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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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Schweigen noch bereuen.« Corvas hob die Lampe auf und klopfte an die Tür. Nachdem er gegangen war, erfüllte wieder vollkommene Dunkelheit die Zelle. Liam wippte mit beiden Knien. Das Grauen saß ihm immer noch tief im Leib, aber zu wissen, dass es Vivana gutging, dass sie frei war, erfüllte ihn mit unbändiger Energie. Sollte Corvas doch eine ganze Armee Alchymisten holen! Von ihm würden sie nichts erfahren.
    Es dauerte nicht lange, bis sich die Tür abermals öffnete. Draußen auf dem Korridor stand Corvas mit zwei Wachsoldaten. Ein Mann in einer schlichten Robe, grau wie Blei, trat ein. Er war noch bleicher als Corvas.
    In der Hand hielt er eine kleine Kapsel aus Messing.
    »Was ist das?«, fragte Liam gedehnt.
    Der Alchymist drückte den Verschluss der Kapsel ein, und violetter Dampf strömte heraus. Die Schwaden bildeten mehrere Stränge, die auseinanderfächerten und sich wie neugierige Schlangen in der Luft wanden — und sich plötzlich zielstrebig auf Liam zubewegten, als verfügten sie über einen eigenen boshaften Willen.
    Liam federte hoch und wich in eine Ecke der Zelle zurück, doch die Dampftentakel bewegten sich so schnell, dass er ihnen nicht entkommen konnte. Sie schossen über den Boden, krochen an seinen Beinen empor und schlangen sich um seinen Torso, seine Arme, seine Hände, so fest wie Drahtseile. Liam prallte gegen die Mauer, wand sich, kämpfte dagegen an, doch ohne Erfolg.
    Ein Strang schloss sich um seinen Hals und erstickte seine Schreie.

5

Vivanas Schwur
    K nisternd schlugen die Flammen höher, bis sie Livia volltändig einhüllten. Rauch stieg zu den Baumkronen auf, verfing sich zwischen dürren Ästen und feuerroten Blättern, zerfaserte im Wind.
    Vivana und ihre Gefährten standen am Rand der kleinen Lichtung, die Köpfe gesenkt, die Kapuzen tief in die Gesichter gezogen. Die Luft war feucht und kalt hier in den Hügeln, und zwischen den Wipfeln der Ahornbäume konnte man in der Ferne die nebelverhangenen Felshänge von Karst sehen. Godfrey kannte einen alten Tunnel, der von den Katakomben des Labyrinths zum nördlichen Rand der Stadt führte, zu den Plantagen am Fuß der Hügel. Hierher hatten sie Livia gebracht, um ihren Körper unter freiem Himmel zu verbrennen, wie es Sitte bei den Manusch war.
    Nedjo hatte ein altes Gebet gesprochen und die Totenklage gesungen, bevor er seine Fackel an das ölgetränkte Holz hielt. Niemand sprach ein Wort. Vivana schloss die Augen und spürte den Erinnerungen nach, die Livia ihr geschenkt hatte, ließ sie an sich vorüberziehen. Unzählige Menschen hatte die Wahrsagerin in ihrem Leben getroffen, sie mit ihrer Freundlichkeit und ihrer Hingabe berührt, ihnen Hoffnung gegeben, ihre Leiden gemindert. Sie alle hätten da sein sollen, Verwandte und Freunde, Manusch und Leute aus Bradost, sie hätten da sein sollen, um Abschied von ihr zu nehmen, um für sie zu beten. Doch niemand war da, nicht einmal ihr geliebter Madalin, nicht einmal ihre Kinder. Nur Vivana und Nedjo, Godfrey und Ruac. Vier Gestalten, schmutzig, verängstigt und zu Tode erschöpft.
    Vivana ballte die Fäuste, bis sich die Fingernägel in ihre Haut gruben. In ihr war ein Zorn, wie sie ihn noch nie verspürt hatte. Stumm bewegten sich ihre Lippen, während sie unter den kahlen Ästen stand und dem Rauch nachblickte, der die Asche forttrug. Wind bauschte ihren Mantel auf, als sie Amanders Namen verfluchte und schwor, Rache zu nehmen für das, was er getan hatte.

6

Gestohlene Kräfte
    I rgendwann wurde Jackon bewusst, dass es nieselte. Es musste schon seit einer ganzen Weile regnen, denn sein Wams war durchnässt, und Haarsträhnen klebten an seiner Stirn; er hatte es nur nicht bemerkt. Er blinzelte, als wäre er gerade aufgewacht. Dann öffnete er die Balkontür und stieg die Treppe des Erkertürmchens hinab. Er war so ausgelaugt, dass er sich am liebsten hingelegt hätte, doch mit jedem Schritt fühlte er sich ein klein wenig kräftiger.
    Er hatte eine Entscheidung getroffen.
    Er ging zu seinem Zimmer, wo er sich trockene Sachen anzog. Anschließend öffnete er den Schrank im Salon der Leibwächter und betrachtete die Waffen darin. Es gab Pistolen und Messer, Säbel und Rapiere. Seine Wahl fiel auf zwei Dolche. Er schob sich die Klingen hinter den Gürtel und verbarg sie unter seinem Mantel.
    Niemand begegnete ihm, während er den Palast durchquerte. Das Anwesen wirkte noch verlassener als sonst. Schließlich kam er zu Silas Tornes Labor. Er lauschte an der Tür, bevor er sie

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