Pan Tau
gesehen«, sagte Vivian. »Der Riesenköter hat es. Er trägt es mit der roten Schleife um den Hals. Sein Name ist jetzt Klein-Nikolaus Julian. Der Name des Riesenköters. Nicht des Glöckchens.«
Das Märchen geht weiter. Im Hundegefängnis
Selbstverständlich hatte sich Pan Tau nicht vollkommen in Luft aufgelöst. Er hatte nur leicht auf die Melone getrommelt und war dann mit den Fingern am Hutrand einmal nach links und einmal nach rechts gefahren, um sich so klein zu machen, daß er unauffällig mit Alik, dem schönsten aller Dackel, und dem Riesenköter ins Gefängnis kommen konnte.
Das Hundegefängnis befand sich am Ende der Stadt. Am Tag des Heiligen Nikolaus steckten dort 137 Hunde, die ohne Steuermarke beim Streunen aufgegriffen worden waren. Und im Gefängnis waren außerdem noch die Katze Lisa und der Papagei Robert. Wüßten das die Kinder, sie würden die Hunde bestimmt befreien und auch die Katze und den Papagei, dachte Pan Tau, trommelte leicht auf die Melone, fuhr dann mit dem Finger am Hutrand einmal nach links und einmal nach rechts und befreite alle Hunde. Die Katze ließ er aufs Dach. Den Papagei setzte er sich auf die Schulter. Dann machte er sich auf den Weg. Er wollte zu den Kindern. Durch die Straßen ging gerade der Nikolaus.
Das traf sich gut.
Da konnte man in die Strümpfe zu den Nüssen und Datteln noch ein bis zwei Hunde stecken. Oder den Papagei.
Den Riesenköter bescherte Pan Tau dem Besitzer von Alles für Hunde, der die Hundepolizei gerufen hatte.
»Ist der aber niedlich!« rief die kleine Susanne, deren Vater Alles für Hunde gehörte, und behielt den Riesenköter. Sie sagte noch: »Ich werde ihn Klein-Nikolaus Julian nennen.«
Den zwei Meter langen Dackel bescherte Pan Tau den Zwillingen, von denen jeder sich mit einem halben Hund begnügen wollte. Dafür war der Dackel lang genug.
Emil bekam seinen Handschuh zurück und dazu Alik, die schönste Promenadenmischung Mitteleuropas, wenn nicht der ganzen Welt. Und so gab es kein Durcheinander. Alles ging gut aus. Noch dazu begann um Mitternacht herrlicher weißer Schnee auf die Stadt zu fallen.
Und das ist das Ende.
Und das Silberglö...
Eine zweite unerwartete Unterbrechung
»Selbstverständlich Schnee«, sagte der Mann am Nebentisch, der die ganze Zeit Vivians Erzählung gelauscht hatte. »Viel Schnee, und über allem Glockengeläute. Nein, keine Glocken bei Nacht.
Nur das leise Klingeln des Silberglöckchens. Susannes Vater fällt in Ohnmacht, als er den Riesenköter sieht. Und Emils Vater macht den Nikolaus. Während der Bescherung springt Alik mit dem Handschuh aus dem Sack.«
Der Mann kam zu unserem Tisch und setzte sich neben Vivian. Dann sprach er weiter:
»Pan Tau hat die Hunde befreit! Gut! Ich möchte aber wissen, wie er sie befreit hat. Es gibt ja dort einen Gefängniswärter! Hören Sie also zu: Der Wärter sperrt Alik und den Dackel in einen Käfig. Dem Riesenköter, für den jeder Käfig zu klein ist, bindet er eine Kette mit einer schweren Eisenkugel ans Bein. Endlich ist der Gefängniswärter mit seiner Arbeit fertig. Er hat Hunger. Die Hunde auch, aber das ist ihm egal. Er zieht aus seinem Nikolausstrumpf einen Kranz von Würsten hervor und schneidet die erste Wurst vom Kranz ab. Während er sie mit der Hand zum Mund führt, taucht hinter ihm eine dritte Hand auf, schnappt ihm die Wurst weg und steckt sie — schupp! — in Aliks Käfig. Der Gefängniswärter wundert sich. Wo kam die dritte Hand her? Er zählt seine Hände. Nur zwei hat er. Wieder schneidet er eine Wurst ab. Wieder schnappt die dritte Hand ihm die Wurst weg. Und schupp, schon ist die Wurst in einem anderen Käfig verschwunden. Noch einmal zählt der Mann seine Hände. Eine Hand, die zweite Hand. Von Pan Tau hat er natürlich keine Ahnung. Er schneidet die dritte Wurst ab. Wieder. Die dritte Hand! Der Riesenköter mit der Eisenkugel am Bein reißt das Maul auf, und die Wurst ist weg. Verstehen Sie jetzt? Pan Tau verteilt die Würste an die Hunde. Dem Gefängniswärter bleiben nur Salz und die Zahnstocher, zwei leere Hände und das Staunen darüber, was eben geschah. Er merkt nicht einmal, daß hinter seinem Rücken Pan Tau die Käfige öffnet und die Hunde und die Katze befreit, auch den wütenden Papagei, der es sehr übel nimmt, daß man ihn, einen Papagei, ins Hundegefängnis gesteckt hat.« »Wer sind Sie?« wunderte sich Vivian. »Der Hundegefängniswärter?«
»Nein«, sagte der Mann, »ich bin
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