Pandaemonium - Die Letzte Gefahr
bemerkte, dass unter ihnen auch Angelina Pawutzke war, die einen Teppichschneider in der Hand hielt. Normalerweise hatte Angelina nie Probleme gehabt, in Stöckelschuhen zu gehen, jetzt aber knickte sie alle zwei Schritte um. Ihr lebloses Gesicht und das Make-up hatten etwas Maskenhaftes. Sie stakste auf Naomi zu und begann, vor ihrem Gesicht mit dem Teppichschneider in der Luft herumzufuchteln.
Naomi riss den Kopf zurück und entging knapp der scharfen Klinge, wich dabei aber einen Schritt zu weit zurück und geriet gefährlich nahe an den Rand des Daches. Plötzlich fiel ein Schuss.
Aus den Augenwinkeln sah Naomi, dass Jimmy seine Waffe wieder in der Hand hielt. Er hatte auf Angelina geschossen und sie, wie Naomi nun bemerkte, an der Schulter getroffen.
Am Himmel tauchten plötzlich zwei weitere Hubschrauber auf. Türen wurden aufgerissen, und Polizisten richteten Gewehre auf sie.
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Die Maschine aus Dubai landete mit nur fünf Minuten Verspätung auf der Rollbahn des Berliner Flughafens. Als Passagier der First Class hatte Peter Schanz das Privileg, als Erster vor den anderen Fluggästen von Bord zu gehen. Auch wenn er aufgrund seiner vielen Flüge schon daran gewöhnt war, genoss er doch jedes Mal diese bevorzugte Behandlung. Gerade ihm, der sich aus kleinbürgerlichen Verhältnissen nach oben gearbeitet hatte, gab dies ein Gefühl der Genugtuung und Überlegenheit. Schanz lächelte der hübschen blonden Stewardess zu, die ihn mit Namen verabschiedete und ihm einen guten Tag wünschte. Dann verließ er das Flugzeug und ging durch das Gate in das Flughafengebäude.
Wie viele moderne, internationale Flughäfen der neuesten Generation war auch der in Berlin lichtdurchflutet und wurde von einer filigranen Konstruktion aus Stahl und Glas überspannt. Die Verkaufsgeschäfte mit ihren internationalen Marken unterschieden sich nicht sehr von denen in Bangkok, Paris, New York und anderen Metropolen dieser Welt.
Er lief an einem Geschäft mit Taschen vorbei und entdeckte dort auch mehrere Produkte seiner Firma. Die Vereinheitlichung der Lebensstile war der globale Trend, der sich immer mehr verstärkte. Schanz begrüßte das sehr. Trotz weltweiter Krisen an den Kapitalmärkten gab es kein Zurück mehr. Ein zynischer Gedanke kam ihm in den Sinn: Während die Globalisierung der Weltwirtschaft und Industrieproduktion weiter mit Siebenmeilenstiefeln voranschritt, befanden sich die der Menschenrechte und Arbeitsbedingungen vielerorts quasi noch im Steinzeitalter. Ideale Bedingungen für seine Firma, den bestmöglichen Profit herauszuschlagen. Manchmal beschlich Schanz allerdings das Gefühl, dass ewiges Wirtschaftswachstum eine kranke Wahnvorstellung darstellte und irgendwann einmal alles gegen die Wand fahren würde. Doch dann schüttelte er sich nur innerlich und dachte an den Banksafe, in dem er für den Fall der Fälle Gold und die Papiere seiner krisensicheren Immobilien aufbewahrte. (Eine hübsche Anlage: drei Eigentumswohnungen, zwei in Berlin-Mitte, eine in Charlottenburg; Letztere bewohnte er mit seiner Familie.) Er hatte seine Schäfchen, so gut es ging, ins Trockene gebracht; jeder musste in dieser Welt selbst zusehen, wo er blieb.
Als Schanz den Flughafen verließ, fröstelte er in seinem Jackett und dem dünnen Businesshemd. In Asien hatten noch tropische Temperaturen geherrscht, während in Berlin zu dieser Jahreszeit, besonders in der Nacht, das Thermometer oft schon unter null Grad fiel. Er stieg in ein Taxi und nannte die Adresse, woraufhin der Fahrer etwas vor sich hingrummelte, was er aber nicht verstand. Er hatte keine Lust nachzufragen und nickte nur. Das Taxi setzte sich in Bewegung. Schanz kramte sein Blackberry aus der Jacketttasche und schaltete es an. In seinem E-Mail-Account fand er eine Nachricht von I Share Evil . Er loggte sich ein und las, was sein Freund Gustaf Gross ihm geschrieben hatte:
Lieber Peter,
schön, dass Du meine Freundschaftsanfrage angenommen hast Im Zeitalter des Internets war das gar nicht so schwer, Dich zu finden Du fragst dich sicherlich, warum ich mich nach all den Jahren wieder bei Dir melde. Wir haben uns aus den Augen verloren, was ich sehr bedaure. Aber ich habe nie vergessen, wie es früher war. Blutsbrüder, Alter Brüder bis ans Ende dieser Zeit; nichts und niemand wird uns trennen und unseren Eid zerstören – weißt Du noch? Das haben wir uns damals unter dem Apfelbaum in der Nähe der kaputten Steinbrücke geschworen.
Und erinnerst Du Dich eigentlich auch
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