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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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hatte, bevor er weiterging.
    Als er noch eine Armlänge vom Ufer entfernt war, gab der Steg nach.
    Metall ächzte ohrenbetäubend, und plötzlich stand er mit den Füßen in kaltem Wasser. Der vordere Teil der Brücke war aus der Verankerung gebrochen und schabte über die Kanalwand, als er nach unten rutschte. Liam ließ seine Fackel fallen und hielt sich reflexartig am Geländer fest. Jackon rief seinen Namen, fiel auf die Knie und streckte die Hand nach ihm aus, doch bevor Liam sie ergreifen konnte, brach das Stegsegment vollständig weg. Wasser schlug über ihm zusammen.
    Hektisch ruderte er mit den Armen, bis sein Kopf die Wasseroberfläche durchstieß. Er kam nicht gegen die Strömung an und wurde mitgerissen. Jackon war bereits mehrere Schritte entfernt.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass er auf eine schwarze Öffnung in der Wand zutrieb.

    »Halt dich irgendwo fest!«, brüllte Jackon.
    Liam gelang es, zur Kanalwand zu schwimmen. Seine Fingerkuppen fanden in den Mauerfugen Halt. Allerdings machte ihm die Kälte des Wassers zu schaffen. Seine Hände wurden bereits taub. Lange würde er sich nicht festhalten können.
    Jackon konnte ihm nicht zu Hilfe kommen, denn der begehbare Teil des Kanals endete einen Schritt links und rechts des Stegs. Er beugte sich über den Sims und rief: »Schwimm gegen den Strom!«
    Liam ließ die Mauer los und machte einige Schwimmzüge. Er erreichte damit jedoch nur, dass er noch weiter weggetrieben wurde. Die Strömung war einfach zu stark. Er kämpfte die aufkeimende Panik nieder und hielt sich abermals an der Wand fest.
    Seine Gedanken überschlugen sich. Er durfte nicht aufgeben. Wenn er aufgab, war er verloren.
    Jackon hatte die Fackel auf den Boden gelegt und schlüpfte aus seinen Schuhen. »Nicht!«, stieß Liam hervor, als er begriff, was sein Gefährte vorhatte. Jackon hörte nicht auf ihn. Kopfüber sprang er in den Kanal und verschwand im Wasser.
    Hatte er den Verstand verloren? Genügte es nicht, dass einer von ihnen ertrank?
    Jackon tauchte nicht wieder auf. Vermutlich hatte ihn die Strömung mitgerissen und in den dunklen Schlund gespült. Liam klammerte sich mit einer Hand fest und tastete sich mit der anderen vor, bis seine Finger Halt fanden. Auf diese Weise versuchte er, sich Stück für Stück an der Wand entlangzuziehen. Er konnte seine Hände kaum noch spüren. Nicht mehr lange, und ihn würden die Kräfte verlassen.
    Da durchstieß ein roter Schopf die Fluten. Jackon spie einen Schwall Wasser aus, aber er schien wohlauf zu sein. Er hielt eine Art Stange in der Hand und rief etwas. Liam hatte Wasser in den Ohren und verstand nur: »Halte … ziehe dich …«

    Er stieß sich von der Wand ab und schwamm mit all seiner verbliebenen Kraft gegen die Strömung an. Streckte die Hand aus, bis er die Stange berühren konnte.
    »Halt dich fest!«, brüllte Jackon, ging unter und tauchte im nächsten Augenblick wieder auf. Das rote Haar klebte nass an seiner Stirn. Irgendwie gelang es ihm, sich gegen die Strömung zu behaupten.
    Liam griff nach der Stange und erkannte im selben Moment, dass es sich um den Handlauf der Brücke handelte. Jackon hielt sich an den Resten des Stegs fest, sodass er sich an der Stange entlangziehen konnte.
    Wenig später erreichte er den rettenden Sims. Jackon half ihm, aus dem Wasser zu klettern, bevor er ihm folgte. Benommen vor Entkräftung blieben sie nebeneinander auf dem Steinboden liegen und schöpften Atem.
    »Bist du in Ordnung?«, erkundigte sich Jackon nach einer Weile.
    Liam brachte nur ein Nicken zustande. Sein Körper war so schwer wie Blei. »Danke«, murmelte er irgendwann.
    Der Rothaarige grinste, während er sich aufsetzte und nach seinen Schuhen griff. »Ich sollte dir bei Gelegenheit schwimmen beibringen.«
    »Ich kann schwimmen!«
    »O ja, und wie.«
    Liam schnaubte. »Sehen wir lieber zu, dass wir hier rauskommen.«
    »Gute Idee.«
    Wider Erwarten gelang es Liam aufzustehen. Allmählich kehrte das Gefühl in seine Gliedmaßen zurück, was jedoch nur bedingt ein Gewinn war, denn nun begann er zu frieren. So gut er konnte, rieb er seinen nackten Oberkörper trocken und wärmte sich an den Flammen der Fackel auf.
    Schließlich gingen sie weiter. Liam überließ Jackon die Führung
und folgte ihm nachdenklich. Der Rothaarige hatte ihm das Leben gerettet. Und nicht nur das - er hatte sein eigenes Leben in Gefahr gebracht, als er ins Wasser gesprungen war. Obwohl sie sich gerade einmal ein paar Tage kannten.
    Wie es schien, hatte

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