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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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keine Zhan Shi, würde es nie werden. Sie war eine Schande für ihr Volk.
    »Nein, Liya, das bist du nicht!«
    Liya hob den Kopf. Ihre Mutter saß neben ihr auf einem Felsblock und lächelte sie an. Liya wischte sich hastig die Tränen ab.
    »Aber ich muss es tun, Mama!«
    »Warum?«
    »Er ist der Feind!«
    »Aber du spürst selbst, dass es nicht richtig wäre, ihn zu töten, nicht wahr?«
    Liya schwieg.
    »Was auch immer du tust, denk nicht daran, was andere von dir erwarten. Horch auf dein Gefühl, Liya! Deine Gefühle sind das Einzige, dem du vertrauen kannst.«
    Das Bild ihrer Mutter verging wieder, wie Morgentau im Sonnenlicht.
    »Mama! Warte!«
    Der Sariel rührte sich. Krümmte sich stöhnend zusammen. Liya musste handeln. Auf keinen Fall konnte sie den Sariel einfach so aufwachen lassen. In aller Eile klaubte sie den Strick vom Boden auf und fesselte ihn mit raschen Handgriffen, genauso wie er es zuvor mit ihr gemacht hatte. Sie zog den Strick an, so fest, dass er sich diesmal auch im aufgeweichten Zustand nicht lösen würde. Von dem Schmerz in den Handgelenken erwachte der Sariel schließlich und blickte sie an.
    »Kannst du mir mal sagen, was ich dir getan habe, du blöde Kuh? DU hast mit alldem angefangen, nicht ich!«
    Sariel lag gefesselt und zusammengeschnürt wie ein Paket bäuchlings hinter Liya auf dem Rücken des Kalmars und blickte auf steinigen Boden, über den die Tentakel des Kalmars ruhig hinwegglitten. Seit Stunden wurde er hin und her gerüttelt und jede Faser seines Körpers tat ihm weh. Er versuchte, den Kopf ein wenig zu heben, um besser mit Liya sprechen zu können, aber sie thronte nur schweigend vor ihm, eingehüllt in ihre seltsame Decke, das verletzte Bein lang ausgestreckt.
    »Liya! Rede mit mir!!! Ich hab dir das Leben gerettet! Was hast du mit mir vor?«
    Aber keine Chance. Sie schwieg hartnäckig weiter, wandte sich nicht einmal nach ihm um.
    »SCHEISSE!«, brüllte Sariel voller Wut und Verzweiflung, aber das Echo rollte nur vielfach und unbeachtet von den Felswänden zurück.
    Dabei kannte er die Antwort schon. In ihren Augen war er der Feind, der ihr ganzes Volk bedrohte. Und nüchtern betrachtet stimmte es sogar. Auf der anderen Seite hätte sie ihn vorhin genauso gut töten können und hatte es doch nicht getan.
    »Du konntest es nicht, nicht wahr? Du hättest es fast getan, aber irgendwas hat dich zurückgehalten.«
    Zum ersten Mal zeigte sie eine leichte, unwirsche Reaktion.
    »Und jetzt bringst du mich irgendwohin, wo andere dann die Drecksarbeit für dich erledigen.«
    »Halt die Klappe!«
    »Ist doch so. Ich bringe dir deine Scheißmondtränen und du schleppst mich zu meiner eigenen Hinrichtung!«
    Statt einer Antwort zeigte sie ihm die Zeitbombe, die sie aus seinem Rucksack genommen hatte. »Ich weiß, was das ist. Damit wolltest du uns alle töten!«
    »Nicht euch! Nur die Pilze!«, beteuerte Sariel. »Ich ... ich hab mir das alles nicht ausgesucht, Liya«, fuhr er fort, nur um irgendwie mit ihr im Gespräch zu bleiben. »Ich will nur zurück nach Hause.«
    »Da hättest du ja bleiben können.«
    »Verdammt, ich bin entführt worden, kapierst du das nicht?! Ich bin kein Sari! Ich stamme aus der Vergangenheit! Aus dem Jahr 2008!«
    Abrupt ließ sie Biao halten, wandte sich zu Sariel um und blickte ihn an. »Und den Schwachsinn soll ich dir jetzt glauben?«
    »Ich kann's beweisen. Frag mich was. Stell mich auf die Probe. Ich beschreib dir genau, wie es im Jahr 2008 aussieht.«
    »2008?«, wiederholte Liya.
    »Ganz genau.«
    »Weißt du, wann das war, 2008? Vor zweihundert Millionen Jahren! Lange vor der wiedergeborenen Neuzeit. Lange vor dem großen Knall!«
    »Ich weiß! Ich konnte es ja auch kaum glauben! Aber es ist wahr! Die Sari haben mich aus meiner Zeit entführt. Und ich kann erst wieder zurück, wenn ich meinen Auftrag erledigt und die GON vernichtet habe!«
    Liya schwieg nachdenklich.
    »Und da war noch etwas«, fügte Sariel leise hinzu. »Als ich unter Wasser gezogen wurde, wo die Zeitmaschine war, da ... da habe ich dich gesehen.«
    Er erwartete eine ihrer typischen Reaktionen, ein hartes Lachen, einen spöttischen Zug um die Mundwinkel. Stattdessen aber wurde ihr Gesicht diesmal weicher. Sariel begriff überrascht, dass sie ihm glaubte.
    »Du hast mich auch gesehen, ist es nicht so?«
    Liya nickte. »In einem Traum.« Eine Weile blickte sie ihn an, schien mit sich zu ringen. Dann ... »Was machst du hier, Huan?«
    Sariel verstand. »Ich ertrinke.«
    »Dann

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