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Pan Tau

Pan Tau

Titel: Pan Tau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ota Hofman
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hier um einen immer noch gültigen dienstlichen Befehl, der deutlich ausdrückte:
    Festnehmen! Unterschrift: Quincy.
    Leise verfluchte ich meine Eile. Mit Quincys Papier in der Tasche hatte ich keine andere Wahl. Wie ich die Sache auch drehte und wendete, es gab nur eines. Wenn der Vaporetto gelandet ist, werde ich den Herrn mit Melone festnehmen, weil es meine Pflicht ist, ihn festzunehmen, sobald ich ihn sehe, und sehen werde ich ihn sofort, wenn der Vaporetto gelandet ist. Das war alles. Mehr hatte ich nicht zu tun. Nie würde ich sein Geheimnis erfahren. Nie entdecken, warum...
    Der Vaporetto war gelandet. Möwen kreisten über dem Meer. Ich zog den Haftbefehl hervor. Dann steckte ich den Haftbefehl wieder in die Tasche, denn an Land kamen einundzwanzig Herren mit Melone und Regenschirm. So:
     

    Einer nach dem anderen gingen sie über die Landungsbrücke. Ich zählte sie noch einmal. Einundzwanzig waren es. Sie stellten sich auf der Mole in einer Reihe auf, warfen ihre Melonen in die Luft und sangen in nasalem Englisch:
    »Hipp! Hipp! Hurraah!«
    Dann brüllten sie:
    »Ra! Ra! Ra!«
    Zu den schwarzhaarigen Italienerinnen, die sie umringten und die Melonen und Regenschirme bewunderten, sagten sie:
    »Wir sind Saufkumpane aus London, vom Verein Fahr durch die Welt, solange sie sich dreht!«
    Ich atmete auf. Einundzwanzig Herren mit Melone festzunehmen, war ein Unsinn. Einundzwanzig Saufkumpane aus London vom Verein Fahr durch die Welt, solange sie sich dreht, festzunehmen, hatte überhaupt keinen Sinn. Übrigens wäre mir das auch gar nicht gelungen. Auf der Mole wimmelte es nur so von ihnen. Wie von Flöhen. Sie kauften Ansichtskarten und Reiseandenken. Dann stellten sie sich wieder in eine Reihe und rückten in ein Gartenrestaurant ein. Der oberste Saufkumpan sagte zum Kellner:
    »Zwanzigmal Campari mit Soda.«
    Ich wurde bleich.
    »Nur zwanzigmal?«
    »Warum nicht? Wir sind zwanzig!«
    Ich zählte schnell noch einmal die Saufkumpane. Jetzt waren es zwanzig. Zwanzig Melonen. Zwanzig Regenschirme.
    Aber auf der Mole...
    Nein.
    Ich konnte mich nicht geirrt haben. Ein Herr mit Melone und Regenschirm war verschwunden.
    Einfach weg. Als hätte er sich in Nichts aufgelöst.
    Wann? Wo?
    Auf der Mole.
    Wie?
    Ganz einfach. Er brauchte nur wegzugehen. Und:
    21
    - 1
    =20 Saufkumpane, die übrigblieben und jetzt himbeersaftroten Campari tranken.
    Eile war nun zwecklos. Ich kaufte mir ein Pistazieneis und noch ein Eis mit feingemahlenen Haselnüssen und schlenderte durch die Hauptstraße zum Strand. Abwechselnd leckte ich das Pistazieneis und das Haselnußeis und dachte nach. Eines war gewiß: Der Herr mit Melone, den ich suchte, war hier. Mit dem Vaporetto Linie 2 war er gelandet. Er hatte also einen Grund gehabt, gerade hierher zu fahren. Aber welchen?
    Was wußte ich bis jetzt über ihn?
    Eigentlich gar nichts.
    Er tanzt... Claudia.

     
    Er hilft Kindern... Elefant... Susanne.
    Karussell…?
    Sofort hatte ich mein Eis vergessen, denn: Wer fährt Karussell? Kinder tun das! Und überall um mich herum waren nun Kinder. Sie rannten den menschenleeren Strand entlang zu einem Kino. Über dem Eingang war zu lesen:
    Heute Delphin Philipp! Im Film
    Die unzertrennlichen Freunde
    Der Sand am Strand war gelb, das Meer blau. Die Kinokarte kostete dreihundert Lire. Ich setzte mich in die achte Reihe und wartete, was geschehen würde.
     
     
     

Im achten Kapitel treibt Donald Duck sein Unwesen. Und der Hund Pluto fällt in den Brunnen, aber dann...
     
    Die Lichter im Saal verlöschten allmählich. Ein Gong ertönte, und auf der Leinwand stand:
    Herzlich Willkommen!
    Die Buchstaben flackerten auf und verschwanden. Jetzt kam ein Zeichentrickfilm, in dem Donald Duck und der Hund Pluto Rollschuh fahren lernten. Natürlich fielen sie öfter hin, als sie fuhren. In zwei Minuten war es ihnen gelungen, Möbel und Fenster in dem Haus zu zertrümmern, in dem sie wohnten. In den nächsten zwei Minuten zerstörten sie auch das Häuschen. Dann fiel Donald Duck in einen Brunnen. Der Hund Pluto zog ihn heraus, um zur Abwechslung selbst in den Brunnen zu fallen und von Donald Duck herausgezogen zu werden. Das war das Ende, aber noch nicht ganz, denn im Zuschauerraum wurde es nur ein wenig hell. Der Projektionsapparat warf nun auf die Leinwand Reklamebilder für das Lutschbonbon Lutschato am Stiel und für das perlende Erfrischungsgetränk Frisch-Frisch, denn Frisch-Frisch erfrischt Sie überall. Die Kinder im Zuschauerraum seufzten auf. Mit einem

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