Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer
ärgerlichen Blick zu. »Seid leise! Ihr lockt noch eine Düsterkralle an.«
Wenige Augenblicke später stieß sie die Hände in die Tunnelwand, als wollte sie einen Vorhang teilen, und schuf eine Öffnung, durch die Tageslicht hereinströmte. Umbra und Jackon traten hindurch, und Liam hörte die Stimme von Lucien. »Ausgesprochen nett von euch, dass ihr zurückgekommen seid«, sagte der Alb bissig. »Wenn es nicht zu viel verlangt ist, warnt mich bitte das nächste Mal, bevor ihr euch in Luft auflöst. Ich hätte auch nichts dagegen gehabt, mitzukommen, nebenbei bemerkt.«
»Beruhige dich«, sagte Jackon. »Es ist alles gut gegangen. Wir haben sie gerettet.«
Liam, Vivana und Ruac schoben sich durch den Lichtspalt und fanden sich auf dem Hof einer verlassenen Manufaktur wieder. Liam konnte nirgendwo Dämonen entdecken — sie schienen tatsächlich in Sicherheit zu sein. Er atmete auf.
Lucien war noch lange nicht besänftigt. Missmutig beäugte er Liam und Vivana. »Ist alles in Ordnung mit euch? Hat Umbra euch etwas angetan?«
»Na klar«, knurrte die ehemalige Leibwächterin. »Ich rette ihnen den Hintern, nur um ihnen anschließend eine reinzuhauen.« Schnaubend öffnete sie ihre Pulverflasche und lud ihre Pistole nach.
»Alles bestens«, sagte Liam. »Es geht uns gut. Wir verdanken ihr unser Leben.«
»Na schön«, meinte Lucien. »Dann lasst uns zurück zu den anderen gehen — aber ohne sie.«
»Was?«, fuhr Jackon auf. »Nach allem, was sie für uns getan hat? Das ist nicht fair. Außerdem brauchen wir sie.«
»Wir kommen sehr gut ohne sie zurecht. Wer weiß, was ihr in den Sinn kommt, wenn sie Lady Sarka begegnet. Vielleicht fällt ihr plötzlich ein, dass sie lieber doch keine Überläuferin sein will.«
»Jetzt hör mir mal zu, Alb«, sagte Umbra barsch. »Ich nehme an, ihr wollt zum Palast. Dort wimmelt es von Spiegelmännern. Lady Sarka hat sämtliche Wachen zusammengezogen, um sich vor den Dämonen zu schützen. Ohne mich habt ihr nicht den Hauch einer Chance hineinzukommen. Sie würden euch abschlachten, bevor ihr auch nur über die Mauer geklettert seid. Entweder vertraust du mir, oder du gehst in den sicheren Tod.«
Lucien hielt ihrem Blick stand, und Liam konnte beinahe hören, wie die Luft zwischen ihnen knisterte. »Gut«, sagte er schließlich. »Du bringst uns zu Lady Sarka. Aber glaub ja nicht, du könntest uns aufs Kreuz legen. Ich habe ein Auge auf dich.«
»Die Dämonen sollen dein Auge holen.« Umbra wandte sich Jackon zu. »Wo versteckt sich der Rest von euch?«
»In einem leer stehenden Haus. Am Ende der Greifengasse, glaube ich.«
»Ich weiß, wo das ist.« In den Schatten zwischen der Hofmauer und dem Kistenstapel öffnete sie ein neues Tor. »Meine Damen und Herren, wenn ich bitten darf.«
Sie schritten durch den Tunnel. Liam blickte stur geradeaus und versuchte, nicht auf die huschenden Bewegungen in der Dunkelheit jenseits des schmalen Pfades zu achten. Umbras Art der Fortbewegung mochte unauffällig und Zeit sparend sein, doch er konnte nicht behaupten, dass sie ihm Spaß machte.
Vivana dagegen schien sich bereits daran gewöhnt zu haben. Sie stapfte den Korridor entlang, als wäre es der normalste Vorgang der Welt. »Ich muss dich etwas fragen«, wandte sie sich leise an Umbra. »Nachdem wir aus dem Ministerium der Wahrheit geflohen sind, haben mein Onkel Madalin, seine Brüder und seine Kinder die Stadt verlassen. Weißt du, was aus ihnen geworden ist?«
»Sie wurden jedenfalls nicht von der Geheimpolizei geschnappt, falls es das ist, was du wissen willst. Corvas' Leute haben sie zwar verfolgt, aber irgendwo in Karst ihre Spur verloren und die Suche schließlich abgebrochen, weil sie hier gebraucht wurden. Ich nehme an, sie sind längst in Torle oder im Norden.«
Vivana wandte sich zu Liam um. »Hast du gehört? Sie haben es geschafft!«
Sie verließen den Tunnel in einer dunklen Ecke am Ende der Greifengasse. Als sie sicher waren, dass niemand sie beobachtete, eilten sie zu dem Stadthaus, vor dem das Wrack der
Jaipin
lag. Von Jackon wusste Liam, dass außer Vivanas Vater und Khoroj niemand bei dem Absturz verletzt worden war, was ihm jetzt, da er das verbrannte Gerippe sah, wie ein Wunder erschien.
In einem spinnwebenverhangenen Kellergewölbe fanden sie den Rest ihrer Gefährten. Khorojs Leibwächter hatten die Kopfverletzung des Südländers mit Kleiderfetzen verbunden. Er war bei Bewusstsein, wirkte jedoch fiebrig und geschwächt.
Die Freunde umarmten
Weitere Kostenlose Bücher