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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Mitteleuropa, wenn nicht der ganzen Welt, geworden war, seufzte vor Glück auf. Zarte Mädchenhände massierten ihm die Ohren und beschnitten seine Krallen. Der Riesenköter, der sich schon das dritte Shampoobad mit Schinkengeschmack gönnte, rülpste nur noch. Bei jedem Schnalzer flogen ihm Schaumbläschen aus der Schnauze. Um den Hals hatte er sich eine rote Schleife binden lassen. Alik hatte sich eine grüne ausgesucht. Mit Tupfen.
    Der längste Dackel der Welt konnte sich nicht entschließen. Ihm gefiel die Samtschleife, aber die aus Seide glänzte mehr. Er probierte beide an und betrachtete sich in drei Spiegeln.
    In einem sah er seinen Kopf.
    Im zweiten den Bauch.
    Im dritten den Schwanz.
    »Unbedingt die aus Samt«, riet das Männchen mit dem Schnurrbart, nachdem sich der Dackel endlich für die Samtschleife entschieden hatte. »Sie paßt zu Ihrem Fell.«
    Ans Ende der Rechnung schrieb er: Samtschleife 40 Schilling. Dann fragte er:
    »Zahlen?« Und er gab sich gleich selbst die Antwort: »Selbstverständlich zahlen.«
    Pan Tau betrachtete verwundert den Zettel voller Zahlen. Er begriff nicht. Zahlen sagten ihm nichts.
    Geld?
    Ratlos griff er in seine Tasche und holte eine Glaskugel heraus. Das Männchen hatte den Hunden Freude bereitet, und nun wollte auch Pan Tau ihm Freude bereiten. Lächelnd überreichte er ihm die Glasmurmel. Sie glitzerte in allen Regenbogenfarben.

     
    »Ach«, sagte der, dem Alles für Hunde gehörte, und riß dem Dackel die Samtschleife vom Hals. »Soll das heißen, daß Sie kein Geld haben?«
    Er ließ die Glasmurmel wie eine heiße Kartoffel fallen. Pan Tau hob sie auf. Gutmütig griff er in die Tasche und holte ein Kaleidoskop mit bunten Gläsern heraus. Er hoffte, das Kaleidoskop würde das Männchen mit dem Schnurrbart erfreuen. Er selbst kannte nichts Schöneres. Stundenlang konnte er in das Kaleidoskop gucken. Dann holte er noch ein Silberglöckchen aus seiner Tasche.
    »Ach«, sagte der, dem Alles für Hunde gehörte, als er merkte, daß Pan Tau kein Geld hatte.
    »Was soll ich mit dem Glöckchen anfangen?«
    Er riß Alik die grüne Schleife vom Hals.
    »Was mit dem Kaleidoskop?«
    Er kam gar nicht auf die Idee, daß er mit dem Kaleidoskop spielen und mit dem Glöckchen läuten konnte. Erschüttert sah er um sich. Bis er den Riesenköter erblickte. Und die rote Schleife. Als er die Hand nach der Schleife ausstreckte, knurrte der Riesenköter. Das Fell sträubte sich ihm. Er fletschte die Zähne. Aus seiner Schnauze flog eine Schaumblase. Dann knurrte er noch einmal und machte einen Satz nach vorn. Das Männchen mit Schnurrbart sprang beiseite. Er versteckte sich hinter einem Stuhl und warf das Kissen mit der Aufschrift Unser Liebling nach dem Riesenköter. Dann noch zwei künstliche Knochen und den Sonnenschirm, der so konstruiert war, daß er an einem Hundehalsband befestigt werden konnte. Der Riesenköter knurrte zum drittenmal und zerbiß den Sonnenschirm, als ob es ein Zahnstocher wäre.
    Die edlen Hunde unter den Trockenhauben heulten vor Entsetzen auf. Ein Wirbelsturm jagte eben an den Spiegeln vorbei. Voran das Männchen mit Schnurrbart, dann der Riesenköter und der zwei Meter lange Dackel. Aus der Schnauze des Riesenköters flogen Schaumblasen. Als letzter lief Alik.
    Das Männchen schlug einen Haken. Im Laufschritt gelang es ihm, auf die rote Taste Hundepolizei zu drücken. Hämisch grinsend versteckte er sich in der Hundehütte Typ HB 234 Fürs schöne Weekend. Er wußte, daß er der Sieger war. Auf der Straße bremste kreischend ein Auto. Eine Tür wurde zugeschlagen. In den Laden trat ein Mann mit einem langen Stock, an dessen Ende ein Netz hing. Er blickte sich im Raum um, warf das Netz über den Riesenköter, nahm ihn fest und legte ihm Fesseln an.
    »Wir kennen uns doch«, sagte er, während er das Netz über den Dackel warf, der ihm zwischen den Beinen entwischen wollte. »Dackel Schönling, genannt die Schlange. Das letztemal bestraft wegen Diebstahls einer Leberwurst.«
    Alik kannte er nicht, aber er nahm ihn auch fest. Erst jetzt wagte es das Männchen mit Schnurrbart, dem Alles für Hunde gehörte, den Kopf aus der Hundehütte Typ HB 234 zu stecken. »Festnehmen müssen Sie noch...«
    Er wollte sagen: den Herrn mit Melone. Aber der Herr mit Melone war verschwunden. Wie in Luft aufgelöst. Nur am Fußboden zwischen den Spiegelscherben lag etwas, ein kleines Silberglöckchen.
     
     
     

Kurze Unterbrechung des Märchens
     
    »Das Glöckchen habe ich

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