Pamiu Liebling der Goetter
schenkt einem schon die Tatsache Hoffnung, dass jemand an einen denkt.“
Antef ließ den Kopf hängen. „Ich werde an dich denken, Herr. Ich werde dich nicht vergessen.“
Pamiu legte ihm die Hand auf die Schulter. „Vielleicht, Antef, ist das, was mit mir geschieht, Maat. Ich habe Angst vor meinem neuen Leben, aber ich habe auch das erste Mal das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.“
Antef verbeugte sich zum Abschied. „Mögen die Götter mit dir sein und dich auf diesem schweren Weg begleiten.“
Pamiu nickte und wandte sich um. Ihm war die Kehle wie zugeschnürt, er hatte das Gefühl, kein vernünftiges Wort mehr herausbringen zu können. Er griff nach seinen beiden Taschen, von denen eine leichter war, weil sie eine leichte Fracht barg. Pamiu öffnete den Zugriemen etwas, damit Nitokris ta sherit ihren Kopf hinausstrecken konnte. Er legte seinen Kopf auf den der Katze, was sich diese gerne gefallen ließ. Dann ging er durch die große Eingangstür, durchquerte seinen Garten, passierte seinen Badeteich und folgte den Soldaten, die schon auf ihn warteten. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass keine Sänfte für ihn bereitstand. Pamiu musste den Weg durch die Stadt der Arbeiter zu Fuß gehen. Als er und seine beiden Begleiter die Arbeitersiedlungen erreichten, hatte sich eine Menschenmasse gebildet. Er blickte zu Boden, denn er erwartete Anfeindungen oder zumindest Genugtuung auf den Gesichtern der Männer und Frauen zu finden. Schließlich hatten sie jahrelang seine Strenge und Unnachgiebigkeit gefürchtet. Dann löste sich der erste Ruf aus der Menge von einem großen hageren Mann mit kräftiger Stimme. „Mögen die Götter mit dir sein, Oberster Baumeister Pamiu.“
Eine Frauenstimme fiel in den Ruf ein. „Ich werde im Tempel für dich bitten, genau wie du in Memphis für uns gebeten hast.“
Plötzlich fielen immer mehr Stimmen mit ein, bis es schließlich nur noch einen Chor von Hochrufen für ihn gab. Pamiu blickte in die Gesichter der Menschen und fühlte sich nicht mehr ganz so verzweifelt wie zuvor. Er hatte mit ein paar kleinen Gesten die Achtung zurückgewonnen, die er jahrelang verloren geglaubt hatte.
Als sie endlich die Stadt der Arbeiter verlassen hatten und die Tore erreichten, sah Pamiu schon von weitem ein Mädchen auf einem Stein sitzen. Kurz spielte ihm sein Kopf einen Streich, und er dachte, es wäre Neferiabet. Als sie ihn bemerkte, erhob sie sich und schulterte ihren Beutel. Erst als sie kurz vor ihm stand, erkannte er sie.
„Baket-Geb? Was tust du hier?“ Pamiu hatte Baket-Geb lediglich an ihren seltsamen Augen wiedererkannt. Sie trug ein einfaches, aber sauberes Leinenkleid. Die bronzene Farbe ihrer Haut war zu erkennen. Pamiu blickte sie ungläubig an. „Du hast dich in einem Jahr verändert.“
Baket-Geb lächelte. „Ich habe mich gar nicht so sehr verändert, Oberster Baumeister. Wir sehen immer, was wir sehen wollen.“
Er versuchte erst gar nicht, Baket-Gebs Worte zu deuten. „Was willst du hier? Ich bin nicht mehr der Oberste Baumeister und muss die Stadt der Arbeiter verlassen.“
Die Soldaten drängten ihn bereits zum Weitergehen, aber ein Blick aus Baket-Gebs Rätselaugen ließ sie innehalten. Sie besaß eine unergründliche Stärke. „Natürlich weiß ich, was dir widerfahren ist. Deshalb bin ich hier. Ich werde mit dir gehen.“
Pamiu schüttelte entschlossen den Kopf. „Nein, geh zurück zu deinem Vater. Dein Platz ist hier.“
Sie ließ sich nicht abhalten. „Glaubst du, die Götter haben dich vergessen? Sie haben dich bestraft, aber sie haben dich nicht verlassen. Weißt du, wie man ein Feld bestellt? Weißt du, welche Früchte du essen darfst und welche nicht? Hast du jemals mit deinen eigenen Händen gearbeitet? Du brauchst mich in deinem neuen Leben.“
Pamiu blickte sie skeptisch an. „Warum willst du das tun?“
Sie zuckte mit den Schultern und begann sich in Bewegung zu setzen. „Wer weiß schon, welchen Weg die Götter für uns bestimmt haben? Und nun lass uns gehen. Es gibt hier nichts mehr zu tun.“
Die Reise auf der alten Nilbarke war unerträglich gewesen. Pamiu hatte mit den Insekten und dem Schweißgeruch der anderen kämpfen müssen, die sich in der Kabine ausbreiteten, in der zehn weitere Passagiere mitreisten. Irgendwann hatte er angefangen an Deck zu schlafen, und Baket-Geb hatte ihn gelassen. Er war missmutig und fühlte sich schmutzig. Baket-Geb hatte ihm gesagt, dass er sich daran gewöhnen müsse, doch er hatte
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