Pamiu Liebling der Goetter
Geschäften.“
Pamiu lachte entschuldigend. „Alte Angewohnheiten kommen wohl von Zeit zu Zeit immer wieder ans Tageslicht.“
Baket-Geb sah ihn wissend an.
„Was meinst du damit, Vater?“
Pamiu zuckte mit den Schultern. „Oh, das ist nicht so wichtig.“
Aaschu verzog schmollend den Mund. „Warum erzählt ihr mir nie etwas über die Zeit, bevor ihr geheiratet habt? Ich habe stets das Gefühl, dass ihr mir etwas verschweigt.“
„Das ist Unsinn, Aaschu. Es gibt nur nichts darüber zu erzählen, das ist alles.“
Baket-Geb setzte sich zu ihnen an den Tisch. „Ich denke, es ist Zeit, dass wir Aaschu von der Vergangenheit erzählen.“
Pamiu blickte seine Frau entgeistert an. Zwischen ihnen hatte die Vereinbarung bestanden, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Sie hatten ihr Glück gefunden, auch wenn es lange gedauert hatte. Jetzt fiel ihm Baket-Geb auf einmal in den Rücken und entschloss sich, das Schweigen zu brechen. Ehe er ungehalten reagieren konnte, zog Baket-Geb einen Papyrus aus einem Schubfach hervor, das sich unter dem Tisch befand. Pamiu durchzuckte ein heißer Blitz. Es war so lange her, seit er dieses Siegel gesehen hatte. Es stammte aus einer Zeit, als er ein anderer gewesen war. Der Papyrus trug das Siegel des Palastes. Aaschu blickte neugierig darauf. Pamiu hatte ihr das Geheimnis der Hieroglyphen nicht offenbart, doch die königliche Kartusche erkannte auch sie sofort.
„Das ist das Siegel des Königshauses, Vater. Warum erhältst du, ein Bauer, ein Sendschreiben vom Einzig Einen?“
„Wann ist es hier abgegeben worden und von wem?“
„Es war ein Soldat, der es heute Morgen kurz nachdem ihr das Haus verlassen hattet brachte. Er fragte mich, ob Pamiu hier lebe. Als ich das bejahte, übergab er mir wortlos den Papyrus und verschwand wieder.“
Pamiu wusste, dass er seiner Tochter nun nichts mehr verheimlichen konnte. „Wir waren einmal befreundet, der Pharao und ich, aber das war vor langer Zeit, bevor du geboren wurdest.“
Aaschu blickte ihn ungläubig an. „Der Pharao ist Freund eines Bauern?“
„Ich war nicht immer ein Bauer. Früher war ich der Oberste Baumeister. Ich habe die Baupläne für die große Pyramide gezeichnet und hatte sogar einige Jahre die Bauleitung.“
In Aaschus Augen lagen Zweifel. „Dann musst du ein reicher Mann gewesen sein, Vater. Wie kommt es, dass du jetzt Bauer bist?“
Pamiu seufzte. Er hätte die Erinnerung gerne für immer tief in seinem Ka begraben, doch seine Tochter würde Antworten fordern. Also begann er die Geschichte seiner Verbannung zu erzählen, von vorne bis hinten. Aaschu ließ ihn seinen Bericht zu Ende führen, ohne ihn zu unterbrechen. Pamiu erzählte von seiner Freundschaft zu Khufu, von der Hungersnot in Kemet und von seinem Streit mit dem Pharao, der seine Verbannung zur Folge hatte. Auch von Baket-Geb, die ihm damals in den Süden gefolgt war, erzählte er. Doch er erwähnte mit keinem Wort seine einstige Geliebte und verschwieg auch, in welcher Art und Weise er dem jetzigen Pharao zum Thron verholfen hatte. Pamiu war der Ansicht, dass diese Dinge nicht für die Ohren seiner Tochter bestimmt waren.
Baket-Geb deutete auf den Papyrus. „Was will der König von dir?“
Auch wenn Baket-Geb nicht lesen konnte, so war er sich doch sicher, dass sie niemals ohne sein Wissen auch nur einen Blick auf das Schreiben geworfen hätte. Er erbrach das Siegel und begann über die Zeilen zu fliegen.
„Grüße sendet dir, Oberster Baumeister des Einzig Einen, die Große Königliche Gemahlin Meritates.
Sehr viel Zeit musste vergehen, bevor ich dir Zeilen meiner Wertschätzung zukommen lassen konnte. Mein Gemahl ist zu seinen Ahnen gegangen, und die Wunden der Vergangenheit sind geheilt, auch wenn wir alle Narben davongetragen haben. Es besteht kein Grund mehr, deine Verbannung aufrechtzuerhalten. Wäre es mir früher möglich gewesen, dies zu tun, so sei versichert, ich hätte nicht gezögert.
Bitte kehre zurück nach Memphis, um die Trauerzeit mit uns zu begehen, die wir alle deine Familie waren und im Herzen noch immer sind. Erinnere dich an die Zeit, als dich und Osiris-Khufu Freundschaft verband. Memphis erwartet dich mit offenem Herzen, also zögere nicht und folge seinem Ruf.“
Pamiu legte das Schreiben zur Seite und gab den Inhalt mit seinen Worten wieder. Er sah Baket-Geb an, die wie immer nicht ahnen ließ, welche Gefühle sich hinter ihrem geheimnisvollen Blick verbargen.
Aaschu schaute ihren Vater ängstlich an.
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