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Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer

Titel: Pandaemonia 01 - Der letzte Traumwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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offenbar bemerkt. Er kauerte in einer Nische, wo tiefe Schatten ihn verbargen.
    »Spar dir die Mühe«, schnarrte sie. »Ich kann dich sehen.«

    Die missgestaltete Kreatur machte sich so klein wie möglich.
    »Komm raus. Oder ich helfe nach.«
    Primus gab eine Art Winseln von sich. Manchmal war Umbra, als versuche er, Silben und Worte zu formen, allerdings brachte er nie mehr als ein Krächzen zustande. Sie schauderte. Der kleine Mistkerl war einfach widerwärtig.
    »Also gut. Du hast es nicht anders gewollt.«
    Sie konzentrierte sich, woraufhin ihr Schatten zu wachsen begann und über den Boden kroch, bis er Primus’ Versteck erreichte. Das Geschöpf keuchte panisch, als sich schattenhafte Arme um ihn schlangen und ihn aus der Nische zerrten.
    »Ich frage mich«, knurrte Umbra, »warum die Herrin dich nicht längst getötet hat.«

16
    Seelenhäuser
    N acht für Nacht, wenn die anderen Bewohner des Palasts längst schliefen, holte Umbra Jackon ab und brachte ihn durch den schattenhaften Tunnel zu dem geheimen Zimmer, wo er unter den Augen der Lady seine Gabe schulte.
    Langsam machte er Fortschritte. Bevor er einschlief, nahm er sich stets vor, die Tür zu finden, sodass er mit der Zeit lernte, sich daran zu erinnern, während er träumte. Indem er sich bewusst machte, dass alles, was er in seinen Träumen sah und erlebte, nicht real war, verirrte er sich nicht mehr so leicht darin. Wenn er sich Mühe gab, konnte er sie sogar nach seinem Willen verändern. Als er wieder einmal vor einer Horde Ghule durch die Kanäle floh, fokussierte er seine Gedanken und wünschte sich an einen sicheren Ort. Im nächsten Moment wanderte er über eine sonnige Wiese, und seine Furcht einflößenden Verfolger waren verschwunden.
    Lady Sarka schien das Zimmer nicht zu verlassen, während er schlief. Wenn er aufwachte, saß sie stets in ihrem Lehnstuhl, um sich nach seinen Erfahrungen zu erkundigen, ihn für seine Fortschritte zu loben oder ihn aufzumuntern, wenn er das Gefühl hatte, nicht voranzukommen.
    »Ist sie wirklich die ganze Nacht bei mir?«, fragte er eines Abends Umbra.
    »Natürlich.«
    »Wann schläft sie?«

    »Niemals«, antwortete die rothaarige Frau so einsilbig wie immer.
    »Niemals? Aber sie muss doch irgendwann schlafen. Jeder Mensch muss das.«
    »Die Herrin nicht. Und jetzt beeil dich gefälligst. Sie wartet schon auf dich.«
    Nach einigen Tagen fiel es ihm nicht mehr schwer, die Tür zu finden, obwohl sie sich jede Nacht an einer anderen Stelle befand. Wie die Lady gesagt hatte, war sie stets irgendwo in den Träumen versteckt. Mal stand sie mitten auf einer Straße, die er entlangging, mal war sie in die Wand der Alten Glasbläserei eingelassen oder schwebte über einer Wasserfläche. Doch sowie er seine Hand auf den Messsingknauf legen wollte, veränderte sich die Umgebung, und die Tür verschwand. Offenbar wollten die Träume verhindern, dass er sie öffnete.
    Lady Sarka spornte ihn an, nicht aufzugeben, sich nicht von den Träumen verwirren zu lassen. Hartnäckig übte er weiter.
    Seit dem Beginn seiner Ausbildung war eine Woche vergangen. Jackon hatte sich angewöhnt, gleich nach dem Abendbrot auf sein Zimmer zu gehen, wo er sich wusch und saubere Kleider anzog. Wie an den vergangenen Abenden ließ Umbra nicht lange auf sich warten. Als sie in einer Ecke der Kammer erschien, stand er vom Bett auf und folgte ihr in den Tunnel, der sich durch die Dunkelheit schlängelte.
    Voller Unbehagen betrachtete er die schwarzen Wände, die nicht richtig fest waren, aber auch nicht durchsichtig. Einmal glaubte er zu sehen, wie sich etwas in der Finsternis bewegte.
    »War das eine Düsterkralle?«, fragte er leise.
    »Schon möglich.«
    Es gebe eine Vielzahl von Wesen, die in der Zwischenwelt der Schatten lebten, hatte Umbra ihm erzählt. Glücklicherweise war ihnen bisher keines davon begegnet.

    »Wieso müssen wir immer durch diesen Tunnel gehen? Gibt es keinen anderen Weg?«
    »Das ist der kürzeste. Und der unauffälligste.«
    Und vermutlich der gefährlichste , dachte Jackon und war erleichtert, als wenig später Licht die Wand aus Dunkelheit durchbrach. Er trat durch den Spalt und stolperte im nächsten Moment über den ausgeblichenen Teppich. »Wir sehen uns morgen früh«, sagte Umbra, bevor sie verschwand und ihn schwindelnd und mit pochenden Schläfen zurückließ. Er würde sich nie an diese Art der Fortbewegung gewöhnen.
    Jackon atmete tief ein und aus, bevor er langsam über den Teppich ging. Wie immer

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