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Pallieter

Pallieter

Titel: Pallieter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Timmermans
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wunderschöner Pfau.
    Sie grapschten mit ihren schnellen Schnäbeln gierig nach dem Futter, drückten sich aneinander, liefen hin und her und pickten nach den Spatzen, die in großen Klecksen in den wimmelnden Haufen hineinfielen.
    Wie war das schön, die glänzenden Hälse, auf denen braunes, grünes, blaues und rotes Gold schillerte in der silbernen Sonne, die weiße, rosa und graue Tüpfelung der starken Flügel, die roten und gelben Schnäbel und Beine, die blutroten Kämme und die starken geschmeidigen Schwänze voller buntwimmelnder Farben, wie die Muscheln der See!
    Pallieter betrachtete es mit halb offenen Augen und sagte: »Rubens, laß die Hände davon!«
    Als die letzten Körnchen aufgepickt waren, ging jedes der Tiere seines Weges, auf den Misthaufen, in den Stall oder auf die Bleiche. Die Tauben flogen in klappernden Flecken in die schönen Morgenfelder, und der Pfau wanderte mit vorsichtigen Schritten stolz durch die Wege des duftenden Gartens und schlug seinen breiten Schwanz auseinander, wie einen ungeahnten Traum von Farbenpracht.
    Pallieter sah ergriffen, wie er dastand in dem durchsichtigen Grün, unter weißen Kirsch- und Birnblüten und dem rosa Pflaumenbaum, und wie die Sonne das so reich und kostbar machte, als ob es ein schön ausgedachtes Märchen sei.
    Und da flog er auf einmal auf und setzte sich in die höchste Spitze des blühenden Apfelbaums. Es fiel sein Schwanz wie eine grüne Flamme über die rosigen, weißen Blütenkelche, und er zerriß dreimal mit seinem häßlichen, rauhen Schrei die stille Luft.
    Pallieter drehte den Wasserhahn auf, und sofort sprang aus dem blauen Teich, in dem sich rote Goldfische wiegten, ein sprudelnder Springbrunnen in die Höh. Dann stopfte er sich eine Pfeife und holte den gewaltigen Geißbock aus dem Stall. Dieser war pechschwarz von Farbe mit einem blauen Glanz darüber, trug gelbe Hörner und hatte zwei große, hellgraue Augen. Sein Name war Luzifer.
    Als das Tier herauskam, schnob es in die frische Morgenluft und wollte dann mit Seitensprüngen davonhüpfen, aber Pallieter packte es bei den Hörnern, setzte sich rittlings auf den hohen Rücken, steckte seine Pfeife an und ritt alsbald, behaglich auf Luzifer sitzend, der den Kopf ungestüm nach vorne streckte, durch den Garten. Pallieter klatschte in die Hände, und da kamen die fünf Hunde angebellt und liefen mit gestreckten Beinen wild voraus. Luzifer trug Pallieter durch das Hintertürchen, das nach der Nethe führte, und folgte dann dem gewundenen Nethedeich.
    Von allen Seiten öffnete sich nun in neuer Herrlichkeit das weite, sonnige, maiengrüne Land, das ganz in der Ferne in silbernen Nebeln blaute; das erhob die Seele. Überall waren bunte, abwechselnde Töne von Braun und Grün, und dazwischen schmetterte hier und da das starke Gelb von Rapsblütenfeldern. Die Wiesen wiegten ihr Gras in einem milden Wind, und die Nethe schob glänzend ihr rasches, kühles Wasser hindurch.
    Die Luft, von allen Seiten erfüllt von Vogelgezwitscher, war voll angenehmer Düfte, und die Bäume auf dem Nethedeich standen da so hell und lustig rauschend, als ob sie eben erst aus der Erde gestiegen wären. Auf den breiten Schmerwurzelblättern am Deich lagen noch dicke Tautropfen, die prahlten und glänzten wie echte Diamanten. Pallieter pflückte im Reiten so ein Blatt, brachte es an die Lippen und ließ die kühlen Tropfen in den Mund rollen.
    »Es ist gut und schmeckt nach dem Himmel«, sagte er.
    Auf allen Seiten lag die willige Erde bereit, ihre reichen Schätze herzugeben, Blumen, Pflanzen, Erbsen, Bohnen und allerhand Früchte; und allerhand Getier, das aus der Puppe kroch, während andere sich paarten, und die Luft roch nach Honig, und ein spritzendes Jauchefaß durch tränkte den Grund. So ist das Leben: immer nur geben und sich paaren, und das eine ist noch nicht einen Tag alt, so entsteht schon ein Neues. So geht es immer weiter und immer im Kreise, das eine macht Platz für das andere, und stehst du auch da mit den Zehn Geboten in den Haaren, oder lutschst du am Finger, das ,Warum’ kriegst du doch nicht zu wissen.
    »Aber das tut nix,« sagte Pallieter, »es ist schön, und wir wollen den Rahm davon ablecken...«, und mit dem Geschmack von Mirabellen und Kirschen im Mund sah er nach den weiß und rosa blühenden Bäumen, die die Gehöfte verdeckten. Das Blut lief ihm zum Herzen vor Glück.
    Manchmal erschallte das Lied eines jungen Bauern und das Wiehern eines weißen oder braunen Pferdes. Eine

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