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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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Mal hatten sie Appetit auf Lutschato am Stiel, auf das hervorragend gekühlte perlende Erfrischungsgetränk Frisch-Frisch, auch auf Hustenbonbons, die echten mit dem Bären, und noch auf den Nougat-Leckerbissen, der traumhaft auf der Zunge zerfließt; gönnen Sie sich täglich diese Wonne, ach, das schmeckt, mnam, sagte das Reklamemädchen, leckte sich genäschig die Lippen und verschwand von der Leinwand. Die Kinder standen auf und gingen den Nougat-Leckerbissen kaufen, Marke Mnam.
    Ich blickte mich im Kino um. Ein Herr mit Melone war noch nicht aufgetaucht. Auch nicht auf dem Balkon. Die Lichter verlöschten wieder. Im Dunkeln hörte man von allen Seiten das Rascheln von Stanniolpapier und Schmatzen. Der Nougat-Leckerbissen Mnam, diese Wonne einmal täglich, zerschmolz auf Nimmerwiedersehen auf den Zungen der dreihundertachtzig Kinder im Kino. Musik dröhnte aus Lautsprechern, und auf der Leinwand:
    Continental-Film zeigt
    Delphin Philipp in dem Film
    Die unzertrennlichen Freunde
    Die Musik spielte immer lauter, die Buchstaben wechselten die Farben, waren mal rot, mal grün und gelb, und das Meer, das darunter brauste, war blau. Auf ihm fuhr ein weißes Segelboot. Ein braungebrannter Film-Jüngling in einem fotogenen gestreiften Matrosenleibchen saß darin. Als er am Bildrand angekommen war, hielt er sich wegen der blendenden Sonne die Hand vor die Augen. Er rief: »Philipp!« Schon teilten sich die Meereswellen, und der braungebrannte Film-Jüngling im fotogen gestreiften Matrosenleibchen atmete auf und sprach: »Wie schön, daß du da bist! Weißt du, was du bist? Der beste Delphin der Welt! Wir werden jetzt miteinander spielen, Philipp!«
    Ich erstarrte. Dreihundertsechsundachtzig Kinder im dunklen Zuschauerraum lutschten nicht mehr den Nougat-Leckerbissen Mnam und erstarrten wie ich, denn der Bursche auf der Leinwand sprach zum puren Nichts. Aus den Wellen tauchte schnaubend und prustend nichts hoch. Genauer gesagt, ein weißes Nichts. Als ob jemand mit einer großen Schere den Delphin Philipp aus der Leinwand herausgeschnitten hätte. Der einzige, der das nicht wußte, war der braungebrannte Film-Jüngling. Er zog sein fotogen gestreiftes Matrosenleibchen aus, kroch auf den Rücken dieses weißen Nichts, ritt auf dem weißen Nichts über die Wellen und rief diesem weißen Nichts zu: »Laaaangsamer! Ich falle runter!«
    »Von wo will der denn runterfallen?« fragte gereizt ein Junge in der vierten Reihe. Er steckte zwei vom Nougat-Leckerbissen Mnam verklebte Finger in den Mund und pfiff wie eine Lokomotive. »Aufhören mit dem Film! Schluß!«
    »Wir wollen den Delphin Philipp sehen!« riefen die Kinder. In dem Geschrei und Pfeifen ging fast das Wimmern eines kleinen Mädchens unter. »Wo ist der Delphin Philipp?«
    Die Lichter im Saal leuchteten auf. Aufs Podium vor die Leinwand trat der Filmvorführer. In seinen zitternden Händen hielt er die Filmrolle.
    »Das Eintrittsgeld kriegt ihr an der Kasse zurück. Wir müssen uns für diesen unbegreiflichen technischen Fehler entschuldigen.«
    Ich drängte mich zu ihm vor. Er sagte:
    »Ich schwöre, daß noch gestern der Delphin Philipp im Film war. Mindestens hundertmal habe ich diesen Film vorgeführt. Auf einmal ist er weg.«
    »Können Sie sich das erklären?«
    »Nein.« Wieder sah er sich die Filmrolle an. Er hielt sie gegen das Licht. »Vielleicht... vielleicht war die Emulsion nicht einwandfrei... bestimmte Farben verblassen in der Wärme... Es ist ein außergewöhnlich heißer Sommer... Aber rein technisch ist das Unsinn...« Er warf einen Blick auf die Kinder, die sich zum Ausgang drängten, und sagte noch: »Recht geschieht ihnen. Warum rennen sie ins Kino, wenn es draußen so schön ist. Auch Sie sollten lieber baden gehen...« Ich verließ das Kino. Dreihundertsechsundachtzig Kinder jagten schreiend zum Strand vor dem Hotel Excelsior. Die Buben zogen sich noch während des Laufens die Schuhe aus. Sie warfen ihre Pullis ab, streiften ihre Hosen ab und rannten ins Wasser.

    »Er ist es!«
    »Philipp!«
    »Philipp, lach mal!«
    Im Meer schwamm der Delphin Philipp, der aus dem Film geflohen war. Er lächelte, er tauchte unter und wieder auf, und dann schwamm er, nahm die Jungen und Mädchen auf den Rücken und spielte mit ihnen.
    Bis zum Abend.
    Ich kaufte mir eine Badehose. Das Wasser war warm wie Tee. Der Sand am Strand war gelb. Mir ging’s famos. Zweimal versuchte ich, gleichzeitig mit dem Delphin Philipp hinaus ins Meer und wieder zurückzuschwimmen,

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