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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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hinter dem Tisch in Deckung. Er hatte Quindals Warnung nicht vergessen. Hoffentlich hatte ihn der Vogel nicht bemerkt.
    Vorsichtig blickte er zum Fenster auf. Konnten Krähen im Dunkeln sehen? Er wünschte, er wüsste es. Allerdings machte das Tier nicht den Eindruck, als würde es ihn beobachten. Es pickte etwas auf, vielleicht ein Insekt, dann flatterte es kreischend davon. In diesem Moment flog ein ganzer Schwarm Krähen am Fenster vorbei, so viele, dass sie die Sterne über den Baumkronen verdunkelten, bevor sie verschwanden.
    Liam wagte sich erst nach ein paar Minuten hinter dem Tisch hervor. Sein ganzes Vorhaben kam ihm immer törichter vor. Schierer Wahnsinn, in der Dunkelheit ein Gebäude zu erkunden, das er nur oberflächlich kannte. Hinter jeder Ecke konnte Gefahr lauern. Er beschloss, so schnell wie möglich den Rest des Flügels abzusuchen und es dann für den Anfang gut sein zu lassen.
    Er huschte durch Flure und Korridore, bis er zu einer halb offenen Tür kam, durch die schwaches Licht fiel. Liam pirschte sich heran und erblickte einen Mann mit wallender schwarzer Mähne, der eine Kristallkaraffe von einer Kommode nahm und sich Absinth einschenkte, glitzernd wie ein geschmolzener
Smaragd. Liam hatte diesen Mann gestern kurz im Garten gesehen und wusste von Jackon, dass er Amander hieß. Jackon schien Angst vor ihm zu haben, allerdings hatte er nicht herausbekommen, weswegen.
    Amander betrat eine Kammer und schloss die Tür hinter sich. Liam hielt es für zu riskant, den beleuchteten Raum zu betreten, zumal er sich nichts davon versprach. Er kehrte um und stieg eine Treppe hinauf, an der er auf dem Weg hierher vorbeigekommen war.
    Sein Gefühl sagte ihm, dass er sich ganz in der Nähe des Kuppelsaals befand, aber er wusste, dass er sich täuschen konnte. Bei all den verwinkelten Gangfluchten, Zwischengeschossen und gewundenen Wendeltreppen war es unmöglich, die Orientierung zu behalten, schon gar nicht bei Nacht. Sicher war nur, dass er sich im obersten Stockwerk aufhielt, denn Teile davon waren zum Dachgebälk hin offen. Jene Räume mied er, denn darin stank es nach Vogelkot, und er wollte um keinen Preis weiteren Krähen begegnen.
    Er bog in einen Korridor ein - und hielt inne. Er hatte ein Geräusch gehört; es kam von der Treppe. Als er sich umwandte, erblickte er erneut eine Bewegung in der Dunkelheit. Nein, keine richtige Bewegung, eher ein kurzes Zucken der Schatten, doch diesmal war er sich sicher, dass er es sich nicht eingebildet hatte.
    Eine Krähe? Er hoffte es beinahe, denn die Vorstellung, dass ihm etwas durch die finsteren Flure folgte, ließ eisiges Grauen in ihm aufsteigen. Ratten? Möglich, bei diesem alten Gemäuer. Gewiss wimmelte es in den Wänden und Zwischenböden nur so von Nagetieren und anderem Ungeziefer.
    Liam schluckte trocken. Wem wollte er eigentlich etwas vormachen? Keine Ratte verursachte solch ein Geräusch. Es war ein schleifender Laut gewesen, seltsam fleischig, als würde etwas Massiges über die Steinstufen kriechen.

    Er versuchte, ruhig zu atmen, und wünschte, sein Herz würde nicht wie verrückt wummern, damit er besser hören konnte, was in der Schwärze vor sich ging. Langsam wich er zurück, bis er mit dem Rücken gegen eine Tür stieß. Sie war nur angelehnt und gab nach. Er stolperte über die Schwelle und fiel mit einem erstickten Schrei auf sein Hinterteil. Staub wallte auf.
    Während er ungeschickt versuchte aufzustehen, rechnete er damit, dass sich jeden Moment etwas auf ihn stürzen würde. Zu seiner Überraschung geschah gar nichts. Dabei war sein Sturz so laut gewesen, dass man ihn noch drei Räume weiter gehört haben musste. Also doch nur eine Ratte? Allmählich traute er seinen Sinnen nicht mehr.
    Leise klopfte er sich den Staub von den Kleidern. Erst jetzt sah er, in was für einem Raum er sich befand. Der Mond schien durch mehrere Dachfenster herein, Regale standen kreuz und quer und enthielten … Dinge . Schädel, menschliche und tierische. Kästen voller Knochen. Leere Gehäuse riesiger Käfer und Insekten. Gläser, in denen abstoßende Gebilde schwammen, Föten mit aufgequollenen Köpfen und Gliedmaßen an Stellen, wo keine sein sollten. Missgebildete Tiere und Organe, aufgespießt und in Flüssigkeit konserviert.
    Ekel und Entsetzen ließen seinen Atem stocken. Sein Blick fiel auf einen Glaskolben, der zerbrochen auf dem Boden lag. Er schluckte, als in seinen Gedanken ein hässliches Bild entstand: Was, wenn eines dieser Dinge entkommen

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