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Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer

Titel: Pandaemonia 03 - Phoenixfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Lode
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stopfen.
    Godfrey und Nedjo kamen mit der Trage zurück. Der junge Manusch war bleich und fuhr sich mit zitternder Hand durch das Haar, während sein Blick hierhin und dorthin huschte. Vivana hatte ihn noch nie so erschüttert erlebt.
    Behutsam hoben die beiden Männer Livia vom Bett. Die Wahrsagerin versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, doch Vivana sah, dass sie große Schmerzen litt. Als Godfrey und Nedjo sie auf die Trage legten, stöhnte sie leise auf.
    Die Männer brachten sie in den Hauptraum des Verstecks, wo immer noch Schwaden von Pulverdampf über den zerschossenen Maschinen hingen. Ruac hatte hier auf sie gewartet. Der einstige Tatzelwurm, der nun zu einem Lindwurm herangewachsen war, betrachtete Livia mit seinen gelben Reptilienaugen. Er beschnupperte ihr Gesicht, als könne er nicht glauben, die energische Wahrsagerin so hilflos zu sehen. Livia lächelte schwach und strich ihm über die Schnauze.
    Sie stiegen über die Trümmer des Tores und folgten dem stillgelegten Abwasserkanal, eine stumme Prozession durch die Dunkelheit. Ruac spürte, dass sie Schutz brauchten, und huschte voraus. Vivana trug die Tasche mit Livias Sachen über der Schulter. In der einen Hand hielt sie Godfreys Lampe, in der anderen das Runenamulett. Sie umklammerte den Stein so fest, dass die Kanten in ihre Haut schnitten.
    Godfrey führte sie durch ein Gewirr aus Tunneln, in denen man das dumpfe Maschinenwummern des Kessels hören konnte, bis sie schließlich zu einer alten Tür kamen. Sie war so verzogen, dass Godfrey sie nur mit Mühe aufbekam. Muffige Luft schlug ihnen entgegen. Vivana leuchtete hinein. Offenbar ein vergessener Lagerraum, in dem sich morsche Kisten und Blechfässer bis zur spinnwebenverhangenen Gewölbedecke stapelten.
    »Hier findet uns niemand«, sagte Godfrey. Er und Nedjo trugen Livia hinein.
    Die Manusch gab keinen Laut von sich, als sie die Trage abstellten. Vollkommen reglos lag sie da, die Augen geschlossen. Vivana kniete sich neben sie.
    »Tante Livia?« Sie berührte die Wange der Wahrsagerin. Ihre Haut war kalt.
    Vivana legte die Finger auf Livias Hals, tastete, wartete. Endlich spürte sie den Puls, ganz schwach zwar, aber er war da.
    »Wach auf, Tante Livia. Bitte. Du musst aufwachen.« Nach endlosen Sekunden öffnete Livia die Augen.
    »Wo sind wir?«
    »In Sicherheit.«
    Nedjo holte einen Wasserschlauch aus seinem Rucksack und half Livia beim Trinken. Anschließend klang ihre Stimme ein wenig kräftiger. »Hast du den Stein?«
    Vivana nickte und öffnete ihre Hand.
    »Hör mir jetzt gut zu. Wir haben ... nur einen Versuch. Nichts darf schiefgehen.«
    »Was für einen Versuch? Ich verstehe nicht ...«
    »Die Tradition verlangt, dass ich mein Wissen weitergebe, bevor ich sterbe.«
    Vivana wollte protestieren, wollte rufen
Du stirbst nicht!,
doch der nüchterne Beobachter in ihr wusste, dass sie damit lediglich Livias letzte Minuten verschwenden würde. Ihre Tante lag im Sterben — nichts und niemand konnte das verhindern. Alles, was Vivana jetzt noch tun konnte, war, ihre Wünsche zu respektieren.
    Sie kämpfte gegen die Tränen an und sagte: »Du willst es an mich weitergeben.«
    »Ja.«
    »Auch deine Zaubersprüche und magischen Kräfte?«
    »Sie dürfen nicht verloren gehen.«
    »Aber ich bin nicht bereit dafür. Du hast doch immer gesagt, man müsse jahrelang studieren, bis man ...«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit mehr.«
    Vivana schluckte. »Was muss ich tun?«
    »Das Amulett enthält ... magische Kraft. Du musst es gut festhalten. Es bündelt die Magie, die wir für das Ritual brauchen. Gib mir deine Hand.«
    Vivana gehorchte. Die kalten Finger der Wahrsagerin schlossen sich um ihre Hand mit dem Stein und pressten sie auf Livias Brust.
    »Komm her«, sagte Livia leise. »Du musst genau zuhören.«
    Vivana hielt ihr Ohr nah an Livias Lippen. Ein Kraftschub schien durch den Körper der Wahrsagerin zu strömen, und sie umklammerte ihre Hand so fest, dass sich Vivana vor Schmerz auf die Lippe biss.
    Livia begann zu flüstern.
    Etwas in ihrer Stimme versetzte Vivana in hypnotische Trance und ließ sie vergessen, wo sie sich befand und was gerade geschah. Ihr war, als sickerten die Worte bis in die tiefsten Bereiche ihres Bewusstseins und brächten dort etwas zum Schwingen, von dem sie bis jetzt nicht gewusst hatte, dass sie es in sich trug. Obwohl Livia in der Sprache der Manusch redete, verstand sie jedes Wort — und nicht nur das, sie erfasste die verborgenen Bedeutungen der

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