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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Gesicht
ab, und gleißende Strahlen schossen aus seiner geballten Faust hervor.
    Bevor Lucien sich hinter die Brüstung warf, sah er noch, wie das Licht die Träume zerfetzte, er hörte Aziel und viele anderen Alben schreien, dann wurde die Welt weiß.
    Wie lange er auf dem Boden gelegen hatte, konnte er nicht sagen. Als er sich benommen aufrappelte, war das gleißende Licht verschwunden - und mit ihm jede Spur der Träume. Blitze tanzten vor seinen Augen. Auf den Galerien lagen die anderen Alben, als hätte eine Sturmböe sie weggefegt. Die schwächeren waren bewusstlos und würden Tage brauchen, um sich zu erholen.
    Jernigans Lampe , dachte Lucien. Licht, das keinen Schatten wirft. Er muss den Verstand verloren haben …
    Aziel hatte es am schlimmsten getroffen - als die Lampe aufgeflammt war, hatte er genau hineingesehen. Er lag auf dem Boden der Halle und war bei Bewusstsein, aber selbst die kleinste Bewegung schien ihm Schmerzen zu bereiten.
    Der Harlekin kroch auf ihn zu. Auch ihn hatte das Licht geschwächt, doch bei Weitem nicht so sehr wie seinen Rivalen. Dass er darauf vorbereitet gewesen war, hatte ihn vor dem Schlimmsten bewahrt.
    »Wie kannst du es wagen … diese Lampe … herzubringen?«, ächzte Aziel. »Das ist … Frevel.«
    »Frevel?« Der Harlekin lachte schwach. »Jetzt sei kein schlechter Verlierer.«
    »Ich habe … nicht … verloren. Du hast … betrogen.«
    »O nein, mein Freund. Du kennst die Regeln. Ich habe gegen keine einzige verstoßen.«
    »Es war … ein schmutziger … Trick.«
    »Tricks sind nicht verboten.«
    Schwankend stand der Harlekin auf. Seine Hand, mit der er die Lampe gehalten hatte, war eine einzige Brandwunde.
Mit dem Fuß drehte er Aziel auf den Rücken. »Ergibst du dich?«
    »Niemals.«
    »Dann steh auf. Kämpfe gegen mich.«
    Aziel versuchte, sich zu erheben, doch es gelang ihm nicht einmal, sich aufzusetzen. Er blieb liegen und atmete schwer.
    »Komm schon, Aziel. Wo ist dein Kampfgeist?«
    Lucien blickte sich auf den Galerien um. Die meisten Alben hatten sich inzwischen erholt und verfolgten das Geschehen mit höchster Aufmerksamkeit. Mit dem Einsatz der Lampe mochte der Harlekin manche seiner Anhänger gegen sich aufgebracht haben, dafür gewann er dank Aziels Hilflosigkeit gerade neue hinzu. Denn wenn die Alben bei einem Herrscher eines nicht duldeten, dann Schwäche.
    Aziel unternahm einen weiteren Versuch, sich aufzurichten. Diesmal schaffte er es, auf die Füße zu gelangen.
    »Wieso rufst du nicht deine Nachtmahre?«, höhnte der Harlekin.
    Aziels Gesicht verzerrte sich vor Schmerz. Eine Traumblase bildete sich in seiner Hand. Sie verschwand, noch bevor er ihr Form geben konnte.
    »Ist das alles?«
    Der Harlekin erschuf zwei Träume. Sie wirkten klumpig, grau und unfertig, ihnen fehlten Gesichter, Augen und Finger, denn für derartige Einzelheiten reichten seine Kräfte nicht mehr aus. Allerdings besaßen sie genug Substanz, um Aziel zu packen und zu Boden zu werfen. Als sie ihre teigigen Arme ein weiteres Mal nach ihm ausstreckten, hob er abwehrend die Hand.
    Die Träume hielten inne. Aziels Lippen bewegten sich, als er seinem Gegner etwas zuflüsterte.
    »Sag es so laut, dass jeder es hört«, befahl der Harlekin herrisch.

    Scham und Qual rangen in Aziels Gesicht miteinander. Seine Stimme war so leise, dass sie kaum zu den Galerien drang. Dennoch verstand Lucien genau, was er sagte: »Ich gebe … auf.«
    Es gab keinen Jubel, kein Freudengeschrei, doch die Euphorie, die von der Menge Besitz ergriff, war mit Händen zu greifen. Tausendfaches Flüstern erfüllte den Saal, dann strömten die Alben zu den Treppen. Kurz darauf umringten sie den Harlekin und erwiesen ihrem neuen Herrscher die Ehre.
    Lucien blieb allein auf der Galerie zurück. Er entdeckte Aziel, der sich in eine Ecke der Halle zurückgezogen hatte, wo er mit schmerzverzerrtem Gesicht kauerte, schwach, gedemütigt, von niemandem beachtet. Lucien empfand keine Häme für den gefallenen König, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte.
    Er seufzte und stieg die Treppen hinab. Irgendwer musste sich schließlich um den alten Kauz kümmern.

3
    Der Blitzhändler
    I n geschlossener Formation rückten die Soldaten vor und drängten die wütende Menge mit den Schäften ihrer Piken zurück. Ein Hagelschauer aus Unrat prasselte auf sie nieder, Flaschen, faulige Kartoffeln und Steine prallten von Helmen und Brustpanzern ab. Gebrüll erfüllte den kleinen Platz, Männer schüttelten ihre Fäuste, riefen

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