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Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)

Paloma - Ein Liebesroman (German Edition)

Titel: Paloma - Ein Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Dannenmann
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brennen von der Anstrengung etwas zu sehen, was gar nicht da war. Kurze Zeit später schlug Paco das Steuerruder ein und ließ das Boot einen weiten Bogen beschreiben. „Wir müssen zurück. Der Sprit wird langsam knapp.“
    „Vielleicht war genau das auch Salvadors Problem.“
    „Möglich.“
    Philipp sah Salvador vor sich. Sah, wie er mit seinem vielleicht hilflos treibendem Boot zu kämpfen hatte und fragte sich, wie lange er wohl genug Kraft zum Rudern hatte. Er war zäh, das schon. War es jedenfalls noch vor einigen Jahren gewesen, damals als sie zusammen seine Zisterne gebaut hatten. Aber er war mittlerweile nicht jünger geworden und sein hagerer Körper war immer schon eher schwächlich gewesen. Vielleicht, sagte sich Philipp, kämpfte er aber auch gar nicht mehr und vielleicht war es auch gar nicht das Schlimmste, was einem passieren konnte, der tagtäglich draußen auf dem Wasser war, wenn ihm auf diese Art das Ruder aus der Hand genommen wurde. Möglich, dass Salvador sich sogar einen Tod dieser Art gewünscht hätte, falls er es sich hätte aussuchen können. Aber Philipp wollte jetzt nicht an den Tod denken, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit Salvador. Es war schlimm genug sich vorzustellen, wie Salvador vielleicht hilflos in seinem Boot auf dem Wasser trieb. Philipp schauderte, ihm war kalt. Innen wie außen. Paco musste das gesehen haben, denn er holte eine angebrochene Flasche Wein unter seiner Bank hervor. Er entkorkte sie mit den Zähnen und reichte sie Philipp.
    Philipp nahm einen Schluck und noch einen, bis er spürte, wie die Kälte ein wenig aus seinen Gliedern wich. Er streckte die Beine aus, bewegte die steif gewordenen Zehen und dann rief er: „Herrgott noch mal, den ganzen Tag sind doch Fähren und Frachtschiffe unterwegs, die all das Zeug rüber transportieren, was Magali so braucht. Irgendjemand muss Salvador doch gesehen haben. Das Mittelmeer ist doch höchstens eine Pfütze, wie kann da irgendjemand verloren gehen?“
    „Amigo, was weißt du denn schon? Selbst in einer Pfütze kann alles verloren gehen. Boote, Menschen, Sachen ... und manchmal sogar der klare Verstand.“
    Philipp hatte das Gefühl, als ob auch er nahe daran sei, den Verstand zu verlieren. Wieso machte ihm sonst der Gedanke, Salvador treibe möglicherweise hilflos auf dem Wasser, so zu schaffen, als ob es sich um seinen besten, ja seinen einzigen Freund handelte? Er nahm einen weiteren Schluck, hielt die Flasche dann gegen den Nachthimmel. Und als er sah, dass sie fast leer war, gab er sie Paco zurück. Paco trank den Rest und warf die leere Flasche ins Wasser.
    Bald danach spürte Philipp Pacos Hand auf seinem Arm. „Da! Das Küstenschutzboot. Kannst du es sehen?“
    Philipp folgte der Richtung seines ausgestreckten Armes und dann sah auch er den dünnen Lichtkegel, der in einiger Entfernung übers Wasser strich. Und er stellte sich vor, wie es wäre, wenn er auf jenem Boot wäre und die ganze Nacht herumfahren könnte, um damit etwas wirklich Nützliches für Salvador zu tun. Er sah dem Lichtkegel so lange nach, bis ihn schließlich die Dunkelheit schluckte.
    Kurze Zeit später näherten sie sich dem Land. Paco drosselte den Motor und Philipp sprang ins Wasser und zog, durchs seichte Wasser watend, das Boot hinter sich her. Die letzten Meter, dort wo das Boot bereits auf dem Sand auflief, half Paco ihm und gerade als sie es an Land hatten, riss die Wolkendecke kurz auf und der Mond leuchtete die Umgebung so hell aus, dass der Strand beinahe weiß wirkte. Aber nur für einen trügerischen kurzen Moment, danach schoben sich wieder Wolken vor den Mond und die jetzt spärlicher gewordenen Lichter der Hotels sahen aus wie eine Kette von Glühwürmchen.
    „Ich fahr noch kurz bei Paloma vorbei. Hören, ob es was Neues gibt“, sagte Paco. „Kommst du mit?“
    Philipp überlegte kurz und sagte dann: „Nein, besser nicht.“
    „Gut. Mach, was du willst. Aber ich muss einfach wissen, was mit Salvador ist.“
    „Ich auch.“
    „Dann wirst du wohl mitkommen müssen.“
    „Ja, wahrscheinlich.“
    Während sie die Klippen hinaufstiegen, redeten sie darüber, wie sie es am nächsten Tag machen wollten, falls man Salvador noch nicht gefunden hatte. Paco wollte erneut rausfahren, konnte sich aber wegen seiner Arbeit im Hotel erst am frühen Nachmittag frei machen.
    „Falls du nicht auf mich warten willst“, sagte er, „geh zum Hafen. Irgendjemand nimmt dich bestimmt mit. Vier Augen sehen mehr als zwei. Oder du kommst

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