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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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zuschütteten, damit es nicht noch einmal zu einem Einsturz kam. Ibbott Hume schien wegen des Vorfalls ein schlechtes Gewissen zu haben und gab Liam und Jackon nur noch leichte Arbeiten. Sie mähten den Rasen, jäteten Unkraut oder gossen die Rosenhecken, womit sie meist schon am frühen Nachmittag fertig waren. Den Rest des Tages ruhten sie sich aus, schlenderten durch die Altstadt oder badeten im Feuersee beim Magistratsgebäude. Es gefiel Liam, Zeit mit Jackon zu verbringen. Die gemeinsam überstandene Gefahr hatte sie zusammengeschweißt, und dank Jackon fühlte er sich nicht mehr ganz so einsam auf der Welt.
    Dennoch verlor er niemals sein Ziel aus den Augen. So oft er konnte, sah er sich unauffällig im Palast um, bis er sich allmählich darin zurechtfand. Schließlich fühlte er sich bereit, nach dem Buch zu suchen.
    Abends, bei Sonnenuntergang, traf er sich mit Jackon und den anderen Bediensteten im Gemeinschaftsraum. Auf dem Tisch standen Brot, Hartkäse, geräucherte Wurst und Ale.
Jocelyn erzählte Neuigkeiten aus der Stadt, während gegessen wurde. Anschließend zogen sich die Bediensteten einer nach dem anderen in ihre Unterkünfte zurück, denn nach einem langen Arbeitstag und zwei Krügen Ale wollten die meisten nichts als schlafen. Jackon war einer der Ersten, der ging. Liam schloss sich ihm wenig später an, legte sich angezogen ins Bett und löschte das Licht.
    Es dauerte nicht lange, bis Stille im Gesindeflügel einkehrte. Um sicherzugehen, wartete Liam noch eine halbe Stunde. Schließlich stand er auf, öffnete leise die Tür und trat barfüßig auf den Gang.
    Dunkelheit erfüllte den Korridor. Durch das kleine Fenster am Ende war der Mond über den Dächern Bradosts zu sehen. In keiner der angrenzenden Kammern brannte noch Licht.
    Liam durchquerte den Gemeinschaftsraum und folgte einem Flur, der zur Küche, der Wäscherei und den anderen Wirtschaftsräumen führte. Er wählte diesen Weg, um nicht durch die Eingangshalle gehen zu müssen, wo, wie er annahm, auch nachts Spiegelmänner Wache standen.
    Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie viele Spiegelmänner sich im Palast aufhielten. Außer jenen in der Eingangshalle gab es zwei weitere am Tor der Palastmauer und gewiss noch viele andere in den Gemächern der Lady und anderen Gebäudetrakten, in die ein Hilfsgärtner wie er niemals einen Fuß setzte. Manchmal, etwa zur Wachablösung, zeigten sich auch welche im Garten. Wenn sie mit ihren Kutten und Spiegelmasken an ihm vorbeischritten, lief ihm stets ein kalter Schauder über den Rücken. Er würde sich niemals an ihre Anwesenheit gewöhnen, in hundert Jahren nicht.
    Von der Küche gelangte er in einen Saal, der den größten Teil des Hauptflügels einnahm. Vermutlich wurden hier Bälle und Bankette abgehalten. Durch die Fenster war der Nachthimmel zu sehen; im Licht der Sterne erahnte Liam Tische,
Lehnstühle und Vitrinen mit kostbarem Kristallgeschirr. Dicke Teppiche dämpften seine Schritte, sodass er sich erlaubte, etwas schneller zu gehen. Eine Holztreppe, die er hinaufstieg, knarrte, und er fürchtete, den ganzen Palast aufzuwecken. Oben angekommen, hielt er den Atem an und lauschte, doch es herrschte weiterhin Stille im Saal. Niemand schien ihn gehört zu haben.
    Auf leisen Sohlen huschte er die Galerie entlang, öffnete eine Tür und betrat kurz darauf den Korridor, der zum Kuppelsaal mit den Gemächern der Lady führte. Normalerweise gelangte man durch die Eingangshalle hierher. Auf den Weg durch den Bankettsaal war er zufällig gestoßen, als er in Humes Auftrag etwas aus der Küche geholt und sich danach ein wenig umgesehen hatte.
    Er folgte dem Gang, bis er zu einer Biegung kam. Dort spähte er um die Ecke. Etwa zehn Schritte vor ihm begann die Treppe zur Pforte des Kuppelsaals. Davor hielten zwei Spiegelmänner Wache. Es gab keine Lampe, nicht einmal eine Kerze, und es hatte etwas Gespenstisches, wie die beiden Gestalten in der Dunkelheit des Korridors standen. Hätten sich nicht die Sterne in ihren Masken gespiegelt, wäre Liam vermutlich geradewegs in sie hineingelaufen.
    Unmöglich, an ihnen vorbeizukommen. Er verbarg sich hinter der Gangecke und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte. Quindal hatte gesagt, dass die Lady das Buch mit großer Wahrscheinlichkeit im Kuppelsaal aufbewahrte. Allerdings war das nur eine Vermutung des Erfinders; ebenso gut konnte das Buch auch woanders sein.
    Mutlosigkeit überkam Liam bei dem Gedanken, die zahllosen Zimmer des Palasts nach einem

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