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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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ein blöder Bernhardiner!«
    Manches hatte er von den größeren Jungen gelernt. Zum Beispiel, auf zwei verschiedene Arten zu spucken. Gewöhnlich und durch die Zähne. Jetzt spuckte er auf die zweite Art und sagte noch einmal: »So ein blöder Bernhardiner!«

    Er erstarrte. Das Wasser schlug Wellen, als ob ein U-Boot oder eine ganze Bernhardinermeute ans Ufer käme, aber es waren weder Bernhardiner noch ein U-Boot. Über der Wasserfläche tauchte etwas Schwarzes, Rundes auf, das ein wenig einem Walfischkopf und ein wenig einem triefend nassen Regenschirm ähnelte. Es war ein Regenschirm. Nach dem Regenschirm tauchte eine Hand auf, nach der Hand eine Melone, und diese Melone saß auf dem Kopf eines Herrn mit Blume am Revers. Natürlich war es Pan Tau, den der Regen aus dem gotischen Wasserspeier vom Veitsdom in die Moldau geschwemmt hatte. Das aber wußte der Junge nicht, ebenso wenig, daß sich Pan Tau erst im Fluß von einem kleinen Pan Tau in einen großen Pan Tau verwandelt hatte. Kai sah nur, wie ein Herr mit Melone aus dem Fluß ans Ufer stieg und dort von einem Bein auf das andere sprang, um sich zuerst aus dem rechten und dann aus dem linken Ohr das Wasser zu schütteln.
    Kai atmete auf. Ein Herr mit Melone war auf jeden Fall besser als eine Bernhardinermeute. Eilig teilte er ihm mit:
    »Ich bin auch ins Wasser geflogen. Ein soooo großer Hund hat mich reingeschubst.«
    Er spreizte die Arme so weit wie möglich, um zu zeigen, wie groß dieser Hund war, aber er hatte zu kurze Arme. Der Herr mit Melone kam ihm zur Hilfe. Auch er spreizte die Arme und nahm obendrein noch die Melone in die Hand. Zuvor aber leerte er das Wasser aus dem Hut. Auch aus den Taschen.
    »Noch größer«, sagte der Junge. »Er wollte mich auffressen, weil ich mit meinen Schiffchen spielen wollte.« Sein Köfferchen fiel ihm ein. »Willst du meine Schiffchen sehen? Bunte Glasscherben habe ich auch...«
    Den Herrn mit Melone schien nichts mehr auf der Welt zu interessieren als die Schiffchen und die bunten Glasscherben. Er stülpte die Melone zum Trocknen auf einen Pfahl und setzte sich mit Kai auf eine Kiste. Dann zeigte er Kai, was er bei sich trug. Aus seinen Taschen zog er eine winzige Rakete mit Messinggeländer, einen noch kleineren Autobus mit Globus am Steuer und eine Glasmurmel. Der Junge freute sich sehr.
    »Spielst du auch so gern?« Er schaute über die Murmel hinweg in die Sonne »Fein, daß du nicht redest... Ich darf mich von Fremden nicht ansprechen lassen.«
    Er sah sich noch die Rakete an.
    »Hast du auch eine Eisenbahn? Nein? Ich schon. Zu Hause.« Er schluchzte leise auf. Zum Meer zog es ihn nicht mehr so stark. »Wo bist du zu Hause?«
    Pan Tau zuckte die Achseln. Er zeigte nach rechts. Dann nach links. Überall war er zu Hause. Auch hier auf der Kiste. Kai wunderte sich darüber.
    »Du gehörst nirgends hin?«
    Er seufzte. »Eigentlich gehöre auch ich jetzt nirgends hin...« Plötzlich wurde ihm traurig zumute.
    »Du... Glaubst du, daß meiner Mammi bang nach mir ist?«
    Pan Tau machte ein ernstes Gesicht. Er nickte.
    »Weißt du«, flüsterte der Junge, »ich habe jetzt gar keine Lust mehr, wegzulaufen... Du schon? Sei nicht traurig, weil du nirgends hingehörst! Ich nehme dich zu uns mit, du darfst auch mit meiner Eisenbahn spielen.«
    Zum Fluß sah er nicht mehr hin. Er begann die Scherben und Schiffchen ins Köfferchen zu räumen. Am liebsten wäre er jetzt wieder zu Hause gewesen.
    Pan Tau lächelte. Diese Sehnsucht verstand er wohl. Er griff nach der Melone, die am Pfahl trocknete, und setzte sie auf, um die Zaubergeste zu machen und Kai mit dem Köfferchen nach Hause zur Mutter zu zaubern. Erstutzte. Der Zauber mißlang. Die Melone war auf einmal viel zu klein. Vielleicht war sie im Wasser etwas geschrumpft, vielleicht zu schnell getrocknet...
    Nur mit Mühe brachte er die eingelaufene Melone wieder vom Kopf. Er stülpte sie noch einmal auf den Pfahl und versuchte sie auszudehnen. Die Melone wurde nicht größer.
    Und es dunkelte bereits. Über der Stadt leuchteten Schnüre von Lichtern auf. Prag ist eine große Stadt mit vielen Häusern. Doch nur eines von ihnen suchten Pan Tau und der Junge.
    »Wie die Straße heißt, weiß ich nicht«, sagte der Junge. »Aber es ist ein neuer Wohnblock mit Abfalleimern davor, und in der Pfütze bei der Straßenlaterne liegt ein Stückchen Holz.«
    Als er einen Wohnblock sah, rief er: »Hier ist es!«
    Enttäuscht blieb er vor dem Eingang stehen.
    »Über der Tür war aber

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