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Pandoras Kuss

Pandoras Kuss

Titel: Pandoras Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Polo
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so fremd und vertraut zugleich gewesen war.  
    Was ich aus der Zimmerflucht der dunklen Fee mitnahm war Angst. 
     
     
     
    II. Teil
     
     
     
     
    Ich war zu warten gewohnt. Ich war gut darin, ich hatte Geduld und war trotzdem fähig dazu im richtigen Moment schnell, überlegt und klar auf plötzliche Veränderungen zu reagieren. In meinem Personalbogen wurden  diese Fähigkeiten sogar besonders lobend erwähnt.
    Aber auf den nächsten Zug der dunklen Fee zu warten , fiel in eine völlig andere Kategorie. Mindestens so unerträglich wie die Frage, wann sie ihren nächsten Zug unternahm, war die Ungewissheit darüber, wo und auf welche Weise sie ihn unternehmen würde. 
    Meine Ungewissheit machte mich reizbar und nervös. Im Revier klatschten die Kollegen bereits ganz offen darüber, wie groß die Laus sein mus ste, die Sergeant Marie Colbert über die Leber gelaufen war.
    Ebens o bedrückend wie die Warterei war, dass ich ahnte, wie sehr die dunkle Fee meine Verunsicherung genießen musste.
    Volle zehn Tage geschah: Nichts.
    Der Fahrradkurier war fast noch ein Junge. Ein Student an der Uni, der sich mit dem Job ein paar Euro dazu verdiente. Er meinte die Auftraggeber seiner Lieferung an mich hätten darauf bestanden, dass er exakt um diese Zeit an meiner Tür klingelte. Die Auftraggeber selbst hatte er natürlich nie gesehen, auch sein Vorgesetzter kannte die nicht. Sie hatten die Lieferung per Mail bestellt und das Päckchen, das jetzt bei mir auf dem Tisch lag, war über einen anderen Kurierdienst in der Firma des Boten gelandet.
    Ich glaubte ihm. Aber ich registrierte auch, dass diese Leute offenbar erschreckend gut über meine Gewohnheiten und Dienstzeiten informiert waren.
    Das Päckchen war in Packpapier eingeschlagen. Darunter kam ein Karton mit dem Logo des Maison Athène zum Vorschein. Wahrscheinlich druckten die das dort sogar auf ihr Klopapier dachte ich, während ich den Karton vorsichtig öffnete.
    Auf dem Seidenpapier fand ich zunächst einmal einen Briefumschlag mit einer Nachricht:„Tragen Sie es! Persephone.“
    Karton, Nachricht und der Briefumschlag waren aus demselben cremefarbenen schweren Papier. 
    Ich legte sie beiseite.
    Im Karton lag ein Halsband aus Leder.
    Es war doppelt genäht und schwarz. Ein kleiner Ring war daran befestigt, der , wie die Schnalle, aus Silber war.
    Das Leder musste dasselbe sein, das man auch für Handschuhe benutzte, es war weich und biegsam und schimmerte sanft im Licht. 
    Ich kaufte mir meine Lederjacken in Kaufhäusern von der Stange. Nicht weil ich sonderlich auf Lederjacken oder Kaufhäuser stand, sondern weil Lederjacken, T-Shirt und Jeans das praktischste Outfit in meinem Job abgaben und jeder Bulle seine Zivilkluft in Kaufhäusern kaufte.
    Jede reale Polizistin wird sich totlachen über die TV-Kommissarinnen, die in ihren edlen Designerröckchen, Blüschen und Bolerojäckchen auf Kriminellenfang gingen. Solche Outfits passten in Vorstandsetagen oder Anwaltskanzleien, aber nicht auf die Straße. Aber es war nun mal die Straße, auf der die wirkliche Polizeiarbeit stattfand.
    Also trägst du das, was sowohl auf der Straße als auch in deiner Einheit alle anderen tragen: eine bequeme Jeans, irgendein Shirt und eine Lederjacke.
    Keine der Lederjacken, die ich bisher gekauft hatte, konnte sich mit dem Material dieses Halsbandes messen. So etwas führten Kaufhäuser nicht. Das musste handgefertigt sein und hatte vermutlich mehr gekostet, als ich in einer Woche verdiente.
    Doch ganz gleich wie sündhaft teuer und edel das Teil auch sein mochte, nichts änderte irgendetwas daran, dass es war, was es war – nämlich ein Sklavenhalsband .
    Ich kannte so etwas aus dem Fernsehen und von Kinofilmen. Die S&M-Typen verpassten solche Halsbänder ihren bevorzugten Spielgefährtinnen, um damit zu demonstrieren, dass die mit Haut und Haaren ganz und gar ihnen gehörten.
    Ich legte das Teil wieder auf den Tisch.
    Natürlich würde ich es nicht tragen, dachte ich wütend und verwirrt.
    Dann warf ich Halsband, Nachricht und Seidenpapier in den Karton zurück und versenkte ihn im Abfalleimer unter der Spüle.
    Ich öffnete eine Flasche Wein, fläzte mich in meine Couch und schaltete den Fernseher ein.
    Die Nachrichten waren zum K otzen. Was da berichtet wurde regte mich auf. Wen zur Hölle interessierte, ob irgendeine amerikanische Popnudel sich im Hotel de la Opera  in Paris eine Suite gemietet hatte? Und wer sollte dem Präsidenten glauben, dass er es gut mit seinen

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