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Palzki 09 - Ahnenfluch

Palzki 09 - Ahnenfluch

Titel: Palzki 09 - Ahnenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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herauszulachen. »Falls du auf die Idee kommst, nachher ins Büro zu fahren, geh dich lieber vorher daheim rasieren – und die Haare waschen.«
    »Die fettigen Haare habe ich von meiner Mama geerbt«, erklärte Jürgen. »Willst du ein Stück kalte Pizza?«
    Ich sah ins Auto und entdeckte auf dem Beifahrersitz neben den auch für meine Verhältnisse unappetitlich aussehenden Resten einer Pizza diverse Pommes-Schalen.
    »Bist du während der Observation zu einem Imbiss gefahren?«
    »Ach woher denn, ich habe den Pizzadienst angerufen. Bis die das kapiert haben, dass die nicht bei der Professorin klingeln sollen, sondern dass ich vor dem Haus auf der Straße stehe.«
    »Was? Du hast die Adresse der Stadelbauer angeben? Wenn der Pizzadienst wegen einer Nachfrage bei ihr angerufen hätte?«
    Jürgen wurde kleinlaut. »Ich habe noch nie vorher observiert. Es ist ja nichts passiert. Die Professorin hat das Haus nicht verlassen. Besuch bekam sie auch keinen.«
    »Na, dann komm mal mit. Wir klingeln jetzt bei ihr, damit du das auch noch lernst. Lass dein Wagenfenster unten, damit der Mief abzieht.«
    »Soll ich meine Waffe mitnehmen?«
    »Du hast eine Waffe?«, fragte ich überrascht. »Lass die bloß im Wagen. Nicht, dass noch etwas passiert.«
    Das freistehende Gebäude aus den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts war genauso unauffällig wie die anderen in der Straße. Die Grundstücksgrößen wären heutzutage allerdings unbezahlbar.
    Auch ein mehrfaches Klingeln brachte kein Resultat.
    »Hast du in Erfahrung gebracht, wer alles in dem Haus gemeldet ist?«
    »Klaro«, antwortete Jürgen und strahlte. »Ich habe heute Nacht über mein Notebook sämtliche Bewohner der ganzen Straße überprüft. Drei Häuser weiter habe ich sogar eine frühere Klassenkameradin von mir entdeckt.«
    »Prima, ich bin stolz auf dich. Verrätst du mir auch, wer alles in diesem Haus wohnt?«
    »Nur Beate Stadelbauer«, antwortete Jürgen. »Ihr Mann zog vor drei Jahren aus, als sie die Scheidung einreichte. Brauchst du das Aktenzeichen? Habe ich alles notiert. Ich habe sogar eine Kopie ihrer Provokationsurkunde oder wie das Ding heißt.«
    »Promotion, heißt das«, klärte ich ihn auf. »Hat irgendwas mit Werbung zu tun.«
    »Hallo, Sie da!«
    Wir drehten uns zu der Ruferin um. Eine Frau, die für die sommerlichen Temperaturen ungewöhnlich dick bekleidet war, stand auf dem Gehweg. »Wollen Sie zu Beate?«
    »Lass mich reden«, raunzte ich Jürgen zu. »Damit du noch mehr lernst.«
    »Ja, genau zu ihr wollen wir. Können Sie uns sagen, wo sie ist? In der Universität sagte man uns, dass wir sie zu Hause erreichen können.«
    Die Information stammte zwar von gestern, sollte aber durchaus noch aktuell sein, da Jürgen sie seit gestern Abend nicht weggehen sah. Außerdem suggerierte ich damit der unbekannten Frau unterschwellig, ein Bekannter der Professorin zu sein.
    »Eigentlich schon«, erwiderte sie. »Wollen Sie Beate wegen der komischen Sache in Schwetzingen sprechen?«
    Bingo, dachte ich und bestätigte die Vermutung der naiven Dame. »Genau deswegen sind wir da. Wieso wissen Sie davon?«
    Damit hatte ich die scheinbare Beweislast umgedreht und mein Gegenüber in Erklärungsnot gebracht.
    »Ich bin Beates Nachbarin«, sagte sie stolz. »Bis zu meiner Pensionierung im letzten Jahr war ich Lehrerin.«
    Ganz schön naiv für eine ehemalige Lehrerin, dachte ich. Aber dieses Thema wollte ich zum jetzigen Zeitpunkt wirklich nicht gedanklich vertiefen.
    »Das ist ja prima«, antwortete ich ohne zu sagen, ob das auf den Aspekt der Nachbarschaft oder auf den ihres ehemaligen Berufes gemünzt war.
    »Dann wissen Sie bestimmt, wo wir sie erreichen können. Es ist nämlich sehr dringend, aber das ist Ihnen sicher bekannt.«
    Sie nickte eifrig. Wahrscheinlich war dieses Gespräch eine willkommene Abwechslung in ihrem trostlosen Pensionärsdasein.
    »Gestern Nachmittag ist sie mit ihren Studenten zum Schwetzinger Schloss gefahren. Beate wollte dort den Skandal aufdecken.«
    Diese Aussage traf mich wie ein Schlag. Die Professorin war überhaupt nicht zuhause. Um Jürgen gegenüber meinen Fauxpas nicht zugeben zu müssen, versuchte ich ihn zu überspielen.
    »Sie meinen die Leihgaben, die gegen Kopien ausgetauscht werden sollen?«
    »Genau. Eigentlich wollte sie abends wieder zurück sein. So langsam mache ich mir Sorgen um sie.«
    »Keine Angst«, beruhigte ich die Nachbarin. »Ich fahre sofort nach Schwetzingen und schaue, was los ist. Bis heute Mittag

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