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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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wieder heimgegangen?«
    Stefanie blickte Paul böse an. »Ganz so schlimm war es nicht. Einige haben es recht schnell gemerkt, dass da was nicht stimmt. In vielen Geschäften hat es aber mehrere Stunden gedauert, bis man das Schild entdeckt hat. Mal abwarten, was da an Schadenersatzklagen auf uns zukommen.«
    Ich durfte Paul zwar nicht in Schutz nehmen, die Sache musste ich trotzdem klarstellen. »Paul wird nichts passieren. Dann schon eher unserem Nachbarn als Anstifter.« Ich hielt Paul eine Gardinenpredigt und versuchte dabei, möglichst autoritär zu wirken. Tatsächlich machte meine Rede auf ihn viel Eindruck. Er hörte blass und still zu. Melanie lief währenddessen mindestens fünfmal vom Flur durchs Wohnzimmer in die Küche und umgekehrt, nur um möglichst wenig zu verpassen.
    »Okay«, sagte Paul am Schluss und in vernünftigem Ton fügte er an: »Ich mache das nie mehr, Papa. Das war blöd von mir.«
    Stefanie strahlte, anscheinend hatte sie mir das nicht zugetraut. Ich war ebenfalls stolz auf meine Leistung, wusste aber, dass Paul älter wurde. Nach einbrechender Pubertät in drei oder vier Jahren dürfte es nicht mehr so einfach sein.
    »Ich gehe jetzt in mein Bett. Gute Nacht, Mama. Gute Nacht, Papa.«
    Seine Mutter war restlos begeistert. »Ich finde es toll, dass du deinen Fehler einsiehst, Paul«, rief sie ihm nach.
    Er drehte sich noch mal um und sagte: »Ja, das war viel zu anstrengend, die viele Lauferei. Wenn Herr Ackermann wieder da ist, machen wir was anderes. Der hat noch ganz viele tolle Ideen, bei denen man nicht laufen muss.«
    Paul drehte sich um und verschwand nach oben. Stefanie und ich stierten perplex Löcher in die Luft.
    »Meinst du, er hat die Ernsthaftigkeit der Lage verstanden?«, fragte sie mich schließlich.
    »Der doch nicht«, antwortete Melanie, die gerade zufällig durchs Wohnzimmer lief. »Brüder sind für so was viel zu doof.«
    Ich wusste, dass unser Bücherregal in den nächsten Tagen um ein paar weitere Bände zum Thema Kindererziehung anwachsen würde.
    Meiner Frau gelang es nach einem hastig zubereiteten Abendessen, Lars und Lisa zu einer gemeinsamen Nachtruhe zu überreden. Da diese Zeitspanne selten länger als drei bis vier Stunden dauerte, zog sie sich ins Schlafzimmer zurück und ich folgte ihr.
    Wir unterhielten uns noch ein wenig über den vergangenen Tag. Vermutlich schliefen wir zeitgleich ein.

    Am nächsten Morgen ließ ich Stefanie schlafen, da sie vermutlich in der Nacht mehrere Stillpausen einlegen musste, die ich wie immer nicht mitbekommen hatte. Um meinen Tiefschlaf beneidete mich meine Frau schon immer.
    Beim Frühstück improvisierte ich, schließlich hatte ich lang genug allein gewohnt. Es wären sogar noch zwei Pizzen in der Tiefkühltruhe gewesen, aber das hätte mich zu viel Zeit gekostet.
    Der Weg nach Limburgerhof war kurz und der Trifelsring schnell gefunden. Typisch Jürgen, dachte ich, er parkt seinen Wagen direkt vor dem Einfamilienhaus der Professorin. Auffälliger ging es nun wirklich nicht.
    Ich hielt direkt hinter ihm an, was er nicht bemerkte. Wahrscheinlich könnte auf der Straße ein Castor-Transport vorbeiziehen, Jürgen würde es nicht registrieren. Als ich neben der Fahrertür stand, klopfte ich mit der Faust auf’s Wagendach. Seiner Mimik entnahm ich, dass er sich gehörig erschreckt hatte.
    Ein völlig verwahrloster Jürgen stieg aus. Unrasiert mit Dreitagebart, fetttriefenden Haaren und einem Geruch, der mir fast die Schuhe auszog.
    »Boah, was ist da los?«, begrüßte ich meinen Kollegen und zog meine Nase außer Reichweite. »Wie viele Wochen sitzt du schon in dem Wagen?«
    Jürgen blickte verdattert aus der Wäsche. »Wie meinst du das, Reiner? Ich bin seit gestern Nachmittag hier. Über Nacht waren zeitweise noch zwei Kollegen da, die auf der Straßenseite gegenüber Position bezogen haben. Vor einer Stunde habe ich die beiden heimgeschickt. Hätte ich das nicht tun sollen?«
    »Doch, natürlich. Ich meine ja nur, wie du aussiehst. Kannst du dich nicht mal anständig rasieren? Mir ist noch nie aufgefallen, dass du überhaupt unter Bartwuchs leidest.«
    Jürgen kraulte sich am Bart. »Das ist ganz schlimm bei mir. Ich muss mich drei- bis viermal am Tag rasieren, so schnell wuchern bei mir die Stacheln. Selbst in den Pausen rasiere ich mich manchmal. Das habe ich bisher bloß niemandem verraten. Jutta würde da bestimmt drüber lachen.«
    »Jutta doch nicht«, beruhigte ich ihn und hatte selbst gehörig zu tun, nicht

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