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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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er möge doch bitte ihr Shi für sie tragen, es behindere sie irgendwie beim Reiten.
    »Irgendwie?« Sariel grinste sie an.
    »Ja. Irgendwie«, erwiderte sie grinsend und wandte sich dann ab.
    »Warum ist es so wichtig, den Sariel zu töten?«, fragte Sariel unvermittelt. »Ich meine ... würde gefangen nehmen nicht schon reichen?«
    »Der Sariel ist ein mächtiger Krieger«, referierte Liya wie aus einem Lehrbuch. »Man kann ihm nicht trauen, er würde immer einen Weg finden, auszubrechen und uns alle zu töten. Schließlich trägt er eine Zeitbombe mit sich.«
    »Die jetzt du hast«, konterte Sariel trocken. »Sieht man ja, wie gefährlich ich bin. Willst du wissen, wie ich das sehe? Im Grunde wollt ihr einfach nicht, dass die Sari ihre Stadt verlassen. Das ist es doch! Ihr wollt Pangea für euch alleine! Die ganze Erde für euch alleine!« »Das ist nicht wahr!«, protestierte Liya wütend. »Es ist nicht unsere Schuld, wenn die Sari ihre Stadt nicht verlassen können. Wir leben prima hier!«
    »Aber ihr lebt nicht lange. Menschen werden normalerweise achtzig oder neunzig Jahre alt. Nicht bloß vierzig oder fünfzig wie ihr!«
    »Niemand wird so alt!«, behauptete Liya.
    »Doch«, entgegnete Sariel. »Meine Mutter zum Beispiel wird demnächst einundvierzig. Und damit hat sie erst die Hälfte ihres Lebens erreicht. Viele Menschen werden bei uns neunzig oder sogar älter.«
    »Du lügst!«
    Sariel stöhnte. »Warum sollte ich!?«
    Eine Weile schwieg sie. Dann siegte ihre Neugier und sie gab sich einen Ruck. »Und die Sari? Wie alt werden die?«
    »Die Sari sind ein Sonderfall. Sie sehen alle jung aus, aber sie werden zum Teil hundertfünfzig Jahre alt. Sie haben ihre Gene so lange verändert, bis sie alle Krankheiten ausgerottet haben.«
    Liya lachte schallend.
    »Ich sag ja nicht, dass das normal ist«, sagte Sariel beleidigt.
    Eine Weile schwiegen sie wieder. Sariel hielt es für klüger, Liya nicht weiter mit diesem Thema zu reizen. Er hatte bereits bemerkt, wie schnell sie wütend wurde, und erinnerte sich gut, wie hart sie zuschlagen konnte. Dennoch brannte ihm schon seit Längerem eine Frage auf der Seele.
    »Wie hast du mich überhaupt gefunden? Ich meine ... das ist doch wie die Stecknadel im Heuhaufen, hier im Regenschattengebirge. Selbst falls ihr Informanten bei den Sari habt, hättest du mich nach dem Absturz niemals finden können.«
    »Vielleicht hab ich einfach Glück gehabt.«
    »Blödsinn. Du hast gewusst, wo du mich finden würdest. Woher?«
    »Ich habe es ... gefühlt«, sagte Liya vage.
    »Was heißt das?«
    »Das heißt, was es heißt!«, erwiderte sie trotzig. »Einfach gefühlt. Ich will nicht weiter darüber reden!«
    Das klang vertraut für Sariel. Genau so hatte er selbst immer reagiert, wenn man ihn auf seine kleinen Vorahnungen ansprach. »Dachte ich mir.«
    »Was?«, zischte ihn Liya an.
    »Dass wir die gleiche Begabung haben. Oder Macke, wie man's nimmt. Wir sehen und spüren Dinge und wissen nicht genau, warum. Ich weiß nicht, wie es dir geht, ich jedenfalls hätte gerne endlich mal eine Erklärung dafür. Warum ich solche Dinge träume. Warum ich glaube, dass ich nicht vollständig bin. Warum mir mein ganzes Leben lang irgendwas fehlt und ich weiß nicht, was! Warum ich, verdammt noch mal, hier bin!!!« Er hatte den letzten Satz geschrien. Nun schwieg er wieder.
    »Ich hab darauf keine Antwort«, sagte Liya leise.
    »Aber ich«, erwiderte Sariel. »Ich hab's nämlich jetzt kapiert. Ich musste hierherkommen, um dich zu finden! Du hast mich gerufen.«
    »Hör auf!«, schrie Liya ihn an. Sie stieß ihn so heftig an, dass Sariel vom Kalmar rutschte. Kopfüber stürzte er ab und hätte sich vermutlich den Schädel aufgeschlagen, wenn Biao ihn nicht mit einem Tentakel abgefangen hätte. Liya sprang, so gut es mit dem verletzten Bein ging, ebenfalls von Biao herunter und ging auf Sariel los.
    »Was soll das? Willst du mich hier irgendwie einwickeln? Du bist mein Feind! Der Feind meines Volkes! Du hättest uns ohne Zögern alle ins Nichts gesprengt! Das werde ich niemals vergessen - und du besser auch nicht!«
    Sariel duckte sich unter den Schlägen, die blindlings auf ihn einprasselten. Aber je härter sie zuschlug, umso deutlicher wusste Sariel, dass er recht hatte. Während Liya auf ihn einprügelte, dachte er an Dinge, für die Menschen gestorben waren, weil sie es für ihre Bestimmung gehalten hatten. Zu allen Zeiten hatten Menschen Kriege entfesselt, Unschuldige niedergemetzelt, die

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