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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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tauch doch auf.«
    »Ich kann nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich kann mich nicht bewegen. Ich bin gefesselt.«
    Liya betrachtete ihn eingehend und schüttelte dann den Kopf. »Bist du nicht.«
    »Nicht?«
    »Nein.« Damit steckte sie die Zeitbombe in ihren Rucksack und schnallte ihn sich um. Dann zückte sie ihr Messer und schnitt seine Fesseln auf. Sariel schrie, als das aufgestaute Blut mit Druck in seine Adern zurückschoss.
    »Wir machen eine Rast«, bestimmte Liya und begann schweigend, an Ort und Stelle ein Feuer zu entzünden.
    »Wie kann das sein?«, fragte sie, als das Feuer brannte und sie Mondtränen an Stöckchen darin röstete.
    »Ich hab keine Ahnung«, sagte Sariel neben ihr. »Aber ich hab solche Träume öfter. Manchmal seh ich, was passieren wird.«
    Liya nickte bloß und reichte ihm einen Stock mit gerösteten Mondtränen. Der schleimige Pilz hatte jetzt eine feste Konsistenz und ringelte sich wie eine bleiche, weiße Wurst um den Stock.
    »Mondkacke«, sagte Liya, und Sariel musste lachen.
    »Passt ja.« Er probierte zögernd, musste jedoch feststellen, dass der Schleimpilz gebraten wesentlich besser schmeckte. Ein feiner, erdiger Geschmack, der entfernt an Nüsse erinnerte. Nachdem die Todesangst von ihm abgefallen war, merkte Sariel nun, wie hungrig er war. Gierig verschlang er zwei Portionen Mondkacke.
    »Überzeugt?«, grinste Liya.
    Sariel nickte und langte nach dem dritten Stöckchen. »Esst ihr nur das? Ich meine, kein Fleisch?«
    »Manchmal auch Fleisch. Aber nie ohne Mondtränen.«
    Liya erhob sich, um Biao zu versorgen, der sich in ihrer Nähe gemütlich niedergelassen und seine Tentakel ausgebreitet hatte. Als Liya sich näherte, wechselte Biaos Haut von einem dunklen Ocker in ein zartes Rosa, und Sariel spürte, wie starke Zuneigung von ihm ausging. Das löste bei ihm selbst ein sehr zwiespältiges Gefühl aus. Ein wenig Verständnis und ein wenig Neid.
    »Dabei kann ich gar nicht schwimmen«, sagte Liya, als sie wieder zu ihm ans Feuer zurückkehrte.
    »Aber du warst dort! Und ich bin jetzt hier und du erkennst mich wieder. Du kennst meinen wahren Namen. Wir sind uns schon mal begegnet!«
    »Im Traum!«
    »Das war kein Traum! Du weißt, dass ich kein Sari bin! Willst du immer noch, dass ich sterbe?«
    Sie schüttelte den Kopf. Und wieder Schweigen. Plötzlich hielt Liya ihre Nase in die Luft und nahm Witterung auf. Wie ein wildes Tier, dachte Sariel. »Was ist los?«
    »Wir müssen hier weg«, sagte Liya. »Hier sind wir nicht mehr sicher.«
    »Wieso? Hier ist doch nichts?«
    »Das täuscht. Du wirst schon noch sehen. Besser für uns, wenn wir in Bewegung bleiben.«
    »Und wohin gehen wir?«
    »Ich bringe dich nach Orisalaama zu meinem Volk. Sie haben noch nie einen Sariel gesehen. Wenn sie dich sehen, dann werden sie verstehen, dass es nicht nötig ist, dich zu töten.«
    »Und wenn sie es nicht verstehen?« Sariel deutete auf Liyas Rucksack, in dem sich jetzt die Zeitbombe befand. »Immerhin hatte ich dieses Höllending dabei.«
    »Ich gebe dir mein Wort, dass dir nichts passieren wird«, sagte Liya bloß.
    Sariel seufzte. Was sollte man dazu noch sagen? Er glaubte nicht, dass Liya ihn gegen einen aufgebrachten Mob schützen konnte. Auf der anderen Seite wollte er das zarte Vertrauen, das zwischen ihnen entstanden war, jetzt nicht gefährden. Also nickte er wieder und ergab sich in ein ungewisses Schicksal.
    »Wie lange werden wir brauchen?«
     

Durch die Berge
    Sie brauchten zwölf Tage, um das Regenschattengebirge zu durchqueren. Zwölf Tage, die Sariel ohne Liya und Biao nicht überlebt hätte. Sariel akzeptierte, dass Liya ihn weiterhin als ihren Gefangenen betrachtete, auch wenn sie ihn nicht mehr fesselte. Sie bemühte sich jedoch darum, ihr Shi und ihr Messer immer bei sich zu tragen, sogar nachts. Außerdem trug sie die ganze Zeit über den Rucksack mit der Zeitmaschine der Sari und achtete darauf, dass sich Sariel immer in ihrem Blickfeld befand. Liya schien sich bestens im Gebirge auszukennen und führte sie auf das Chui-Riff zurück, das als breite Talsohle quer durch das Gebirge schnitt. Zwei hohe Pässe mussten überwunden werden, die vollständig in den Wolken lagen, dennoch verlor Liya nicht die Orientierung, als wäre sie diesen Weg schon hundertmal gegangen.
    Zwölf Tage voll drückender Ungewissheit, was ihn am Ende erwarten würde. Das Einzige, was Sariel noch Hoffnung gab, war Liyas Wort und die Aussicht, dass sich der Ngongoni nicht weit von ihrer Heimatstadt

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