Pamiu Liebling der Goetter
sich umgedreht und war einfach weggegangen. Als sie endlich die Barke verlassen konnten und Pamiu sich etwas an die nie enden wollende Hitze des Südens zu gewöhnen schien, straften ihn die Götter erneut. Das Haus, das ihm zugeteilt worden war, hätte Pamiu noch nicht einmal einem Tier als Unterkunft angeboten. Auch hier versuchte Baket-Geb ihn wieder zu beruhigen, indem sie ihm erzählte, wie man es verschönern oder gar ausbauen konnte. Pamiu ließ seinen Blick über die baufällige Hütte gleiten und presste die Lippen zusammen. Er fühlte sich unendlich verlassen, daran konnte auch Baket-Geb nichts ändern, auch wenn sie sich zu bemühen schien. Pamiu war nicht in der Lage, irgendetwas anderes als seinen Schmerz und seine Verachtung für das Leben, das ihm aufgezwungen worden war, wahrzunehmen. Während Baket-Geb sich um das Haus kümmerte, besah sich Pamiu das dazugehörige Feld. Es war ausgetrocknet und von Unkraut überwuchert. Als er den dritten Tag auf das Feld starrte, ohne zu einem Handgriff fähig zu sein, war Baket-Geb zu ihm gekommen.
Er hatte sie angesehen und gefragt: „Die Erde ist von der glühenden Sonne ausgetrocknet und hart wie Stein – wie soll man ihr etwas abgewinnen können, wie soll man sie fruchtbar machen und bewässern.“
Sie war ihm eine Antwort schuldig geblieben, hatte stattdessen einen Wasserschlauch genommen und ihn im Nil gefüllt. Dann hatte sie das Wasser auf das Feld gegossen und zugesehen, wie es langsam von der durstigen Erde aufgenommen wurde. Pamiu hatte sie entsetzt angeschaut.
„Ich soll das Wasser mit meinen Händen aus dem Nil schöpfen?“
Seither war ein ganzer Mondumlauf vergangen, und Pamiu hatte sich bemüht, das Feld zu wässern. Seine Hände waren hart und schwielig geworden, seine Haut dunkelbraun. Immer wenn es möglich war, gab er sich seinen Tagträumen hin, in denen er weiter sein altes Leben lebte und die Nachmittage in seinem Badeteich verbrachte. Dann rief Baket-Geb ihn, und er musste aufwachen, was er ihr übel nahm.
An einem besonders heißen Nachmittag, an dem Pamiu mit seinem Leben hadernd auf der schäbigen Bank vor seiner bescheidenen Unterkunft saß, Nitokris neben sich, die sich im Gegensatz zu ihm gut in das neue Leben eingefühlt zu haben schien, zog er schließlich den Ring von Osiris-Snofru vom Finger, den er bis jetzt abzunehmen nicht in der Lage gewesen war.
Baket-Geb wusch in dem kleinen Teich vor ihrem Haus die Wäsche. Sie hatte es mittlerweile aufgegeben, Pamiu aufzuheitern. Mit einem Wutschrei schleuderte er den Ring in den Teich. Baket-Geb wandte sich zu ihm um. „Warum tust du das?“
Er stand auf und blickte sie trotzig an. „Ich werde mich niemals in dieses Leben fügen können. Ich werde niemals wie ein Bauer leben können. Die Götter haben mich verflucht. Ich erfahre die schlimmste Strafe, die einem Menschen auferlegt werden kann.“
Sie kam auf ihn zu und trocknete sich die nassen Hände an ihrem Kittel ab. „Du brauchst nur etwas Zeit. Irgendwann wirst du deinen Frieden finden. Ich weiß es.“
„Frieden?“ Er blickte sie wütend an. „Was weiß eine Bäuerin wie du schon davon? Ich werde jedes einzelne verfluchte Jahr hassen, das ich gezwungen bin hier zu leben.“ Er hob drohend seine Faust, so als wollte er sie schlagen, ließ sie dann jedoch sinken. „Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, werden die Götter mich zurückkehren lassen. Und genau darauf werde ich warten. Und wenn es Jahre dauern sollte, ich werde nach Memphis zurückkehren.“
Mit diesen Worten wandte er sich um und verschwand im Haus. Er dachte an Neferiabet, er dachte an Memphis, und er dachte, dass allein dort seine Heimat war. Niemals würde er sich mit dem Leben als Bauer abfinden, das schwor er sich. Die Jahre sollten ihn nicht zerbrechen, egal, wie viele seines Lebens er hier fristen musste.
Ich bin Geb, die gute Erde
Auf meinem Rücken wächst jede Pflanze
Ich bin die neue Saat und die Ernte
Ich bin der Gott des Ursprungs
In mir liegt die erhoffte Ruhe und die Zufriedenheit des einfachen Lebens
Kapitel 12
Pamiu streckte sich und befühlte seinen schmerzenden Rücken. Dann blickte er prüfend zur Sonne, die hoch am Himmel stand. Es war Mittag, und sein Magen rumorte. Er klopfte sich seine schwieligen Hände an dem groben Leinenschurz ab und winkte der jungen Frau zu, die in einiger Entfernung das Unkraut aus dem kleinen Feld gezupft hatte. „Aaschu, lass uns heimgehen und sehen, was deine Mutter uns zu essen bereitet
Weitere Kostenlose Bücher