagen zu können; Ihr versteht doch die Kunst, die Weiber um die Finger zu wickeln. Ich wollt, ich könnts auch ...«
    »Nun, nichts leichter als das: werd auch Pastor!..«
    Pallieter blinzelte, schenkte sich ein frisches Glas ein, das er einen Augenblick vor die Sonne hielt und dann schnalzend durch die Kehle kollern ließ, so daß ihm der Atem ausging, und er sagte:
    »Hierin lebt die Seele der Erde, möge sie in meinen Leib kommen.« Und er trank noch einen Schoppen.
    »Seht, seht, das Land!«... rief Pallieter, und er zeigte nach dem Felderbauch, »ich könnt Euch küssen vor Freude; kommt, wir wollen tanzen!..« Und er packte den Pastor bei den Händen, drehte ihn mit herum und sang:
    »Heut ist Margaretenfest,
    Laßt uns feiern, laßt uns feiern,
    Heut ist Margaretenfest,
    Und wir feiern allerbest!«
    »Ei, ei, ei,« sagte der Pastor lachend, »ich hab keine Zeit, ich muß noch Brevier beten.«
    Und Pallieter ließ ihn gehen und rief noch:
    »Ich laß Euch gleich ein paar reife Erdbeeren bringen!..« »Gut,« rief der Pastor zurück, »ich hab heut nacht grad davon geträumt!«
    Und weg ging der greise Pastor, langsam über den Beginenwall wandelnd. Er öffnete sein Gebetbuch und fing an darin zu lesen. Sonnenflecken schoben sich launisch durch die hohen Bäume auf seine schwarze Soutane und auf seinen glänzenden Dreispitz und ließen manchmal den goldenen Schnitt seines Breviers aufglitzern.
    Als Pallieter das sah, bekam er Lust, das gute Wetter mit Psalmen zu besingen. Er legte die alte Bilderbibel offen auf seine Arme, setzte sich ans Fenster und las laut:
    »Wohl dem, den Du erwählest und zu Dir lässest, daß er wohne in Deinen Höfen; der hat reichen Trost von Deinem Hause, Deinem heiligen Tempel... Du suchest das Land heim und wässerst es und machst es sehr reich. Gottes Brünnlein hat Wasser die Fülle. Du lässest ihr Getreide wohlgeraten; denn also bauest Du das Land. Du tränkest seine Furchen und feuchtest sein Gepflügtes; mit Regen machst Du es weich und segnest sein Gewächs. Du krönest das Jahr mit Deinem Gut, und Deine Fußstapfen triefen von Fett. Die Weiden in der Wüste sind auch fett, daß sie triefen, und die Hügel sind umher lustig. Die Anger sind voll Schafe, und die Auen stehen dick mit Korn, daß man jauchzet und singet... Licht ist Dein Kleid, das Du anhast; Du breitest aus den Himmel wie einen Teppich; Du wölbest es oben mit Wasser; Du fahrest auf den Wolken wie auf einem Wagen und gehst auf den Fittichen des Windes... Du lassest Brunnen quellen in den Gründen, daß die Wasser zwischen den Bergen hinfließen, daß alle Tiere auf dem Felde trinken und das Wild seinen Durst lösche. An denselben sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen. Du feuchtest die Berge von oben her, Du machest das Land voll Früchte, die Du schaffest; Du lassest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, daß Du Brot aus der Erde bringest und daß der Wein erfreue des Menschen Herz, und seine Gestalt schön werde vom Öl; und das Brot des Menschen Herz stärke; daß die Bäume des Herrn voll Safts stehen, die Zedern Libanons, die er gepflanzet hat. Daselbst nisten die Vögel, und die Reiher

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