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Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
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an der Seite, lehnte gelangweilt gegen ein Regal voller Schminke und ließ ein Pappschwert langsam durch die Luft schwingen.
    » Ob man damit wirklich jemanden umbringen kann?«, fragte Kim. » Mrs. Jackson zum Beispiel?«
    Die drei Mädchen betrachteten das verbogene Schwert und mussten erneut lachen. Sie wurden vom Quietschen der Garderobentür unterbrochen, durch die ein rundes, bebrilltes Gesicht spähte.
    » Hab ich da gerade meinen Namen gehört?«, fragte Mrs. Jackson. » Braucht ihr irgendwas?«
    » Nein, alles klar, Mrs. Jackson«, sagte Kim, stieß mit dem Schwert in die Richtung der Lehrerin. Stirb stirb stirb, murmelte sie kaum hörbar. » Wir üben nur unseren Text.«
    » Sehr gut«, sagte Mrs. Jackson. » Aber beeilt euch. Die Kostümprobe fängt in…« Sie sah auf die Uhr, was eine Ewigkeit dauerte. » …sieben Minuten an.«
    Sie blieb noch einen Augenblick stehen, als wartete sie darauf, dass man sie entließ. Schließlich zog sie den Kopf wieder zurück.
    » Dazu hab ich jetzt überhaupt keine Lust«, sagte Daisy und spürte einen unangenehmen Druck auf der Brust. Lust hatte sie eigentlich schon– sie war nur nervös. Wie jedes Mal, wenn sie die Bühne betrat, und es wurde immer schlimmer. Wie sollte das dann erst bei der Aufführung werden? » Will jemand für mich einspringen?«
    » Und so tun, als würd ich mit Freddy knutschen? Vergiss es!«, sagte Chloe. » Da küss ich noch lieber Mrs. Jackson.«
    » Gelogen!«, sagte Daisy und grinste. Endlich hatte sie sich auch in den anderen Handschuh gequält und strich die Seide um ihren Ellbogen glatt. » Bereit?«
    Sie drehte sich vom Spiegel weg und zu Kim um. Ihre Freundin fuchtelte noch immer mit dem Schwert herum, jetzt schneller, wütender. Durch den hellen Schein der Glühbirnen hinter ihr konnte Daisy es nicht genau erkennen, aber sie hätte schwören können, dass sie mit unglaublich finsterem Blick zurückstarrte. Jedes Mal, wenn die mit Alufolie umwickelte Klinge die Luft durchschnitt, formten ihre Lippen dasselbe geflüsterte Wort.
    Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb. Stirb.
    » Äh… Kim?«, sagte Daisy. Kim schlug noch ein letztes Mal durch die Luft, dann zuckte sie zusammen, als würde sie aus einer hypnotischen Trance erwachen. Sie blinzelte ein paarmal verwirrt.
    » Hä?«, sagte sie nach einigen Sekunden.
    » Schon gut«, sagte Daisy und ging auf die Tür zu. » Also los, bringen wir’s hinter uns.«

Brick
    Fursville-Freizeitpark, Hemmingway,
Norfolk, 15 : 03 Uhr
    Brick Thomas hasste sie alle.
    Er hasste seinen Dad, er hasste seine Stiefmutter, er hasste seine richtige Mutter, weil sie gestorben war, als er noch als rothaariger Hosenscheißer in den Kindergarten ging; er hasste seinen Bruder, der vor zwei Jahren ausgezogen und Fallschirmspringer bei der Armee geworden war; seine Lehrer hasste er so richtig, weil sie ihm gesagt hatten, dass er gar nicht erst zu den Abiturprüfungen antreten müsse, und am meisten hasste er den Beratungslehrer, der seinem Dad erzählt hatte, dass er verhaltensauffällig sei; er hasste seine Freunde, wenn er sie überhaupt noch als solche bezeichnen konnte– schließlich redeten sie nicht mehr mit ihm; und wenn er ehrlich sein sollte, hasste er auch seine Freundin manchmal. Obwohl, da war er sich nicht so sicher, weil sich Liebe und Hass oft so ähnlich anfühlten, dass er keinen Unterschied erkennen konnte.
    Sich selbst hasste er auch, sein Gehirn, das ihn im einen Moment überglücklich und im nächsten todtraurig machte. Er hasste es, weil es ihm Sachen einflüsterte: Du taugst nichts, das kriegst du nie hin. Du bist völlig bescheuert. Keiner mag dich, weil du nicht ganz dicht bist. Das ging nicht die ganze Zeit so, aber oft genug, bis er wirklich glaubte, in seinem Oberstübchen würde ein Ding sitzen, das ihn zutiefst verachtete. Am meisten jedoch hasste er den Hass. Er war so anstrengend.
    Er saß auf der Betonrampe, die zum Strand führte, und warf gelangweilt Steine in die ruhige Brandung. Obwohl Ebbe herrschte, waren es nur etwa zwanzig Meter vom Meer bis zu der hohen Sanddüne hinter ihm. Hinter der Düne lag Fursville, ein riesiger Haufen aus rostigem Metall und faulendem Holz, Schrott und Rattenscheiße, der früher mal Norfolks größter und berühmtester Freizeitpark gewesen war.
    Als Kind war Brick ständig mit seiner Familie dort gewesen, hatte geduldig die lange, langweilige Fahrt auf der Landstraße von Norwich bis hierher durchgestanden. Fursville war es immer wert gewesen.

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