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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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hätte. Keuchend fiel der Arbeiter zu Boden. Liam griff nach dem Schürhaken und schwang ihn drohend über dem Kopf. Von Grauen erfüllt rappelte der Mann sich auf und floh.
    »Danke«, ächzte Jackon.
    Nun war es Liam, der grinsen musste. »Ich glaube, jetzt sind wir quitt.« Der Blonde half ihm auf. »Verschwinden wir, bevor sie zurückkommen.«
    Unbemerkt von den Arbeitern hasteten sie im rot glühenden Zwielicht zu einer Hintertür, durch die sie in eine Gasse zwischen zwei Ziegelwänden gelangten, wo sich niemand aufhielt.
    Erschöpft lehnte sich Liam gegen eine Mauer. »Endlich«,
sagte er. »Ich dachte schon, wir würden da nie rauskommen. Warum hat uns dieser Kerl angegriffen?«
    »Ich glaube, er hat uns für Ghule gehalten.«
    »Ghule? Soll das ein Witz sein?«
    »Schau dich mal an.«
    Liam sah an sich herunter. Genau wie Jackon bot er einen entsetzlichen Anblick: zerkratzt, durchnässt und schmutzig von Kopf bis Fuß. »Lieber Himmel«, murmelte er. »Die armen Arbeiter …«
    Plötzlich musste Jackon lachen - warum, wusste er selbst nicht. Vielleicht weil ihm klar wurde, wie knapp er eben dem Tod entronnen war, vielleicht auch nur, weil er sich vorstellte, was für ein jämmerliches Bild sie beide abgeben mussten: zwei Gestalten in einer Gasse, dreckig und stinkend und fassungslos darüber, was sie gerade erlebt hatten. Er lachte, bis er keine Luft mehr bekam.
    Und dann lachte auch Liam.
    Verwundert starrte er Jackon an, bevor er zu kichern begann, zuerst ganz leise, dann immer lauter, bis er so sehr brüllte, dass ihm die Tränen herunterliefen. Schließlich kauerten sie nebeneinander auf dem Boden und hielten sich die Bäuche.
    Als es Jackon endlich gelang aufzuhören, blickte er in das Gesicht des Arbeiters, der ihn angegriffen hatte. Der Mann hielt eine Axt in den Händen und wirkte verwirrt, genau wie der Hüne neben ihm.
    »Das sollen Ghule sein?«, knurrte der Vorarbeiter. »Zwei verdammte Bettler sind das, du Dummkopf! Wolltest mich wohl zum Narren halten, was? Na warte, dafür ziehe ich dir einen Schilling vom Lohn ab. Und jetzt zurück an die Arbeit, oder ich trete dir in den Hintern …«
     
    Einige Stunden später saß Jackon im Gemeinschaftsraum des Gesindetrakts und stärkte sich mit einer Tasse Kaffee. Er hatte
sich ausgiebig gewaschen, seine Blessuren verarztet und frische Kleider angezogen. Jetzt fühlte er sich wieder einigermaßen sauber. Liam erzählte den anderen Bediensteten gerade zum zweiten Mal, was geschehen war, damit sie endlich aufhörten, sie mit Fragen zu bestürmen.
    Es hatte eine Weile gedauert, bis sich die Aufregung im Palast gelegt hatte. Als Jackon und Liam zurückgekommen waren, hatten sie Hume und die anderen Bediensteten bei der Einsturzstelle vorgefunden - ein zehn Schritt durchmessender und zwei Schritt tiefer Krater -, wo sie im Schutt wühlten, in der Hoffnung, ein Lebenszeichen von Jackon und Liam zu finden. Wie sich herausstellte, hatte Hume gerade den Keller verlassen, als das Gewölbe einstürzte. Nachdem er begriffen hatte, was passiert war, hatte er umgehend die anderen Palastbewohner alarmiert. Auch jetzt war der Gärtner immer noch kreidebleich, denn der Schreck saß ihm tief in den Knochen. Außerdem war Umbra für eine halbe Stunde mit ihm verschwunden, vermutlich um ihm die Leviten zu lesen, weil Jackon seinetwegen in Gefahr geraten war. Jackon konnte sich lebhaft vorstellen, wie es sein musste, wenn Umbra wütend war. Hume tat ihm aufrichtig leid.
    Was für ein seltsamer Tag … Um ein Haar wäre er von einer Gerölllawine begraben worden. Wenig später hätte man ihn fast mit einem Schürhaken erschlagen, kurz nachdem er bis zur Erschöpfung gegen einen reißenden Fluss gekämpft hatte. Alles nicht gerade erfreuliche Erlebnisse, und doch bereute Jackon keine Sekunde davon. Fast sein halbes Leben lang war er auf sich allein gestellt gewesen. Heute hatte er zum ersten Mal Hilfe von einem Gefährten bekommen. Gemeinsam Schwierigkeiten zu meistern gefiel ihm viel besser.
    Er hatte noch nie einen Freund gehabt. Fühlte es sich so an, wenn man einen fand?

15
    Das Ding in den Schatten
    D ie nächsten Tage waren heiß und trocken. Nur selten zeigte sich eine Wolke am Himmel über der Stadt oder sorgte eine Brise für Abkühlung. Eine träge, schläfrige Stimmung herrschte im Palast. Sogar die Krähen dösten und verließen kaum ihre Schlupflöcher im Dachgebälk.
    Lady Sarka hatte Arbeiter angeheuert, die sämtliche Kellerräume des alten Laborgebäudes

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